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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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unwirsch.
    Er lachte verbittert. »Du weißt, dass deine Worte töricht sind, Mathilde. Er hat Tausenden sächsischen Weibern ihre Söhne und Ehemänner genommen. Er hat sie mit Gewalt zu den Waffen gezwungen.«
    Mathilde ballte die Hand zu einer Faust. Sie hätte ihm für diese Worte am liebsten ins Gesicht geschlagen, doch er fing ihre Hand ab. »Lass das! Ich bin keiner deiner Pagen, vergiss das nicht!«, zischte er.
    Sie spürte Zorn in sich hochsteigen, doch gleichzeitig wuchs ihr Respekt vor ihm. Jedem anderen hätte sie für ein solches Verhalten die Zunge herausschneiden lassen, ihm jedoch verzieh sie. Er zog ihren Kopf zu sich, ignorierte ihren halbherzigen Versuch sich zu wehren und küsste sie.
    Mathilde machte sich von ihm los, denn sie wollte erst erfahren, was er wusste. »Du denkst, es ist noch nicht alles verloren?«
    Er lächelte sie an. »Wer weiß. Die Adeligen, die die Schlacht an der Unstrut überlebt haben, sind entweder auf Heinrichs Seite oder auf der Flucht. Doch nach wie vor hat er Feinde. Und derzeit sieht es so aus, als habe sich der König den mächtigsten Feind auf Erden ausgesucht. Gottes Stellvertreter, Papst Gregor.«
    Mathilde war überrascht. »Den Papst?«
    Er lächelte selbstgefällig. »Ich hörte, Papst Gregor habe ein Dictatus Papae verfasst, welches die Stellung des Papstes gegenüber den Königen regeln soll. Darin fordert der Heilige Vater, dass er allein Bischöfe ernennen und auch wieder absetzen kann. Auch, dass es ihm erlaubt sei, Kaiser abzusetzen. Er stellt sich damit weit über den König. Heinrich hat vor Kurzem einige Bischöfe in Italien ernannt und gerät nun mit dem Papst darüber in Streit. Man erzählt sich, der Heilige Vater habe als Warnung einige der Ratgeber Heinrichs gebannt. Und wenn der König nicht einlenkt, wird er vielleicht selbst unter Bann gestellt. Die Sache ist zu einem Machtspiel der zwei bedeutendsten Männer der Welt geworden.«
    Mathilde zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Rom ist weit entfernt. Davon haben die Sachsen auch nichts!«
    Ihr Gegenüber stützte den Kopf auf die Hand. »Mathilde, denk nach! Was glaubst du geschieht wohl, wenn der König in den Besitz der Heiligen Lanze kommen würde?«
    »Seine Macht würde gestärkt«, murmelte Mathilde in Gedanken versunken.
    »Und nun stell dir vor, der Papst würde in Besitz der Reliquie gelangen.«
    Mathilde wurde plötzlich klar, worauf er hinauswollte. Aufgeregt wie ein kleines Kind blickte sie zu ihm herüber. »Der Papst würde die Lanze als Zeichen Gottes werten und sie dazu benutzen, die Macht des Königs zu schwächen. Er könnte behaupten, Heinrich habe von dem Betrug gewusst und mit einer Fälschung die gesamte Christenheit getäuscht. Die Lanze könnte eine Entscheidung herbeiführen.«
    Nachdenklich warf er ein weiteres Steinchen in den Bach. »Derjenige, der in ihrem Besitz ist, verfügt über eine große Reliquie und sehr viel Macht. Sie müsste jemandem zugespielt werden, der den Willen und die Macht hat, König Heinrich zu stürzen. Einem Mann wie dein Vater oder …«, der Mann zögerte.
    »Rudolf von Rheinfelden!«, vervollständigte Mathilde den Satz.
    Er antwortete nicht.
    Mathilde stand auf und seufzte. »Leider weiß niemand, wo sich die Lanze befindet. Die Äbtissin von Quedlinburg schweigt.«
    Sie sah auf ihren Liebhaber und kannte diesen versonnenen Blick. Sie wusste, dass dies noch nicht alles war, was er preiszugeben gedachte. »Rede! Bei allen Engeln! Sage mir, was du weißt!«
    »Ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll.«
    Sie sprang auf, stapfte wütend hin und her und warf die Arme in die Luft. »Bei allen Heiligen! Du lässt mich durch halb Sachsen reisen, um mir dann nicht zu erzählen, was du weißt?« Sie konnte es nicht glauben.
    Er stand ebenfalls auf und legte ihr eine Hand an die Wange, dann sagte er sanft: »Ich wollte dich sehen, Mathilde.«
    »Er wollte mich sehen!«, wiederholte Mathilde höhnisch seine Worte und hob abermals die Arme. Sie würde sich keineswegs damit zufrieden geben, so von ihm abgespeist zu werden. »Ich glaube, du weißt gar nichts! Die Äbtissin hat das Versteck nicht preisgegeben und sie wird es auch in Zukunft nicht tun.«
    Er sah sie an und rang sichtlich mit sich, dann erwiderte er: »Die Äbtissin hat das Versteck preisgegeben und Janus von Esken die Lanze ausgehändigt. Graf von Esken weiß, wo sich die Lanze befindet.«
    Mathilde sah ihn mit großen Augen an, dann schmunzelte sie zufrieden. Er konnte ihr nicht

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