Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
unterstünde, ihm auf den Kopf zu sitzen, sondern mich an seiner Seiten behülfe, mit demütiger Bitte, er wolle diese abenteuerliche Fechtschul einstellen.«
»Ha, ha,« sagte er, »das sein die rechte Weibergriffe, die Herrschaft zu sich zu reißen, ehe mans gewahr wird. Aber es muß zuvor darum gefochten sein, damit ich wisse, wer dem anderen künftig zu gehorsamen schuldig ist.« Und damit warf er sich aus meinen Armen wie ein Narr. Ich aber sprang aus dem Bette und legte mein Hemd und Schlafhosen an, erwischte den kürzsten, aber doch den stärksten Prügel und sagte: »Weil ihr mir je zu fechten befehlet und dem obsiegenden Teil die Oberherrlichkeit, an die ich doch keinen Anspruch zu haben begehrt, über den Überwundenen zusprecht, so wäre ich wohl närrisch, wann ich eine Gelegenheit aus Händen ließe, etwas zu erhalten, daran ich sonst nicht gedenken dörfte.«
Er hingegen war auch nicht faul; denn nachdem ich also seiner wartete und er sein Hosen auch angelegt, ertappte er den andern Prügel und gedachte mich beim Kopf zu fassen, um mir alsdann den Buckel fein mit guter Muße abzuraumen. Aber ich war ihm viel zu geschwind, denn ehe er sichs versahe, hatte er eins am Kopf, davon er hinaus dürmelte wie ein Ochs, dem ein Streich worden. Ich raffte die zween Stecken zusammen, sie zur Tür hinaus zu werfen, und da ich solche öffnete, stunden etliche Officier darvor, die unserem Handel zugehöret und zum Teil durch einen Spalt zugesehen hatten. Diese ließ ich lachen, so lang sie mochten, schlug die Tür vor ihnen wieder zu, warf meinen Rock um mich und brachte meinen Tropf, meinen Hochzeiter wollte ich sagen, mit Wasser aus einem Lavor wieder zu sich selbst. Und da ich ihn zum Tische gesetzt und mich ein wenig angekleidet hatte, ließ ich die Officier vor der Tür auch zu uns ins Zimmer kommen. Wie wir einander allerseits angesehen, mag jeder bei sich selbst erachten. Ich merkte wohl, daß mein Hochzeiter diese Officier veranlaßt, daß sie sich um diese Zeit vorm Zimmer einstellen und seiner Torheit Zeugen sein sollten; denn als sie den Hegel gefoppet, er würde mir die Hosen lassen müssen, hatte er sich gegen ihnen gerühmet, daß er einen sonderbaren Vorteil wisse, welchen er den ersten Morgen ins Werk setzen und mich dadurch so geschmeidig machen wolle, daß ich zittern würde, wann er mich nur schel ansehe. Aber der gute Mensch hätte es gegen einer anderen als der Courasche probirn mögen; gegen mir hat er so viel ausgerichtet, daß er jedermanns Gespött worden, und ich hätte nicht mit ihm gehauset, wann mirs nicht von Höheren befohlen und auferlegt worden wäre. Wie wir aber miteinander gelebet, kann sich jeder leicht einbilden, nämlich wie Hund und Katzen. Als er sich nun anderer Gestalt an mir nicht revanchirn und auch das Gespött der Leute nicht mehr gedulden konnte, rappelte er einsmals alle meine Barschaft zusammen und ging mit den drei besten Pferden und einem Knecht zum Gegenteil.
Das achte Kapitel
Courasche hält sich in einer Occasion trefflich frisch,
haut einem Soldaten den Kopf ab,
bekommt einen Major gefangen und erfährt,
daß ihr Leutenant als ein meineidiger Überläufer
gefangen und gehenket worden.
Also wurde ich nun zu einer Halbwittib, welcher Stand viel elender ist, als wann eine gar keinen Mann hat. Etliche argwohneten, ich würde ihm folgen und wir hätten unsere Flucht also mit einander angelegt. Da ich aber den Obristen um Rat und Befelch fragte, wie ich mich verhalten solle, sagte er, ich möchte bei dem Regiment verbleiben, so wolle er mich, so lang ich mich ehrlich hielte, wie andere Witweiber verpflegen lassen. Und damit benahm ich jedermann den gedachten Argwohn. Ich mußte mich ziemlich schmal behelfen, weil mein Barschaft ausgeflogen und meine stattlichen Soldatenpferd fort waren, auf denen ich auch manche stattliche Beut gemacht; doch ließ ich meine Armut nicht merken, damit mir keine Verachtung zuwüchse. Meine beiden Knechte, die Herrndienste versahen, hatte ich noch samt einem Jungen und noch etliche Schindmähren oder Bagagepferden; davon und von meiner Männerbagage versilberte ich, was Geld galt, und machte mich wieder trefflich beritten. Ich dorfte zwar als ein Weib auf keine Partei reiten, aber unter den Fouragierern fand sich nicht Meinesgleichen. Ich wünschte mir oft wieder eine Battalia wie vor Wimpfen, aber was halfs? Ich mußte der Zeit erwarten, weil man mir zu Gefallen doch keine Schlacht gehalten, wann ichs gleich begehrt hätte. Damit ich
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