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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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durchaus jemand sein, den die meisten, die da wohnen, schon mal gesehen haben.«
    »Und warum hat er mich verschont?«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Ich verstehe das nicht. Im Gefängnis haben sie doch auch versucht, mich zu ermorden. Obwohl ich kein Wort gesagt hatte.«
    »Vielleicht hatte der Mörder keine klaren Instruktionen, was er mit eventuellen Zeugen anstellen sollte, und hat deshalb gezögert. Einerseits könntest du ihn an seinem Körperbau, seinen Bewegungen und seinem Gang erkennen, wenn du ihn wirklich schon öfter gesehen hast, andererseits warst du so high, dass du vielleicht doch nicht viel mitbekamst.«
    »Dann hat mir das Dope das Leben gerettet?«, sagte Oleg mit einem vorsichtigen Lächeln.
    »Ja. Aber sein Chef scheint mit dieser Entscheidung dann später nicht glücklich gewesen zu sein. Doch da war es zu spät. Um sicher zu sein, dass du auch wirklich dichthieltst, haben sie dann Irene entführt.«
    »Sie wussten, dass ich nichts sagen würde, solange sie Irene haben, warum sollten sie mich dann töten?«
    »Weil ich aufgetaucht bin«, sagte Harry.
    »Du?«
    »Ja. Die wussten seit meiner Landung, dass ich in Oslo bin. Und dass ich derjenige bin, der dich zum Reden bringen könnte. Da reichte es plötzlich nicht mehr, dass sie Irene hatten. Vermutlich hat Dubai deshalb die Order ausgegeben, dich im Gefängnis zum Schweigen zu bringen.«
    Oleg nickte langsam.
    »Erzähl mir von Dubai«, sagte Harry.
    »Ich habe ihn nie getroffen. Aber ich glaube, ich war einmal da, wo er wohnt.«
    »Und wo ist das?«
    »Keine Ahnung. Gusto und ich sind von seinen Adjutanten abgeholt und zu einem Haus gefahren worden, mit verbundenen Augen.«
    »Und woher willst du dann wissen, dass das Dubais Haus war?«
    »Das habe ich aus dem entnommen, was Gusto gesagt hat. Und es roch bewohnt, hörte sich an wie ein Haus mit Möbeln, Teppichen, Gardinen und so, wenn du …«
    »Verstehe. Erzähl weiter.«
    »Wir wurden in einen Keller gebracht, und erst da haben sie mir die Augenbinde abgenommen. Unten auf dem Boden lag ein Toter. Sie haben dann zu uns gesagt, dass es einem so ergeht, wenn man sie zu betrügen versucht. Wir sollten uns den Typ genau angucken und dann erzählen, was in Alnabru geschehen war. Warum die Tür nicht verschlossen war, als die Polizei kam, und wieso Tutu verschwunden war.«
    »Alnabru?«
    »Dazu komme ich noch.«
    »Okay. Dieser Mann, wie ist der umgebracht worden?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hatte er Stichwunden im Gesicht? Oder ist er erschossen worden?«
    »Habe ich das nicht gesagt? Ich habe nicht gesehen, woran der gestorben ist, bis Peter auf den Bauch der Leiche getreten ist und ihr plötzlich Wasser aus dem Mund lief.«
    Harry fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Weißt du, wer der Tote war?«
    »Ja. Ein verdeckter Ermittler, der bei uns im Viertel rumgeschnüffelt hat. Wir haben ihn nur Sixpence genannt, wegen seinem komischen Hut.«
    »Hm.«
    »Harry?«
    »Ja?«
    Olegs Füße trommelten wild auf den Beton. »Mehr weiß ich nicht über Dubai. Nicht einmal Gusto wollte über ihn reden. Aber eines weiß ich: Wenn du versuchst, ihn zu fangen, wirst du sterben.«

TEIL III
    Kapitel 26
    D ie Ratte trippelte ungeduldig über den Boden. Das Herz des Menschen schlug noch immer, wenn auch schwächer und schwächer. Wieder hielt sie bei den Schuhen inne. Biss in das Leder. Es war dick und solide, aber trotzdem weich. Sie rannte ein weiteres Mal über den Körper. Die Kleider rochen stärker als die Schuhe, Schweiß, Fressen und Blut. Er – sie konnte riechen, dass es ein Männchen war – lag noch immer in exakt derselben Stellung. Regungslos versperrte er ihr noch immer den Eingang. Sie lief bis zum Magen des Menschen. Das war der kürzeste Weg, das wusste sie. Schwache Herzschläge. Bald konnte sie beginnen.
    Papa, man kann nicht einfach aufhören zu leben. Nein, man muss sterben, um dieser Scheiße ein Ende zu machen. Aber es sollte doch wohl eine bessere Art geben, oder? Einen schmerzfreieren Exodus hinein ins Licht als bloß dieses langsam vorrückende, verflucht kalte Dunkel. Man hätte doch wohl wenigstens ein bisschen Opium in diese verfickten Malakov-Kugeln tun können, wie ich es für Rufus getan habe, den alten Köter, mir ein One-Way-Ticket nach Euphoria spendieren können! Gute Reise, verdammt! Aber alles, was in dieser Scheißwelt gut ist, kriegt man entweder nur auf Rezept, oder es ist ausverkauft. Ganz zu schweigen von den Preisen, denn wenn man doch mal was

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