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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Leibrockes packen, doch geistesgegenwärtig rammte dieser ihm den Korb in den Bauch und nahm die Beine in die Hand, ohne einen Gedanken an das auf dem Kopfsteinpflaster verstreute Essen zu verschwenden.
    »Da lang!«, hörte er eine der Teufelsparodien zischen. »Er ist dort hinein.«
    Mit klopfendem Herzen hastete Bertram weiter in den Schlund der engen Häuserschlucht, die sich vor ihm auftat, während sich die trampelnden Schritte seiner Verfolger immer weiter näherten. Er wollte gerade in einen bogenförmigen Durchgang flüchten, als er mit dem Fuß gegen etwas Weiches stieß und der Länge nach hinschlug. Anstatt des erwarteten schmerzhaften Aufpralls fing seinen Sturz jedoch ein riesiger Haufen Lumpen ab, hinter dem er sich blitzschnell verkroch, als die Schatten der drei Teufel aus dem Dunst auftauchten.
    »Er kann nicht weit sein«, bemerkte einer von ihnen und wies auf das Ende der Gasse. »Dort entlang.« Heftig atmend eilten die Narren ihrem Anführer hinterher, während Bertram sich tiefer hinter dem verkroch, was er für einen Berg abgelegter Kleider hielt. Als das Tosen des Blutes in seinen Ohren allmählich abklang, wagte er es, sich etwas höher zu schieben und hätte beinahe laut aufgeschrien, als seine Finger kalte Haut ertasteten. Entsetzt wich er an die Häuserwand zurück und rieb die Handfläche an der Hose, bis diese vor Schmerz brannte. 
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und als er nach einigem Blinzeln erkannte, worin er sich verborgen hatte, stieg ihm würgende Übelkeit in die Kehle. Unter achtlos über die Körper geworfenen Tüchern stapelte sich etwa ein halbes Dutzend Pesttoter, die nach ihrem Zustand zu urteilen bereits mehrere Tage hier liegen mussten. Da der allgegenwärtige Verwesungsgestank inzwischen die gesamte Stadt wie eine Glocke einhüllte, hatte seine Nase ihn nicht gewarnt.
    Er wollte sich gerade aufrappeln und wie von Furien gehetzt davonmachen, als ihn ein unerwartetes Geräusch vom entgegengesetzten Ende des Durchganges her zusammenfahren ließ. Dort – hervorgehoben von den Fackeln eines vorbeiziehenden Fastnachtszuges – zeichneten sich zwei hochgewachsene Gestalten ab, von denen eine in das Flickengewand eines Narren gehüllt war. Die andere, deren Gang wirkte, als sei sie betrunken, torkelte mit sichtlichem Widerwillen vor dem Hästräger her. Erst als sie keine zwei Steinwürfe mehr von ihm entfernt waren, erkannte Bertram, dass der Verkleidete seinem Begleiter eine Klinge an die Kehle gesetzt hatte. Starr vor Schreck vergaß er seinen Ekel und drängte sich dicht an die Toten, um mucksmäuschenstill zu beobachten, wie der Maskenträger den anderen Mann mit einem Ruck umwandte, um ihm das Knie in den Bauch zu treiben. Als der so Misshandelte mit einem Stöhnen in sich zusammensackte, steckte der Narr die Klinge in den Gürtel, von dem er etwas losmachte, das Bertram kurz darauf als Fuhrmannspeitsche erkannte.
    »Ihr hättet mir nicht drohen sollen«, zischte der Verkleidete, riss den etwas kleineren Mann in die Höhe und schlang von hinten die Geißel um dessen Hals. Mit einem heiseren Lachen zog er die so entstandene Schlinge fest, was zur Folge hatte, dass sein Opfer in Todesangst begann, wild um sich zu schlagen. »Es ist Eure eigene Schuld«, fauchte der Größere und beugte sich vor, um die Lederschnur nachzufassen.
    Während Bertram gelähmt vor Grauen jeder Bewegung des Mörders folgte, geschahen mehrere Dinge auf einmal.
    »Wer ist dort?«
    So unvermittelt unterbrach die forsche Stimme den bizarren Todestanz, dass der Angreifer für den Bruchteil eines Augenblickes den Griff lockerte. Während sich der Schein einer einsamen Fackel in die Tiefen der Gasse vortastete, schoss der Arm des um sein Leben kämpfenden Mannes nach oben und riss dem Angreifer die hölzerne Larve vom Gesicht. Mit einem ohrenbetäubenden Klappern schlug diese im selben Moment auf dem Boden auf, in dem der so Demaskierte die Hände hinter dem Kopf seines Opfers verschränkte und diesem mit einem heftigen Ruck das Genick brach.
    »Gebt Euch zu erkennen!«
    Sowohl das Klirren einer Rüstung als auch die tanzenden Schatten verrieten, dass der Fackelträger nicht mehr weit entfernt sein konnte; und nachdem er sich mit einem Tritt versichert hatte, dass der am Boden liegende Mann tot war, hastete der Mörder mit einem Blick über die Schulter in Bertrams Richtung.
    »Bleibt stehen!«, befahl der in diesem Moment auftauchende Wächter, und als der Kopf des

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