Die Lanze Gottes (German Edition)
und sagte schließlich: »Ich werde über deine Worte nachdenken, mein alter Freund. Berichte dem Grafen von Gleiberg, dadurch, dass er unter Eid vor dir bezeugt hat, nicht an der Intrige gegen mich beteiligt gewesen zu sein, hege ich weiter keinen Groll gegen ihn. Doch es ändert nichts an den Tatsachen. Dieser König ist nicht mehr mein König.«
»Das heißt, du wirst deinen Weg weitergehen, Otto? Du wirst einen Krieg in Sachsen riskieren, um das Herzogtum Bayern zurückzubekommen?«, fragte Notgar.
Otto runzelte die Stirn und legte Notgar dann die Hand auf die Schulter. »Du hast dich verändert. Du stehst auf der falschen Seite. Sage Hermann von Gleiberg, er soll gut auf den kleinen König aufpassen. Denn sobald ich die Möglichkeit dazu habe, töte ich ihn. Sage ihm, der Herzog von Bayern ist kein Geringerer als Otto von Northeim. Die Sachsen stehen geschlossen hinter mir, und wenn ihm etwas an Sachsen liegt, so möge Hermann sich mir anschließen. Ich würde sein Schwert nicht ablehnen. Wenn er sich jedoch für die Schwaben und den König entscheiden sollte, werde ich nicht zögern, ihn zu töten, und mein Schwert auch gegen dich erheben, Notgar, es sei denn, du kommst zur Vernunft!«
Notgar wusste, dass der es ernst meinte. Er fühlte sich zerrissen. Als geborener Sachse liebte er sein Land und hielt von König Heinrich ebenso wenig wie Otto von Northeim, auf der anderen Seite fühlte er sich Hermann von Gleiberg verpflichtet, mit dem ihn mittlerweile eine tiefe Freundschaft verband. Er hatte einige Dienstherren gehabt, doch zwei Männer beeindruckten ihn ganz besonders. Der eine befand sich vor ihm. Der andere war Hermann. Und die beiden standen auf unterschiedlichen Seiten. Das machte den Söldner traurig. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte daran nichts ändern. »Es geht bei allem, was du tust, immer nur um Besitz und Macht, Otto. Dafür verheiratest du sogar dein eigen Fleisch und Blut mit dem Feind.« Notgar kannte Mathilde und hatte sich immer berufen gesehen, sie zu beschützen. Daher billigte er den Entschluss Ottos seinerzeit nicht, die noch viel zu junge Mathilde dem Werler Grafen Konrad zur Frau zu geben.
»Fang nicht wieder damit an. Ich hätte dir niemals eines meiner Kinder zur Frau gegeben, Notgar. Ich schätze dich, doch du bist nicht von Adel. Ja, es stimmt. Bei der Eheschließung Mathildes mit Konrad waren auch andere Interessen im Spiel. Ich spiele nicht wie ein Kind, Notgar, ich bin kein Vagant, der Lieder der Liebe singt. Ich bin Otto von Northeim. Allerdings hat die Eheschließung nicht gerade zu dem geführt, was sie bewirken sollte. Die Werler stehen treuer zum salischen Königshaus denn je.«
»Du willst die Krone!«, schloss Notgar erstaunt.
Otto lachte. »Nein! Das ist wahrlich nicht mein Ziel, aber ich will mitentscheiden, wer sie auf dem Kopf trägt. Das ist mein Recht als einer der mächtigsten Männer im Reich.«
Notgar schob seine Unterlippe vor. »Nun, so sei es Otto.« Er sah ein, dass er nicht weiterkam.
Die Hände der beiden Männer umschlossen sich und Notgar blickte Otto fest in die Augen. »Ich hoffe, dass wir uns in der Schlacht niemals gegenüberstehen.«
»Das hoffe ich auch, alter Freund.«
XXX
Notgar kehrte im Frühjahr vom Hofe des Königs zurück. Janus begrüßte ihn im Burghof. Der Söldner lenkte sein Pferd in Richtung der Stallungen, wo ein Bediensteter den Zelter entgegennahm.
»Janus!«, rief Notgar und winkte. Als er vor ihm stand, umarmte er ihn herzlich.
Janus lachte. »Willkommen zu Hause! Sag, was bringst du für Nachrichten vom Königshof? Ist Hermann wohlauf?«
»Hermann geht es gut und dem König ebenso. Man könnte sogar sagen, es geht ihnen blendend. Die Dinge laufen gut für Heinrich!«
Janus ging ein Stück mit Notgar. »Was ist geschehen?«
»Nun, die Sachsen sind immer noch aufsässig, was ich durchaus verstehen kann, aber aus Rom gibt es Neuigkeiten.«
Janus stutzte. »Aus Rom?«
»Ja. Papst Alexander ist tot und, wie alle Welt weiß, war sein Verhältnis zu König Heinrich nicht gerade das allerbeste.«
Janus nickte, er wusste davon. Vor einigen Jahren wollte sich der König von seiner Frau Bertha von Turin scheiden lassen, aber der Papst erteilte ihm eine strikte Absage. »Gibt es schon einen neuen Papst?«
Notgar zuckte mit den Schultern. »So wie ich gehört habe, handelt es sich um einen ehemaligen Mönch mit Namen Hildebrand. Am Hof des Königs erzählt man sich, das Volk in Rom habe bei der Beisetzung
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