Die Larve
bedienen.
Annahme zwei: Es war Berntsen, den Beate im DNA -Register gefunden hatte. Deshalb wollte sie warten, bis sie sich zu hundert Prozent sicher war, die Analyse des Blutes unter Gustos Nägeln verwies aber auf einen der Ihren. Stimmte das wirklich, hatte Gusto Truls Berntsen am Tag seines Todes gekratzt.
Aber dann kam das Schwierige. Wenn Berntsen wirklich für Dubai arbeitete und den Auftrag bekommen hatte, Harry zu töten, warum waren dann diese Blues Brothers aufgetaucht, um ihnen beiden die Lichter auszublasen? Wenn das alles Dubais Männer waren, wie war es dann möglich, dass sie sich derart in die Quere kamen? Spielten sie doch nicht im selben Team, oder handelte es sich tatsächlich um eine ausnehmend schlecht koordinierte Aktion? Vielleicht war sie nicht koordiniert gewesen, weil Truls Berntsen auf eigene Faust gehandelt hatte und Harry daran hindern wollte, die ihn belastenden Beweise aus Gustos Grab weiterzugeben?
Schlüssel klirrten, und die Tür ging auf.
»Guten Morgen«, zwitscherte Martine. »Wie fühlst du dich?«
»Besser«, log Harry und sah auf die Uhr. Es war sechs Uhr früh. Er warf die Wolldecke ab und stellte die Füße auf den Boden.
»Die Krankenstube ist nicht zum Übernachten gedacht«, sagte Martine. »Bleib liegen, damit ich den Verband an deinem Hals wechseln kann.«
»Danke, dass du mich gestern Nacht aufgenommen hast«, sagte Harry. »Wie gesagt, im Moment ist es nicht gerade ungefährlich, mich aufzunehmen, ich sollte also wohl besser wieder verschwinden.«
»Leg dich hin!«
Harry sah sie an und gehorchte seufzend. Schloss die Augen und hörte auf das Kreischen von Schubladen, das Klirren einer Schere auf einem Glastisch und das Rumpeln der ersten Gäste, die sich unten im Fyrlyset Café zum Frühstück versammelten.
Während Martine den Verband abnahm, den sie ihm in der Nacht angelegt hatte, rief Harry Beate an, erreichte aber nur den Anrufbeantworter, der ihn in minimalistischer Knappheit aufforderte, sich kurz zu fassen. Piep.
»Ich weiß, dass das Blut von einem früheren Ermittler des Kriminalamtes stammt«, sagte Harry. »Aber bitte warte noch damit, das weiterzugeben, auch wenn du die Bestätigung von der Rechtsmedizin kriegst. Isoliert betrachtet, reicht das nicht für einen Haftbefehl, und wenn wir ihn zu sehr unter Druck setzen, laufen wir nur Gefahr, dass er alle Spuren verwischt und entkommt. Wir müssen ihn für etwas anderes drankriegen, um Ruhe zu haben. Der Einbruch und Mord im MC -Club in Alnabru. Wenn ich mich nicht irre, ist das dieselbe Person, mit der Oleg versucht hat, den Club auszuräumen. Und Oleg ist bereit, als Zeuge auszusagen. Deshalb bitte ich dich, ein Bild von Truls Berntsen, er ist derzeit Kommissar bei Orgkrim, an die Anwaltskanzlei von Hans Christian Simonsen zu faxen, damit er es Oleg für die Identifizierung vorlegen kann.«
Harry legte auf, hielt die Luft an und fühlte es kommen. Es war so plötzlich und stark, dass es ihm den Atem verschlug. Dann wandte er sich ab und spürte, wie sein Mageninhalt Achterbahn zu fahren begann und eine Reise an die frische Luft in Erwägung zog.
»Tut es sehr weh?«, fragte Martine, während sie mit dem in Alkohol getauchten Wattebausch über seinen Hals und sein Kinn strich. Harry schüttelte den Kopf und nickte in Richtung des geöffneten Alkoholfläschchens.
»Oh«, sagte Martine und drückte den Korken in die Flasche.
Harry lächelte abwesend. Schweiß stand auf seiner Stirn.
»Wird das denn nie besser?«, fragte Martine leise.
»Was?«, fragte Harry heiser.
Sie antwortete nicht.
Harrys Blick huschte zwischen den Liegen hin und her, um irgendwo Ablenkung zu finden, auf andere Gedanken zu kommen, was auch immer. Schließlich fand er den Goldring, den sie abgenommen und auf den Tisch gelegt hatte, bevor sie begonnen hatte, ihn zu verarzten. Sie und Rikard waren schon ein paar Jahre verheiratet, so dass der Ring Kratzer und Kerben hatte und nicht mehr so neu und blank aussah wie der von Torkildsen bei Telenor. Plötzlich lief Harry ein Schauer über den Rücken, und seine Kopfhaut begann wie wild zu jucken. Aber das konnte natürlich auch bloß der Schweiß sein.
»Echtes Gold?«, fragte er.
Martine begann, die Bandage um seinen Hals zu wickeln. »Das ist ein Ehering, Harry.«
»Ja und?«
»Natürlich ist der aus Gold. Wie arm oder geizig man auch ist, ein Ehering ist immer aus Gold. Was anderes kauft man nicht.«
Harry nickte. Es juckte wie verrückt, und seine Nackenhaare
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