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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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ihre tapfere Resolution
und Courage; darauf sich ihr Mann unsichtbar macht
und sie sitzen läßt.
    Mein Mann war kaum kalt und begraben, da hatte ich schon wiederum ein ganz Dutzend Freier und die Wahl darunter, welchen aus ihnen ich nehmen wollte; denn ich war nicht allein schön und jung, sondern hatte auch schöne Pferd und ziemlich viel alt Geld, und ob ich mich gleich vernehmen ließ, daß ich meinem Hauptmann selig zu Ehren noch ein halb Jahr trauren wolle, so konnte ich jedoch die importunen Hummeln, die um mich wie um einen fetten Honighafen, der keinen Deckel hat, herum schwärmten, nicht abtreiben. Der Obriste versprach mir bei dem Regiment Unterhalt und Quartier, bis ich meine Gelegenheit anders anstellte; hingegen ließ ich zween von meinen Knechten Herrendienste versehen, und wann es Gelegenheit gab, bei der ich für meine Person vom Feind etwas zu erschnappen getraute, so sparte ich meine Haut so wenig als ein Soldat, allermaßen ich in dem anmutigen und fast lustigen Treffen bei Wimpfen einen Leutenant und im Nachhauen unweit Heilbronn einen Cornet samt seiner Standart gefangen bekommen. Meine beiden Knechte aber haben bei Plünderung der Wägen ziemliche Beuten an barem Geld gemacht, welche sie unserem Accord gemäß mit mir teilen mußten. Nach dieser Schlacht bekam ich mehr Liebhaber als zuvor, und demnach ich bei meinem vorigen Mann mehr gute Täge als gute Nächte gehabt, zumalen wider meinen Willen seit seinem Tod gefastet, siehe, so gedachte ich, durch meine Wahl alle solche Versäumnus wieder einzubringen, und versprach mich einem Leutenant, der meinem Bedunken nach alle seine Mitbuhler an Schönheit, Jugend, Verstand und Tapferkeit übertraf. Dieser war von Geburt ein Italianer und zwar schwarz von Haaren, aber weiß von Haut und in meinen Augen so schön, daß ihn kein Maler hätte schöner malen können. Er bewies gegen mich fast eine Hundsdemut, bis er mich erlöffelt, und da er das Jawort hinweg hatte, stellte er sich so freudenvoll, als wann Gott die ganze Welt beraubt und ihn allein beseligt hätte. Wir wurden in der Pfalz copuliert und hatten die Ehre, daß der Obriste selbst neben den meisten hohen Officieren des Regiments bei der Hochzeit erschienen, die uns alle vorgeblich viel Glück in eine langwürige Ehe wünschten.
    Dann nachdem wir nach der ersten Nacht bei Aufgang der Sonnen beisammen lagen, zu faulenzen, und uns mit allerhand liebreichem und freundlichem Gespräch unterhielten, ich auch eben aufzustehen vermeinte, da rufte mein Leutenant seinen Jungen zu sich vors Bette und befahl ihm, daß er zween starke Prügel herbei bringen solle. Er war gehorsam, und ich bildete mir ein, der arme Schelm würde dieselben am allerersten versuchen müssen, unterließ derowegen nicht, for den Jungen zu bitten, bis er beide Prügel brachte und auf empfangenen Befelch auf den Tisch zum Nachtzeug legte. Als nun der Jung wieder hinweg war, sagte mein Hochzeiter zu mir: »Ja, Liebste, ihr wißt, daß jedermann davor gehalten und geglaubt hat, ihr hättet bei euers vorigen Manns Lebzeiten die Hosen getragen, welches ihm dann bei ehrlichen Gesellschaften zu nicht geringer Beschimpfung nachgeredet worden ist. Weil ich denn nicht unbillig zu besorgen habe, ihr möchtet in solcher Gewohnheit verharren und auch die meinigen tragen wollen, welches mir aber zu leiden unmöglich oder doch sonst schwer fallen würde, sehet, so liegen sie dorten auf dem Tische und jene zween Prügel zu dem Ende darbei, damit wir beide uns zuvor darum schlagen können, wann ihr sie etwan wie vor diesem euch zuschreiben und behaupten wollt; sintemal mein Schatz selbst erachten kann, daß es besser getan ist, sie fallen gleich jetzt im Anfang dem einen oder andern Teil zu, als wann wir hernach in stehender Ehe täglich darum kriegen.« Ich antwortete: »Mein Liebster!« – und damit gab ich ihm gar einen herzlichen Kuß – »ich hätte vermeint gehabt, die Schlacht, so wir einander für diesmal zu liefern, sei allbereit gehalten. So hab ich auch niemalen in Sinn genommen, euere Hosen zu prätendirn; sondern, gleichwie ich wohl weiß, daß das Weib nicht aus des Manns Haupt, aber wohl aus seiner Seiten genommen worden, also habe ich gehofft, meinem Herzliebsten werde solches auch bekannt sein, und er werde derowegen sich meines Herkommens erinnern und mich nicht, als wann ich von seinen Fußsohlen genommen worden wäre, für sein Fußtuch, sondern für sein Ehegemahl halten, vornehmlich, wann ich mich auch nicht

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