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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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zu. Zorn funkelte in seinen Augen. »Konrad von Werl, Ihr wagt es, so mit mir zu sprechen? Ihr wagt es, etwas von Eurem König zu verlangen?«
    Es wurde totenstill in der Halle. Alle schauten gebannt auf die Szenerie. Einen Augenblick lang herrschte eisiges Schweigen, dann stand Konrad auf und senkte den Blick. Er sprach mit langsamen und ruhigen Worten: »Ich diente Euch immer und würde ohne zu zögern mein Leben für Euch geben, doch das ist die falsche Entscheidung, mein König.«
    Janus erstaunte der Mut, den Konrad offenbarte, indem er sich offen gegen den König stellte. Hatte er sich in dem Werler Grafen getäuscht? Waren es nicht nur Macht und Geldgier, die ihn antrieben? Konrad schaute zu König Heinrich hoch und hielt seinem Blick stand. Das hatte Janus ihm nicht zugetraut und seine Achtung vor dem Grafen von Arnesberge wuchs.
    Der König bekam einen wahren Wutausbruch. »Was erlaubt Ihr Euch, Konrad von Werl? Auch wenn Ihr mir treu gedient habt, wagt es nie wieder, meine Entscheidung infrage zu stellen! Ich will, dass Otto von Northeim gefunden wird. Jedes Mitglied seiner Familie und jeder, der mit ihm im Kampf seine Hand gegen mich erhoben hat, kriecht vor mir im Staub und bittet mich um Gnade, oder er ist des Todes! Wenn Ihr das nicht akzeptieren könnt, so nehmt Euer Schwert zurück, das Ihr mir angeboten habt, und entfernt Euch vom Hofe!«
    Konrad verbeugte sich. »Wenn dies Euer Wunsch ist, mein König, so werde ich ihm entsprechen.« Dann verließ er die Halle.

Dritter Teil
1075 bis 1081

XXXV
    Mathilde wusste um die Gefährlichkeit, in diesen unsicheren Zeiten allein durch Sachsen zu reisen. Daher hatten drei ihrer treusten Diener sie begleitet. Ihr Vater, Otto von Northeim, war verschwunden. Wahrscheinlich hielt er sich irgendwo versteckt. Was Konrad nach seiner Rückkehr vom Königshof berichtet hatte, fand sie ungeheuerlich, und zum ersten Mal fühlte sie so etwas wie Achtung vor ihrem Gemahl, der sich offen gegen den König gestellt
    hatte.
    Sie sollte vor Heinrich knien? Niemals! Eher würde sie sterben! Die Familie der Northeimer war eine der größten Adelsfamilien in Sachsen. Was bildete sich dieser König ein?
    Ob ihr Vater das Blatt noch einmal wenden konnte? Die Sachsen würden es nicht mehr wagen, sich gegen den König zu stellen, nachdem Heinrich sie in die Knie gezwungen hatte. Vielleicht würde sich ihr Vater irgendwann mit Heinrich versöhnen, wenn er überhaupt noch lebte. Das hatte er schließlich schon einmal gemacht. Doch noch schien nicht alles verloren. Mathilde dachte nicht daran, aufzugeben. Zunächst wollte sie sich mit ihrem Spitzel aus Sachsen treffen, der wichtige Nachrichten für sie besaß. Ihrem Gemahl hatte sie erzählt, sie wolle zu ihrer Schwester Ethelinde reisen. Konrad war ohnehin zu beschäftigt mit sich selbst und seinem Zerwürfnis mit dem König. Wahrscheinlich tat es ihm schon leid und er haderte mit seiner Entscheidung.
    Mathilde blickte sich um. Von Weitem konnte sie das Kloster Corvey sehen, in dem sie am Morgen eingekehrt war. Ihre Dienerschaft hatte sie dort zurückgelassen. Es war früher Abend und sie wollte zu dem alten verlassenen Bauernhaus. Mathilde kannte den Ort und ihr Spitzel ebenso. Einige Male hatten sie sich hier schon getroffen.
    Sie lief den Hügel hinab, erreichte schließlich in einer Talsenke das verfallene Haus und setzte sich an den kleinen Bach. Mathilde starrte auf das Wasser, das silbrig im Mondlicht schimmerte. Plötzlich trat jemand von hinten an sie heran. Er umfasste sie, streichelte ihre Brüste und küsste sie in den Nacken. Mathilde machte sich von ihm los. »Lass das!«
    »Du kannst es doch sonst kaum erwarten«, antwortete der Mann.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Sachsen hat verloren, ich bin nicht in Stimmung.«
    Er lachte und ließ sich ins Gras gleiten. »Mathilde von Northeim ist nicht in Stimmung?«
    Mathilde tat es ihm gleich. Er blickte sie an. »Wenn du glaubst, des Königs Macht sei ungebrochen, so irrst du, Mathilde.«
    Sie zog ihre Stirn in Falten. »Die Fürsten werden nie wieder ein sächsisches Heer aufstellen können, das in der Lage wäre, Heinrich die Stirn zu bieten.«
    Er nahm ein Steinchen und warf es in den Bach, dann schnalzte er mit der Zunge. »Vielleicht hast du recht. Sachsen besteht fast nur noch aus den wenigen Bauern, die überlebt haben, oder sich erfolgreich vor deinem Vater verstecken konnten.«
    »Mein Vater hat getan, was er tun musste. Zum Wohle unseres Landes«, erwiderte sie

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