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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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etwas antut!«
    »Er schuldet Seraphin ein Gut und mir …« Gerwin schluckte. »Wir werden das entscheiden, wenn wir Seraphin wiedersehen. Ich weiß, dass er am Leben ist, ich spüre es einfach.« Er hielt inne, weil sie jemandem zuwinkte.
    »Entschuldige. Es ist Walter, er hatte von einer Überraschung
gesprochen!« Erwartungsvoll sah sie dem Hofmann entgegen, der über das ganze Gesicht strahlte. »Bitte, folgt mir!«
    Gerwin tippte Hippolyt auf die Schulter, während sie durch die erleuchteten Flure gingen. »Hast du eine Ahnung?«
    »Nicht die Spur«, antwortete der Arzt fröhlich.
    Walter ließ sie in ein enges Kabinett treten. Bedächtig ging er um den Tisch herum und hob eine längliche Kiste auf den Tisch. »Das kam mit dem letzten Flüchtlingsschiff nach London. Ich denke, es wird euch alle erfreuen, aber Jeanne ganz besonders.«
    Er hob den Deckel, und Jeanne stieß einen Schrei aus. »Meine Laute!«
    In einem Bett aus Stroh lag ihre geliebte Laute. Unversehrt. Mit bebenden Fingern nahm Jeanne das wertvolle Instrument aus der Kiste. Sie streichelte die vertraute bauchige Form und roch den unverkennbaren Geruch von Esche und Harz. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Gerwin und Hippolyt räusperten sich. »Verrätst du uns, wer sie gebracht hat?«
    »Das ist der zweite Teil meiner Überraschung. Seraphin und Lady Dousabella waren auf dem letzten Schiff und kurieren in London ein Fieber aus.« Walter hob beschwichtigend die Hände, als er die ängstlichen Blicke der anderen sah. »Kein Grund zur Sorge! Im beiliegenden Brief steht, dass die Herzogin von Nemours großen Anteil an der Rettung des Instruments hatte.«
    Jeanne wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, doch als Gerwin sanft ihre Hand nahm und sie den Lautenkorpus an ihren Körper drückte, klangen die Saiten nach, und es war eine Melodie voller Zuversicht.

Nachwort
    Von der Musik wird alles erfasst, was Leben hat, da sie die Seele des Himmels ist.
    Marcus Tullius Cicero
     
    Musik berührt die Seele, der Musiker kann sich durch sein Instrument mitteilen und die Zuhörer in Bann ziehen. Und doch ist das Musikinstrument viel mehr als ein Instrument, das Noten in Klänge umwandelt - es hat selbst eine Geschichte, und alles, was ein Instrument erlebt hat, jede Note, die darauf gespielt wurde, klingt mit, wenn die Musikerin eine Saite ihrer Laute anschlägt.
    Ich hatte dieses Bild von einer jungen Lautenspielerin im Kopf, die sich gedankenverloren ihrer Musik hingibt. Eine junge Frau wie meine fiktive Heldin Jeanne, die zu einer Zeit geboren wird, in der Hugenotten und Katholiken in Frankreich in dauerhaften kriegerischen Auseinandersetzungen um die einzig wahre Religion kämpfen. Das kulturell und wirtschaftlich blühende Land wird von einem Bruderkrieg ins Elend geworfen, in dem sich beide Seiten an grauenhaften Freveln in nichts nachstehen.
    Der Religionskrieg gipfelt 1572 in der Bartholomäusnacht oder Blutnacht, wie sie zutreffend genannt wird, einem der vielen grausamen Massenmorde der neuzeitlichen Geschichte. Bereits in der »Tochter des Tuchhändlers« beschäftigte mich ein ähnliches Ereignis, der Sacco di Roma. Den Zeitgenossen war diese Verwüstung Roms Anfang des sechzehnten Jahrhunderts undenkbar erschienen, und dennoch ließen sie sie geschehen. In der »Malerin von Fontainebleau« stand die Kunst im Vordergrund,
doch auch die Arbeit eines genialen Künstlers wie Rosso Fiorentino lässt sich nicht losgelöst von der Politik seines Mäzens, König Franz’ I., betrachten. Während der Regierungszeit des kunstsinnigen Franz brechen die Religionskonflikte in Frankreich zum ersten Mal gewaltsam auf und münden in den vierziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts in der Vernichtung von Waldenserdörfern im Luberon.
    Hugenotten, die Anhänger von Calvins Lehre und Lutheraner brachten das Weltbild und die von der katholischen Kirche etablierte Weltordnung ins Wanken. Dies nahm in den deutschen Kurfürstentümern seinen Anfang.
     
    In Sachsen gab es eine lange Tradition von Instrumentenmachern. Meine Nachforschungen führten mich ins vogtländische Erlbach, wo mir Hans-Peter Dietrich und sein Sohn Markus Einblick in ihre seit vielen Generationen bestehende Instrumentenwerkstatt gewährten. Wunderschöne Renaissancelauten und Theorben hingen an den Wänden der Werkstatt, auf den Werkbänken lagen zum Verleimen vorbereitete Späne, verschiedene kunstvolle Rosetten und all die Werkzeuge und Utensilien, von denen ich noch nicht wusste,

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