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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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hatte sich nichts weiter getan.
    Was würde mit ihm geschehen?, fragte er sich zum wohl hundertsten Mal, während er versuchte, die Stellung so zu verändern, dass der stechende Schmerz in seinen Schultergelenken nachließ. Was, wenn sie Conrad glaubten und ihn des Mordes bezichtigten? Ein Schauer ließ ihm die Zähne aufeinanderschlagen. Er malte sich gerade aus, wie der Gießer ihn vor den anderen verleugnete, als ohne Vorwarnung die eisenbeschlagene Tür aufsprang und die fünf Männer in die Stube traten.
    »Ist er das?«, fragte der Patrizier hochmütig und trat an Bertram heran, um ihn mit kühlem Blick zu mustern. »Hmm, er sieht nicht gerade aus wie ein Mörder.«
    »Meist täuscht der Schein«, ließ sich der Mönch vernehmen, der es dem reichen Bürger gleichgetan und sich Bertram genähert hatte. »Aber ihr habt recht«, versetzte er und wandte sich zu Conrad um. »Da ist noch etwas, das mich zweifeln lässt.«
    Die Feindseligkeit in seiner Stimme verlieh Bertram Hoffnung. Offensichtlich war der Franziskaner nicht gut auf Conrad zu sprechen, da er diesen mit unverhohlener Abneigung anfunkelte. »Was für einen Grund sollte dieser Bursche haben, der ja immerhin Euer Lehrling zu sein scheint, den Alderman umzubringen?«
    Den Alderman?! Entsetzt riss Bertram den Kopf in die Höhe. Conrad hatte den Alderman getötet!
    Das Lachen des Gießers ließ ihm die Galle in die Kehle schießen. »Eine interessante Frage, Henricus«, erwiderte Conrad seelenruhig. »Das hatte ich mich auch schon gefragt. Aber Ihr könnt nicht wissen, dass dieser Knabe mehr als einmal geschworen hat, das Schicksal seines Vaters zu rächen.« Der Triumph, der in seinen Augen glühte, war nicht zu übersehen. »Immerhin hat der Ermordete seinen Vater aus der Zunft ausgestoßen und dafür gesorgt, dass er Haus und Hof verliert.« Dass er Bertram in die Sklaverei verkauft hatte, ließ er aus, doch diese Information war nicht mehr nötig, um die Anwesenden zu überzeugen. Lediglich der Mönch schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Ist es nicht eher so, Conrad«, hub er mit einem listigen Blinzeln an, »dass Ihr diesen Umstand für Euch ausnutzt, um eine Tat zu vertuschen, die Ihr selbst begangen habt?« Die Schwere dieser Anschuldigung ließ sowohl die Wächter als auch den Patrizier, bei dem es sich um den Richter handeln musste, aufhorchen. Auch Bertram hob hoffnungsvoll den Kopf.
    »Wolltet Ihr dem Getöteten nicht seinen Posten im Rat streitig machen?«, setzte Henricus hinzu und hob anklagend den Zeigefinger. »Und als er Euch heute Morgen gedroht hat, eine Untersuchung gegen Euch einzuleiten, habt Ihr beschlossen, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen!«
    »Ist das wahr?«, dröhnte der Hauptmann und gab den beiden Torwachen zu verstehen, näher an Conrad heranzutreten.
    Einige Sekunden lang schien die Spannung im Raum zu knistern, bevor Conrad die Schultern straffte und empört die Stirn in Falten legte. »Es stimmt, dass ich mich als Alderman zur Wahl stellen wollte«, verteidigte er sich und wischte verstohlen über die leicht glänzende Stirn. »Aber alles andere ist ein Gespinst Eurer Einbildung!« Henricus pumpte sich auf. »Ich weiß, dass Ihr gegen mich stimmen würdet, wenn es zur Wahl käme«, kam Conrad seinem Protest zuvor. »Aber Eure Parteilichkeit sollte Euch nicht den Blick für die Fakten trüben.« Er deutete auf die Fuhrmannspeitsche und das Flickenkostüm, die auf dem Tisch abgelegt worden waren.
    Henricus schnaubte verächtlich und wandte sich an den Richter. »Was haltet Ihr von der Sache?«
    Dieser zögerte einen Moment, bevor er mit einem Blick auf Bertram erwiderte: »Obschon Euer Wort schwer wiegt, Henricus«, hub er an, »ist die Beweislast erdrückend. Wenn keine weiteren Zeugen angeführt werden, die den Gefangenen entlasten, wird er des Mordes angeklagt.« Bertram zuckte zusammen, als habe ihn jemand geschlagen. »Da das Schöffengericht erst in zwei Wochen wieder zusammentritt«, fuhr der Richter fort, »wird der Bursche bis dahin in den Metzgerturm gebracht.« Er zögerte kurz. »Sollte er in dieser Zeit ein Geständnis ablegen, ist die Sache so gut wie erledigt.« Damit wandte er sich ab, nickte den anderen Anwesenden zu und verschwand durch den Eingang ins Dunkle.
    Bleierne Schwere senkte sich über die Sinne des Knaben, und weder hörte er den kurzen aber heftigen Austausch zwischen Henricus und Conrad, noch den Befehl des Hauptmannes, ihn loszuketten. Erst als zwei Wächter an seinen Armen zerrten,

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