Die Lanze Gottes (German Edition)
Deutschen. Er hat die Sachsen bezwungen und das Reich groß gemacht. Keinem Kirchenmann wird Heinrich sich mehr beugen, weder einem Bischof noch einem Papst!«
»Woher willst du das wissen?«
»Er ist mir vertraut von Kindesbeinen an. Denk an meine Worte: Es wird zum offenen Kampf zwischen dem König und dem Papst kommen.«
Des Königs Blick verfinsterte sich und er rief: »Ein Schreiber soll kommen!«
Kurz danach wurde Janus zusammen mit den anderen Adeligen und Bischöfen Zeuge, wie der König einen Brief diktierte.
»Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern durch Gottes gerechte Anordnung König, an Hildebrand, nicht mehr Papst, sondern falscher Mönch. Du scheutest dich nicht nur nicht, die Lenker der heiligen Kirche, nämlich Erzbischöfe, Bischöfe und Priester, die doch Gesalbte des Herrn sind, anzutasten, nein, wie Knechte, die nicht wissen, was ihr Herr tut, zertratest du sie unter deinen Füßen und gewannst dir dabei die Zustimmung aus dem Munde des Pöbels.
Aber du hast unsere Demut für Furcht gehalten und dich daher nicht gescheut, dich sogar gegen die uns von Gott verliehene königliche Gewalt zu erheben; du hast zu drohen gewagt, du würdest sie uns nehmen, als ob in deiner und nicht in Gottes Hand Königs- und Kaiserherrschaft lägen. So steige du denn, der du durch diesen Fluch und das Urteil aller unserer Bischöfe und unser eigenes verdammt bist, herab, verlasse den apostolischen Stuhl, den du dir angemaßt hast.
Ich, Heinrich, durch die Gnade Gottes König, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab!«
Der König endete, setzte sich wieder und blickte auf die Anwesenden. Janus sah in vielen Gesichtern Entsetzen. Der König wagte es, den Papst zur Abdankung aufzufordern. Niemand traute sich etwas zu sagen und Janus wusste, es kam einer offenen Kampfansage an den Papst gleich. Der kurze Moment der Stille erschien ihm unerträglich lang. Welche Konsequenzen würde es für sie alle haben? Gegen seinen Willen bewunderte er den König für seinen Mut. Das hatte noch kein Herrscher gewagt!
Am nächsten Abend wurde Janus persönlich zum König gerufen. Auf dem Weg überlegte Janus fieberhaft, was wohl der Anlass sein könnte. Warum wurde ausgerechnet er gerufen und nicht Hermann? Wusste der König vielleicht etwas über die Heilige Lanze?
Als er eintrat, saß Heinrich neben einer Öllampe über ein Pergament gebeugt. Janus beobachtete, wie er rotes Wachs nahm und das Schreiben verschloss, bevor er sein königliches Siegel darauf setzte. Dann sah er zu ihm auf. »Janus von Esken, bitte nehmt
Platz!«
Janus verbeugte sich und setzte sich ihm gegenüber. »Danke, mein König. Womit kann ich Euch zu Diensten sein?«
»Halten wir uns nicht lange mit höfischem Geplänkel auf und kommen gleich zur Sache, Graf von Esken. Ich habe mich über Euch erkundigt und auch über Euren Vater. Bischof Adalbert schätzte Euch als, nun sagen wir einmal, geschickten Diplomaten. Es wird erzählt, Ihr könntet sehr gut mit Worten umgehen. Wie man mir berichtete, zeigte sich seinerzeit auch König Sven Estridsson von Euch beeindruckt. Jetzt benötige ich Eure Dienste.«
Der König schien erstaunlich viel über ihn zu wissen, fand Janus, traute sich jedoch nicht nachzufragen, woher er sein Wissen bezog. »Was immer Ihr befehlt, mein König«, gab er zur Antwort.
»Es wird Euch schwerfallen, da Ihr immer noch der Meinung seid, Graf Konrad von Werl sei zu Unrecht im Besitz Eurer Ländereien. Dennoch glaube ich, Ihr seid der Richtige, um eine Botschaft von mir nach Arnesberge zu bringen!«
Janus schluckte. Der König wollte ihn zu Konrad schicken?
Heinrich blickte ihn prüfend an. »Ich habe die sächsischen Fürsten, die sich auf der Flucht befinden, begnadigt. Wenn sie mir die Treue schwören, wird ihnen nichts geschehen. Das Reich muss in diesen Zeiten Einigkeit bewahren. Euren Schwiegervater schicke ich mit der gleichen Botschaft nach Sachsen. Selbst Otto von Northeim sei Gnade gewährt, wenn er mir die Treue schwört. Ich möchte, dass Ihr diese Nachricht nach Arnesberge zur Rüdenburg bringt. Ich verlasse mich auf Euch. Versucht die Wogen ein wenig zu glätten. Ihr kennt den Werler Grafen und auch dessen Gemahlin.«
Janus verspürte zwar keine große Lust darauf, Graf Konrad und Mathilde wiederzusehen, doch der Befehl von Heinrich war eindeutig. Der König konnte es sich nicht leisten, zusätzlich zum Papst auch mächtige Fürsten des Reiches gegen sich zu haben.
Janus
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