Die Lanze Gottes (German Edition)
war nur wenigen Rittern im Reich vorbehalten, außerdem musste jemand die Waffenknechte aus Gleiberg befehligen.
Die Heere setzten sich in Bewegung. Die Klingen, die sie vor die Schilde schlugen, um dem Gegner Furcht einzuflößen, vermischten sich mit dem Schreien der Männer zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Dann prallten die ersten geschlossenen Linien aufeinander. Das Morden begann.
Janus befand sich weiter hinten. Sie standen Schulter an Schulter, er fühlte die Hitze seiner Nachbarn, konnte ihren Atem riechen. Wie sollte er bei dem Gedränge überhaupt seinen Schwertarm heben?
Ein einziges schieben und drücken. Dazwischen krochen einige der Waffenknechte nach vorne und versuchten, mit ihren Messern in die Beine oder Füße des Gegners zu stechen, um die Reihen zum Wanken zu bringen. Die vorderste Linie hielt die Schilde geschlossen und aus der zweiten Reihe stachen die Speerträger nach den Gesichtern der Feinde.
Viele der Waffenknechte überlebten die erste Angriffswelle nicht. Durch das Blut, die Toten und Verletzten am Boden wurde es immer schwieriger, sich auf den Beinen zu halten, und Janus befürchtete, das Gleichgewicht zu verlieren, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte. Von hinten drückte die Masse der nachrückenden Männer, um durch die gegnerischen Linien zu kommen.
Schließlich ließ Otto von Northeim seine schwere Reiterei in die Schlacht eingreifen. Durch die Wucht ihrer Lanzen brach die Linie und Panik brach aus. Janus versuchte, etwas zu sehen und die Männer zu beruhigen. Ottos Ritter ließen die Lanzen fallen und zogen ihre Äxte und Schwerter. Verzweifelt versuchten die Waffenknechte, sich gegen die gepanzerten Ritter auf ihren großen Pferden zu wehren.
»Schließt die Linie wieder!«, brüllte Janus die Waffenknechte an, doch es bereitete ihm selbst alle Mühe, nicht zu stürzen. Die Reihen lösten sich auf. Es kam zu Zweikämpfen. Janus konzentrierte sich auf die Lektionen, die er von Notgar gelernt hatte. Er dachte nicht über sein Handeln nach, der Instinkt leitete ihn. Es erschien fast, als übernehme sein Schwertarm die Führung. Und war er vor dem Kampf noch voller Furcht gewesen, so war diese nun wie weggeblasen. Gegner um Gegner streckte er nieder. Er kannte nicht ihren Namen, ihre Frauen, ihre Familien und dachte auch nicht darüber nach. Sie standen ihm einfach im Weg. Namenlose Gestalten, die ein Schwert oder eine andere Waffe trugen, und ihn töten wollten. Es ging nur um eines: sie oder er. »Für König Heinrich!«, brüllte er bei jedem Schlag.
Schließlich gewannen Ottos Männer die Überhand. Es waren einfach zu viele. Janus und die Seinen mussten zurückweichen. Er blickte zurück auf den Hügel, auf dem Hermann mit der
Reiterei stand und noch immer abwartete. Der Boden an der Unstrut war rot getränkt vom Blut der Gefallenen, doch der König trieb sie immer wieder an. Janus stimmte ein in die Rufe. »Vorwärts! Schlagt sie!«
Janus blickte sich um und konnte kaum noch welche seiner Waffenknechte ausmachen. Es schien, als stünden Tausende sächsischer Bauern um ihn herum, einzig und allein mit dem Ziel, ihn in Stücke zu hacken. Plötzlich tauchte Notgar neben ihm auf und griff ihn fest am Arm. »Janus! Komm zu dir! Wir müssen zurück, sonst sind wir des Todes!« Janus starrte ihn an. Wieder rannten mehrere Angreifer auf sie zu. Erneut hob Janus sein Schwert. »Für König Heinrich! Für König Heinrich!«
Notgar schrie: »Komm Janus! Zurück! Zurück!«
Janus blickte zum gegenüberliegenden Hügel. Entsetzt sah er weitere gegnerische Reiter. Hatte Otto von Northeim seine schwere Reiterei geteilt? Wo kamen diese ganzen Ritter her? Sie würden ihnen den Rest geben, daran zweifelte Janus nicht mehr. Notgar hatte recht, sie mussten zurückweichen.
»Wo, um Gottes Willen, bleibt Hermann? Sind wir dem König weniger wert als ein verdammtes Schlachtross?«, brüllte er in Richtung Notgar. Der zeigte auf den Hügel und Janus sah, dass sich Hermanns Reiterei endlich in Bewegung gesetzt hatte.
Der nun folgenden Übermacht konnten sich die ausgelaugten Sachsen nicht erwehren. Der Plan des Königs ging auf und traf die Männer Northeims überraschend. Janus schlug wie im Rausche wild um sich. Die meisten Gegner hatten seinen Hieben nichts entgegenzusetzen. Es waren nur Bauern. Erst der Blick auf Hermanns Männer brachte ihn wieder zur Besinnung, denn durch ihre Übermacht brach die sächsische Linie vollends ein. Es entstand ein großes Durcheinander und die
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