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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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allerbesten Hals an einen Baum geknüpft worden ist, wordurch ich wieder von meinem Mann erlöst und zu einer Wittib ward. Ich bekam aber so ein Haufen Feinde, die da sagten, die Strahlhex hat den armen Teufel ums Leben gebracht, daß ich ihm das Leben gern länger hätte gönnen und mich noch ein Weil mit ihm gedulden mögen, bis er gleichwohl anderwärts in Gras gebissen und einen ehrlichem Tod genommen, wann es nur hätte sein können.

Das neunte Kapitel
    Courasche quittiert den Krieg,
nachdem ihr kein Stern mehr leuchten will
und sie fast von jedermann zu einem Spott gehalten wird.
    Also kam es nach und nach dahin, daß ich mich je länger je mehr leiden mußte. Meine Knechte wurden mir verführt, weil zu ihnen gesagt wurde: »Pfui Teufel, wie mögt ihr Kerl einer solchen Vettel dienen!«
    Ich hoffte, wieder einen Mann zu bekommen; aber ein jeder sagte: »Nimm du sie! Ich begehr ihrer nicht.« Was ehrlich gesinnet war, schüttelt den Kopf über mich, und also täten auch beinahe alle Officier; was aber geringe Leut und schlechte Potentaten waren, die dorften sich nicht bei mir anmelden, so hätte ich ohnedas auch keinen aus denselbigen angesehen. Ich empfand zwar nicht am Hals, wie mein Mann, was unser närrisch Fechten ausgerichtet; aber doch hatte ich länger daran zu verdauen als er am Henken. Ich wäre gern in eine andere Haut geschloffen, aber beides die Gewohnheit und meine täglichen Gesellschaften wollten mir keine Besserung zulassen, wie denn die allermeisten Leute im Krieg viel eher ärger als frömmer zu werden pflegen. Ich putzte mich wieder und richtete dem einen und andern allerhand Netz und Strick, ob ich etwan diesen oder jenen anseilen und ins Garn bringen möchte. Aber es half nichts; ich war schon allbereit viel zu tief im Geschrei; man kannte die Courasche schon bei der ganzen Armee, und wo ich bei den Regimentern vorüber ritt, wurde mir meine Ehre durch viel tausend Stimmen öffentlich ausgerufen, also daß ich mich schier wie ein Nachteule bei Tage nicht mehr dorfte sehen lassen. Im Marschieren äußerten mich ehrliche Weiber; das Lumpengesindel beim Troß schuhriegelte mich sonst; und was etwan für ledige Officier wegen ihrer Nachtweid mich gern geschützt hätten, mußten bei den Regimentern bleiben, bei welchen mir aber durch ihr schändlichs Geschrei mit der allerschärfsten Laugen aufgegossen ward, also daß ich wohl sah, daß meine Sach so in die Länge kein gut mehr tun werde. Etliche Officier hatte ich noch zu Freunden, die aber nicht meinen, sondern ihren Nutzen suchten. Teils suchten ihre Wollüste, teils mein Geld, andere meine schönen Pferd. Sie alle aber machten mir Ungelegenheiten mit Schmarotzen, und war doch keiner, der mich zu heuraten begehrte, entweder daß sie sich meiner schämten, oder daß sie mir eine unglückliche Eigenschaft zuschrieben, die alle meinen Männern schädlich wäre, oder aber daß sie sich sonst, ich weiß nicht warum, vor mir förchteten.
    Derowegen beschloß ich mit mir selbsten, nicht nur dies Regiment, sondern auch die Armada, ja den ganzen Krieg zu quittirn, und konnte es auch desto leichter ins Werk setzen, weil die hohen Officier meiner vorlängst gern los gewesen wären. Ja ich kann mich auch nicht überreden lassen, zu glauben, daß sich unter andern ehrlichen Leuten viele gefunden haben, die um meine Hinfahrt viel geweinet, es seien denn etliche wenige junge Schnapper ledigs Stands unter den mittelmäßigen Officiern gewest, denen ich zu Zeiten etwan ein paar Schlafhosen gewaschen. Der Obrist hatte den Ruhm nicht gern, daß seine schöne Gutsche durch die Courasche vom Feind erobert und ihm verehrt worden sein sollte. Daß ich den verwundeten Obristleutenant aus der Battalia und Todsgefahr errettet und zu den Unserigen geführt, darvon schrieb er sich so wenig Ehre zu, daß er mir meine Mühe nicht allein mit "Potz-Velten" dankte, sondern auch, wann er mich sah, mit griesgramenden Mienen errötete und mir, wie leicht zu gedenken, lauter Glück und Heil an den Hals wünschte. Das Frauenzimmer oder die Officiersweiber hasseten mich, weil ich weit schöner war als eine unter dem ganzen Regiment, zumalen teils ihren Männern auch besser gefiel; und hohe und niedere Soldaten waren mir feind, um daß ich trutz einem unter ihnen allen das Herz hatte, etwas zu unterstehen und ins Werk zu setzen, das die größte Tapferkeit und verwegneste Hazarde erfordert, und darüber sonst manchen das Kalte Weh angestoßen hätte.
    Gleichwie ich nun leicht

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