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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Alexanders Hildebrands Namen gerufen. Hildebrand nennt sich nunmehr Papst Gregor VII. Allerdings hat er damit wohl gegen das Papstwahldekret verstoßen, denn demnach hat der deutsche König bei der Wahl ein Mitspracherecht. Heinrich war davon nicht besonders begeistert, aber er hat derzeit wohl andere Probleme. Er will all seine Getreuen in Goslar sehen, um sich dort mit den mächtigsten Fürsten aus Sachsen zu treffen und die Streitigkeiten um die Krondomäne im Harzvorland endlich beizulegen. Ich soll dir von Hermann ausrichten, deine Anwesenheit sei
    jedoch nicht erforderlich. Es ist ihm lieber, du bleibst weiterhin in Gleiberg.«
    Janus atmete auf. Nichts lieber als das, dachte er.
    Am Abend saß Janus in der Halle der Burg Gleiberg vorm Kamin und starrte in die Flammen. Er dachte über die Neuigkeiten vom königlichen Hof nach. »Papst Gregor«, murmelte er und schüttelte gedankenverloren den Kopf. Würde das für sie irgendwelche Konsequenzen haben? Er verwarf den Gedanken gleich wieder. Rom war weit weg und er hatte andere Probleme. Das Schreiben fiel ihm wieder ein. Vor einer Woche hatte es ein Bote aus Bremen gebracht. Janus ging zu der Truhe, in der er die wichtigsten Dokumente aufbewahrte, und holte es hervor. Seit er den Brief bekommen hatte, las er ihn immer wieder. Er stammte von seinem Freund Adam und erinnerte ihn an eine schon fast vergessene Aufgabe, die Suche nach der Heiligen Lanze. In den letzten Jahren war er hier so glücklich gewesen, dass er kaum noch daran dachte. Adams Nachricht wühlte ihn auf. Er hatte manches Mal in Gleiberg auf der Brustwehr gestanden, die Sonne langsam über dem Frankenland untergehen sehen und sich an die Eskeburg erinnert. Janus dachte an Adela, den einzigen Menschen, der in die Tiefe seines Herzens sehen und spüren konnte, wie er trotz seines Glücks unendlich traurig war.
    Als hätten seine Gedanken sie herbeigerufen, stand sie plötzlich hinter Janus und er fühlte, wie sich ihre Hände um ihn legten. »Eines Tages wirst du mich heimführen und sie mir zeigen, Janus von Esken. Eines Tages sehe ich deine Eskeburg.«
    Er drehte sich zu ihr und lächelte sie an. Konnte sie in seinen Kopf sehen? Fast erschien es ihm so. »Ja, Adela. Eines Tages werde ich dich und Ruger auf meine Burg bringen und die Ehre meines Vaters wiederherstellen.« Sein Blick fiel auf Adams Brief. Noch einmal überflog er die Zeilen.

    Mein lieber Freund Janus!
    Die Dinge in Bremen haben sich geändert, seitdem Bischof Adalbert tot ist. Mein neuer Dienstherr, Bischof Liemar, versucht, die Politik Adalberts weiterzuführen. Er weiß nichts von der Heiligen Lanze und unserer einstigen Suche danach. In den letzten Jahren habe ich häufig über unsere Reise nachgedacht. Die Heilige Lanze lässt mich nicht los. Ich weiß, du wirst dich noch an die alte Heidin damals in Dänemark erinnern. Sie sprach von einem Mönch namens Nicolaus. Ich habe etwas über ihn herausgefunden. Es gab zwei Mönche in dieser Zeit mit solchem Namen. Einer verstarb in Northumbria, im wieder aufgebauten Kloster Lindisfarne. Zunächst dachte ich, das könne er sein, vielleicht hat er die Lanze zurückgebracht an den Ort, wo sie einst von den Wikingern gestohlen wurde, doch dies erwies sich als falsch. Der zweite Mönch mit diesem Namen hielt sich tatsächlich in Haithabu auf und war kein Geringerer als der Beichtvater von Königin Mathilde, der Mutter des Großen Kaisers Otto, der mithilfe der Heiligen Lanze die Ungarn aus dem Reich vertrieb. Was seine Mutter wohl gedacht haben mag, als sie ihren Sohn mit einer Fälschung in die Schlacht ziehen ließ? Aber ich will nicht abschweifen. Königin Mathilde gründete zu der Zeit das ehrwürdige Klosterstift Quedlinburg und hatte zu ihrem Beichtvater Nicolaus ein intensives Verhältnis. Manche sagen sogar ein etwas zu intensives. Doch ich will ihr keine Sünde nachsagen. Falls es sich bei ihm um den gesuchten Mönch handelte, stellt sich die Frage, was hat er mit der Lanze gemacht? Ich glaube, er übergab sie seiner Königin. Mathilde setzte sich für die Armen ein und half, wo sie konnte. Die Heilige Lanze als Kriegssymbol hätte den Glauben verhöhnt, dem sich Mathilde so sehr verpflichtet fühlte. Ich denke, ihr Beichtvater wusste um die
    Gottesfürchtigkeit der Königin und er vertraute ihr. Somit verstieß er nicht gegen seinen Schwur, die Lanze niemals einem König auszuhändigen. Die Frage ist, was hat die Königin mit der Lanze gemacht? Sie musste sie an einen sicheren Ort

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