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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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einen Schauer über den Rücken, und als kurz darauf ein Paar mit purpurnen Quasten besetzter Schuhe in ihrem Blickfeld auftauchte, presste sie kurze Zeit die Lider aufeinander. Sicherlich gab es eine einfache Erklärung für diesen Besuch, versuchte sie sich einzureden, während ihr Vater seinem Gegenüber die Hand schüttelte.
    »Ist sie das?« Bevor Conrad bejaht hatte, legte sich eine zitternde Klaue auf Anabels Schulter, die kurz darauf zu ihrem Kinn weiter wanderte, das sie mit sanftem Druck anhob. »Sieh mich an, Kind«, schnarrte der Mann, und als Anabel der Bitte Folge leistete, blickte sie in stumpfe, graue Augen, die von buschigen Brauen überschattet wurden.
    »Sie ist in der Tat eine Schönheit«, bemerkte der Alte bewundernd und strich Anabel über die Wange, die unter der Berührung erglühte. Auf dem fast kahlen Kopf des Mannes, der sie mit angestrengtem Blick musterte, saß eine schiefe Kappe, die ihm ein beinahe komisches Aussehen verlieh. Allerdings war Anabel in diesem Moment alles andere als zum Lachen zumute. Mit kristallener Klarheit erkannte sie den Plan ihres Vaters, und diese Erkenntnis raubte ihr den Atem. Entsetzt zuckte sie vor dem Händler zurück, der erstaunt die Brauen in die Höhe zog und Conrad fragend anblickte.
    »Sie ist ein wenig halsstarrig«, erklärte dieser achselzuckend und hob die Hand. »Aber mit strenger Zucht …« Er ließ den Satz unbeendet und bedachte seine Tochter mit einem drohenden Blick.
    »Habt Ihr die Aufstellung der Mitgift dabei?«, fragte der Alte, nachdem er Anabel ein weiteres Mal von Kopf bis Fuß gemustert hatte. »Ich denke, wir werden uns einig.« Damit ergriff er Conrads Arm und führte diesen an den mächtigen Tisch am anderen Ende des Raumes, wo die beiden Männer Platz nahmen und sich über eine Hand voller Pergamentrollen beugten. Mit wachsendem Grauen verfolgte Anabel, wie die beiden schacherten und feilschten, bis der Händler nach einiger Zeit nach einer Feder griff und seine Unterschrift unter ein Dokument setzte, das Conrad zusammenrollte und in der Rocktasche verstaute.
    »Sobald ich mit Eurer Hilfe den Posten erlangt habe, schicke ich sie Euch mitsamt der Mitgift ins Haus.« Damit erhob sich der Gießer und näherte sich Anabel, die die ganze Zeit über wie gelähmt auf der Stelle verharrt war. »Komm«, brummte er und bugsierte sie zurück hinaus auf den Gang, die Treppe hinab bis vor die Tür, wo er ihr breit grinsend auf den Rücken drosch. »Gratuliere!«, höhnte er. »Du bist soeben mit einem der reichsten Männer dieser Stadt verlobt worden! Hält er seinen Teil der Abmachung, halte ich den meinen.« Zufrieden klopfte er sich auf die Brust, bis das Schriftstück raschelnd protestierte. »Was ist?«, fragte er, als sie ihn lediglich mit offenem Mund anstarrte. »Hat mir deine Stiefmutter nicht ständig in den Ohren gelegen, dass du als alte Jungfer endest, wenn ich dich nicht bald unter die Haube bringe?«
    Sie hatten das Ende des kleinen Sträßchens erreicht. »Jetzt kannst du meinetwegen zu deiner Gräfin«, spottete er und straffte die Schultern. »Ich muss zur Ratssitzung.«
    Als wäre nichts vorgefallen, ließ er sie stehen und verschwand im Nebel, bevor Anabel begriffen hatte, was soeben geschehen war. Wie auf der Stelle festgeleimt, verharrte die junge Frau einige Zeit lang, bis die unaufhaltsam durch ihre Kleider dringende Kälte sie aufrüttelte und in Richtung Hospital eilen ließ.
    Flucht! Es gab keinen anderen Ausweg als Flucht! Egal wie sehr sie sich der Gräfin verpflichtet fühlte, sie musste noch heute mit Bertram fliehen. Wenn sie verhindern wollte, dass dieser alte Bock sie erstand wie ein Stück Vieh auf dem Wochenmarkt, blieb ihr keine andere Wahl! Denn ansonsten würde es ihr ebenso ergehen wie Vren. Stolpernd und rutschend erreichte sie den Eingang zum Infirmarium, an dem wie gewohnt der Helfensteiner Ritter Wache hielt. Nachdem sie ihn mit einem scheuen Nicken begrüßt hatte, tauchte sie in die gewohnte Umgebung ein und band sich zitternd ein Tuch vor den Mund.
     
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    Mit einem Grunzen rollte sich Conrad von der unter ihm schwitzenden Cylia und rang nach Atem. Wie immer hatte ihn die temperamentvolle Dirne an den Rand seiner Leistungsfähigkeit gebracht, doch hatte er an diesem Montag den stürmischen Liebesakt so sehr genossen wie schon lange nicht mehr. Mit dröhnendem Herzen platzierte er seine Rechte in ihrem Schritt und spielte mit ihrem zarten Geschlecht, das sie ihm gierig ein weiteres Mal

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