Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
Oleg zu kümmern?«
    »Was …?«
    »Gib mir eine Antwort.«
    »Ja, natürlich, klar, aber …«
    »Schwöre es.«
    »Harry.«
    »Schwöre es, sage ich.«
    »Ich … ich schwöre. Aber das ändert doch nichts an der Sache.«
    Harry grinste schief. »Du hast recht. Es ändert nichts. Man kann nichts verändern. Das war nie möglich. Der Fluss fließt immer in seinem verdammten, allzeit gleichen Bett.«
    »Harry, das Ganze hier ist doch sinnlos. Was willst du eigentlich?«
    »Du wirst es verstehen«, sagte Harry. »Und sie auch.«
    »Aber … ihr liebt euch doch. Das hat sie freiheraus gesagt. Du bist die Liebe ihres Lebens, Harry.«
    »Und sie die meine. Das war sie immer. Und das wird sie immer bleiben.«
    Hans Christian sah Harry an, und in seinem Blick war eine Mischung aus Verwirrung und so etwas wie Mitgefühl. »Und trotzdem willst du sie nicht?«
    »Es gibt nichts, das ich mehr will als sie. Aber es ist nicht sicher, ob es mich noch lange gibt. Und sollte ich mit dieser Vermutung recht haben, hast du mir ein Versprechen gegeben.«
    Hans Christian schnaubte. »Wirst du jetzt nicht ein bisschen arg melodramatisch, Harry? Ich weiß ja nicht einmal, ob sie mich haben will.«
    »Überzeuge sie.« Die Schmerzen in seinem Hals waren so stark, dass sie ihm das Atmen erschwerten. »Versprichst du mir das?«
    Hans Christian nickte stumm. »Ich werde es versuchen.«
    Harry zögerte. Dann streckte er ihm die Hand hin.
    Der andere schlug ein.
    »Du bist ein guter Mann, Hans Christian. Ich habe dich als HC gespeichert.« Er hielt sein Handy hoch. »Obwohl das H ja eigentlich schon von Halvorsen besetzt war.«
    »Von wem?«
    »Nur ein alter Kollege, den ich wiederzusehen hoffe. Ich muss jetzt gehen.«
    »Was hast du vor?«
    »Gustos Mörder treffen.«
    Harry stand auf, wandte sich zum Tresen und salutierte Nina, die zurückwinkte.
    Als er draußen zwischen den Autos hindurch die Straße überquerte, spürte er die Reaktion kommen. Es begann mit einem Druck hinter den Augen, dann fühlte sein Hals sich mit einem Mal an, als wollte er platzen. In der Dovregata kam die Galle. Er stand inmitten der stillen Straße zusammengekrümmt an der Wand und gab Ninas Eier mit Speck und Kaffee wieder von sich, bevor er sich aufrichtete und in Richtung Hausmanns gate davonging.
    Am Ende fiel mir die Entscheidung, trotz allem, leicht.
    Als es klingelte, saß ich auf einer der dreckigen Matratzen und spürte mein Herz vor Todesangst schlagen. Ich wusste nicht, ob ich wirklich wollte, dass er ans Telefon ging. Irgendwie hoffte ich es, andererseits aber auch wieder nicht.
    Ich wollte schon wieder auflegen, als die Stimme meines Stiefbruders sich meldete. Todernst und deutlich.
    »Stein.«
    Schon oft habe ich gedacht, wie passend doch dieser Name für ihn ist. Eine undurchdringliche Oberfläche über einem steinharten Inneren. Nicht zu beeindrucken, düster und schwer. Aber auch Steine haben einen weichen Punkt, eine Stelle, an der schon ein leichter Schlag mit einem Hammer sie zum Platzen bringt. In Steins Fall war das einfach.
    Ich räusperte mich. »Hier ist Gusto. Ich weiß, wo Irene ist.«
    Ich hörte seinen leichten Atem. Stein atmete immer leicht. Er konnte stundenlang laufen, machte das einfach zum Spaß und kam dabei nicht mal ins Schnaufen.
    »Wo?«
    »Das ist es ja«, sagte ich. »Ich weiß, wo, aber diese Information kostet etwas.«
    »Warum?«
    »Weil ich Geld brauche.«
    Es war wie eine Hitzewelle. Nein, eine Welle der Kälte. Ich spürte seinen Hass, hörte ihn schlucken.
    »Wie viel …?«
    »Fünftausend.«
    »Okay.«
    »Ich meine zehn.«
    »Du hast fünf gesagt.«
    Fuck.
    »Aber es eilt«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass er schon auf dem Sprung war.
    »In Ordnung. Wo bist du?«
    »Hausmanns gate 92. Das Schloss der Haustür ist kaputt. Dritter Stock.«
    »Ich komme. Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Vom Fleck rühren? Ich holte mir ein Feuerzeug, suchte ein paar Kippen aus dem Aschenbecher im Wohnzimmer heraus und rauchte sie in der Nachmittagsstille der Küche. Verdammt, war das heiß da drinnen. Dann raschelte es. Ich hob den Blick. Es war wieder die Ratte, dieses Mal rannte sie an der Wand entlang.
    Sie war hinter dem Ofen hervorgekommen. Hatte da anscheinend ein gutes Versteck.
    Ich rauchte Kippe Nummer zwei.
    Dann sprang ich auf.
    Der Ofen war verflucht schwer, aber irgendwann fand ich heraus, dass er hinten zwei Räder hatte.
    Das Rattenloch an der Wand dahinter war einfach zu groß.
    Oleg, Oleg, mein lieber Freund. Du

Weitere Kostenlose Bücher