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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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ebenso verwirkt wie ich das meine. Sein Hass auf deinen Vater war zu groß.« Janus verspürte nicht die geringste Lust, Hermann schon wieder zu verlassen, doch es machte den Anschein, als wolle er ihm genau das vorschlagen.
    »Was können wir tun?«
    Hermann runzelte die Stirn. »Seit über zweihundert Jahren betrügt die Bruderschaft die Herrscher und Päpste, die immer an die Kraft der Heiligen Lanze geglaubt haben. Wenn die Welt erfährt, dass alles nur eine große Lüge ist, werden alle beteiligten Fürsten der Bruderschaft ihrer gerechten Strafe zugeführt. Leider gibt es kaum mehr jemanden im Reich, der so viel Macht besäße, das zu tun.«
    Janus spürte, wie ihn der Zorn übermannte. »Ich werde Rudolf von Rheinfelden töten!«
    Hermann lachte verbittert. »Glaube mir, Janus, Rudolf ist nicht so einfach zu töten. Er ist einer der besten Ritter des Königs.«
    »Ich bin es leid wegzulaufen.« Hermann schwieg und Janus konnte sehen, dass der Graf angestrengt nachdachte. »Ich selbst kann mich im Reich nicht mehr frei bewegen. Gleiberg ist schwer einzunehmen, außerdem ist die Burg für das Reich zu wichtig. Sie werden mich einige Zeit in Ruhe lassen, allerdings nicht auf ewig.«
    »Wir müssen das Werk meines Vaters vollenden«, sagte Janus bestimmt.
    Hermann fasste sich nachdenklich ans Kinn, dann antwortete er: »Du musst zuerst den Kodex finden. Er führt dich vielleicht zur wahren Lanze. Wenn es dir gelingen sollte, sie zu finden, übergib sie Bischof Adalbert von Bremen. Er ist der Einzige im Reich, der die Macht besitzt, die Lügen der Bruderschaft aufzudecken.«
    Am nächsten Morgen gab Hermann Janus etwas Geld und schenkte ihm den Zelter. Er überreichte ihm ein Pergament. »Reise nach Bremen und suche einen Mönch namens Adam. Er ist ein Kleriker an der Domschule und einer der engsten Vertrauten von Bischof Adalbert. Ihm hat Johannes den Kodex zur Verwahrung überlassen. Die Nachricht, die ich dir mitgebe, ist für den Bischof bestimmt. Achte darauf, dass nur er den Inhalt zu Gesicht bekommt. Gott schütze dich, Janus!«
    Dann umarmte Hermann ihn. Janus bestieg das Pferd und machte sich auf den Weg nach Bremen.
    Bis Bremen war es weit und so nutzte Janus die Zeit, um über all das nachzudenken. Vor einigen Tagen war er noch ein heimatloser Vagant gewesen, jetzt sollte er dazu auserkoren sein, die Heilige Lanze zu finden? Der Legende nach gehörte die Lanze einem römischen Legionär, der sie nach der Kreuzigung Jesu in die Brust des Heilands bohrte. Die Menschen glaubten, eine heilige Kraft ginge von ihr aus. Aber was, um Jesu Christi Willen, stand in dem Kodex? Und wie sollte es ihm gelingen, die heiligste aller Reliquien wieder zu finden? Warum sollte er etwas erreichen, was den mächtigsten deutschen Fürsten versagt geblieben war? Sein Vater hatte daran geglaubt und dafür sein Leben gelassen. Das ganze Machtspiel um die Fälschung der Heiligen Lanze würde ein jähes Ende finden, tauchte das Original auf. Warum unternahm niemand der Fürsten den Versuch, die echte Lanze zu finden? Offenkundig gab es bei den Mächtigen im Reich kein Interesse daran, die Reliquie zurück zu erlangen. Aber warum nicht? Sie hätte dem Finder Ehre und einen Platz im Himmelreich beschert.
    So sehr sich Janus auch anstrengte, Antworten auf seine Fragen fand er nicht. Vielleicht hatte er zu viel Zeit bei Gauklern und
    Bettlern verbracht und keinerlei Ahnung von der großen Politik. Janus verstand, dass es zwei Machtblöcke im Reich gab. Die einen scharrten sich um den Königsanwärter Rudolf von Rheinfelden und die anderen offensichtlich um den Königsmacher Adalbert von Bremen, von dem auch Hermann von Gleiberg sehr viel zu halten schien. Alle standen seinerzeit loyal zum alten Kaiser Heinrich, was dessen Sohn Heinrich IV. betraf, schienen sie jedoch gespalten zu sein. Aber wenn Bischof Adalbert wirklich auf Hermanns Seite stand, warum hatte er dann der Entführung des jungen Königs zugestimmt? Glaubte der Bischof, durch die stillschweigende Duldung des Staatsstreichs könne er das Leben des jungen Königs
    schützen?
    Am nächsten Tag stand Janus vor den Stadttoren Bremens. Er brachte sein Pferd in einem Mietstall unter, dann machte er sich auf die Suche. In der Nähe des Doms fragte er mehrere Kleriker nach einem Mönch namens Adam. Sie kannten ihn alle, aber niemand wusste, wo er sich aufhielt. Schließlich traf er einen jungen Novizen vor dem Hauptportal, der ihm empfahl, in der Schenke Zum Bären nachzusehen.
    Am

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