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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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junger Freund, gehen wir!«

XVII
    Konstanze schlenderte durch die Felder unterhalb der Eskeburg und sah den Bauern bei ihrer Arbeit zu. An diesem wunderschönen Frühlingstag spiegelte sich das Licht der Sonne in der Rumia und Konstanze genoss die wärmenden Strahlen auf ihrem Gesicht. Sie hielt einen Moment inne und schloss die Augen. So in sich
    versunken fühlte sie sich wie in einer anderen Welt. Doch plötzlich riss das Geräusch von Pferden und einer Stimme sie aus ihren Gedanken. »Macht Platz für die Grafen von Northeim!«
    Sie öffnete die Augen und sah einen Ritter mit großem Gefolge die Rumia entlang kommen. Die Bauern unterbrachen ihre Arbeit und fielen auf die Knie. Konstanze beobachtete den Reiterzug, an dessen Spitze ein älterer Mann mit leicht ergrauten, langen Haaren und einer herrlichen Rüstung ritt, neben ihm ein junges Mädchen. Sie war vielleicht ein paar Jahre älter als Konstanze und trug ein edel verziertes, gelbes Obergewand, das an der Hüfte gegürtet war und unter dem sich ihre großen Brüste abzeichneten. Unter ihrer Haube lugten einige lange, schwarze Locken hervor. Konstanze schaute sich um und sah, dass alle Bauern ihre Köpfe senkten. Niemand wagte, die Grafen anzusehen. Das Gefolge zog langsam an ihr vorbei.
    Plötzlich wendete der große Ritter sein Pferd und trabte auf Konstanze zu. Sie blieb regungslos stehen und wich nicht zur Seite. Der Reiter stand jetzt direkt vor ihr. Rasch senkte sie ihr Haupt und ging auf ein Knie, als sie sich ihrer Respektlosigkeit bewusst wurde.
    »Steh auf!«, sprach der Ritter.
    Konstanze blickte zu ihm hoch und erhob sich. Ein narbiges, von vielen Kämpfen gezeichnetes und dennoch Kraft ausstrahlendes Gesicht musterte sie. »Warum hast du nicht vor uns gekniet? Hat dich dein Herr keinen Respekt gelehrt?«
    »Verzeiht, Euer Gnaden, ich war überwältigt von der Schönheit Eurer Begleiterin«, antwortete Konstanze wahrheitsgemäß. Der Ritter lachte plötzlich und erwiderte: »Nun, Bauernmädchen, du bist auch nicht gerade hässlich!« Dann schaute er an Konstanze herab. »Sei froh, dass du ein so hübsches kleines Ding bist, und kein Jüngling, denn sonst würdest du für so viel Frechheit dein Leben lassen!« Konstanze senkte den Blick, sie wagte nicht mehr, ihn anzusehen. »Verzeiht, Euer Gnaden.«
    »Diese Schönheit ist deine zukünftige Herrin und meine Tochter, Mathilde von Northeim. Ich bin Otto von Northeim und wir sind unterwegs zur Rüdenburg, wo sie Euren Grafen Konrad ehelichen wird. Sage mir, wie weit ist es noch bis zur Burg?«
    »Nicht mehr weit, Herr. Der Fluss macht noch drei Biegungen und Ihr seid da«, antwortet Konstanze.
    »Geh voraus und weise uns den Weg!«, sagte der Ritter mit einem Ton in der Stimme, der keinen Widerspruch zuließ.
    »Ja, Herr«, antwortete Konstanze und ging dem Tross voraus.
    Nach etwa einer Stunde erreichten sie das Rumiatal unterhalb der Rüdenburg. Die Burg war erst in diesem Jahr fertig gestellt worden. Konstanze sah, dass sämtliche Baugerüste abgebaut waren. Stolz und majestätisch lag sie in der Abendsonne. »Wir sind da, Euer Gnaden.«
    Der Ritter ließ sein Pferd ein paar Schritte an sie herantraben und blickte sie eine Weile an. »Wie ist dein Name?«
    Sie sah nach unten. »Konstanze, Herr!«
    »Schau mich an, wenn ich mit dir rede!«
    Konstanze blickte zu ihm hoch.
    Otto von Northeim musterte sie. »Du bist keine Bäuerin. Ich erkenne einen Bauern, wenn ich ihn sehe.«
    »Ich bin eine Heilerin, Herr.«
    Der Graf von Northeim kratzte sich am Kinn. »So, so, eine Heilerin. Nun, hab Dank junge Heilerin für deine Dienste.« Dann griff er in seinen Lederbeutel, den er am Gürtel trug, holte ein Geldstück heraus und warf es Konstanze zu, die es auffing und sich bedankte.
    »Ein hübsches Kind mit schnellen und geschickten Händen. Vielleicht hätte Gott eine Adelige aus dir machen sollen«, sagte Otto von Northeim, wendete sein Pferd und ritt wieder an die Spitze des Trosses.
    Konstanze blickte dem Zug noch eine Weile nach. Ja, vielleicht hätte Gott das tun sollen, dachte sie traurig und machte sich auf den Heimweg.

XVIII
    Die Dombibliothek, in die Adam ihn führte, beeindruckte Janus. Es war schon sehr spät, doch es schien, als könne der Mönch es nicht erwarten, ihm den Kodex zu zeigen. Der entzündete eine Öllampe und stellte sie auf einen Tisch zwischen den unzähligen Regalen. Ein Schemel stand davor und Adam wies ihn an, sich setzen. Dann verschwand er, um wenig später mit einem

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