Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
ankamen, welches eben damals dem Herzog aus Baiern vom Mansfelder selbst per Accord übergeben worden. Und demnach meines Serviteurs heftige Liebe wegen unsers Hochzeitfests keinen längern Verzug gedulden mochte, ließ er sich mit mir ehelich zusammen geben, ehe er möchte erfahren, wormit die Courasche ihr Geld verdienet, welches kein geringe Summa war. Ich war aber kaum einen Monat bei der Armee gewesen, als sich etliche hohe Officierer fanden, die mich nicht allein zu Wien gekannt, sondern auch gute Kundschaft mit mir gehabt hatten. Doch waren sie so bescheiden, daß sie weder meine noch ihre Ehr öffentlich ausschrien. Es ging zwar so ein kleines Gemurmel um, darüber ich aber gleichwohl keine sonderliche Beschwerung empfand, außer daß ich den Namen Courasche wiederum gedulden mußte.
Sonst hatte ich einen guten geduldigen Mann, welcher sich ebenso hoch über meine gelben Batzen als wegen meiner Schönheit erfreute. Diese hielt er gesparsamer zusammen, als ich gerne sah. Gleichwie ich aber solches geduldete, also gab er auch zu, daß ich mit Reden und Geberden gegen jedermann desto freigebiger sein dorfte. Wenn ich dann jemand vexierte, daß er mit der Zeit wohl Hörner kriegen dörfte, antwortete er auch im Scherz, es seie sein geringstes Anliegen; denn ob ihm gleich einer über sein Weib komme, so lasse ers jedoch bei dem, was ein solcher ausgerichtet, nicht verbleiben, sondern nehme Zeit, dieselbe fremde Arbeit wieder anders zu machen.
Er hielt mir jederzeit ein trefflich Pferd, mit schönem Sattel und Zeug montirt. Ich ritt nicht wie andere Officiersfrauen in einem Weibersattel, sondern auf einem Mannssattel, und ob ich gleich überzwergs saß, so führte ich doch Pistolen und einen türkischen Säbel unter dem Schenkel, hatte auch jederzeit einen Stegreif auf der andern Seite hangen und war im übrigen mit Hosen und einem dünnen taffeten Röcklein darüber also versehen, daß ich all Augenblick schrittling sitzen und einen jungen Reuterskerl präsentirn konnte. Gab es dann eine Rencontre gegen dem Feind, so war mir unmüglich, apart nicht mit zu machen. Ich sagte vielmalen, eine Dame, die sich gegen einen Mann zu Pferd zu wehren nicht wagen dörfte, solle auch kein Plümage wie ein Mann tragen. Und demnach es mir bei etlichen Betteltänzen glückte, daß ich Gefangne kriegte, die sich keine Bärnhäuter zu sein dunkten, wurde ich so kühn, wann dergleichen Gefecht anging, auch einen Karabiner oder, wie mans nennen will, ein Bandelierrohr an die Seite zu hängen und neben der Troupe auch zweien zu begegnen, und solches desto hartnäckiger, weil ich und mein Pferd vermittelst der Kunst, die ich von vielgedachter meiner Wirtin erlernet, so hart war, daß mich keine Kugel öffnen konnte.
So gings und so stund es damal mit mir; ich machte mehr Beuten als mancher geschworne Soldat, welches auch manchen und manche verdroß; aber da fragte ich wenig nach, dann es gab mir Schmalz auf meine Suppen. Die Verträulichkeit meines sonst (gegen meiner Natur zu rechnen) ganz unvermöglichen Manns verursachte, daß ich ihm gleichwohl Farb hielt, ob sich gleich Höhere als Hauptleute bei mir anmeldeten, die Stelle seines Leutenants zu vertreten, dann er ließ mir durchaus meinen Willen. Hingegen war ich nichtsdestoweniger bei den Gesellschaften lustig, in den Conversationen frech, aber auch gegen dem Feind so heroisch als ein Mann, im Feld so häuslich und zusammenhebig als immer ein Weib, in Beobachtung der Pferde besser als ein guter Stallmeister, und in den Quartieren von solcher Prosperität, daß mich mein Hauptmann nicht besser hätte wünsehen mögen. Und wann er mir zu Zeiten einzureden Ursach hatte, litt er gerne, daß ich ihm Widerpart hielt und auf meinen Kopf hinaus fuhr, weil sich unser Geld so sehr dardurch vermehrte, daß wir einen guten Particul darvon in eine vornehme Stadt zu verwahren geben mußten. Und also lebte ich trefflich glückselig und vergnügt, hätte mir auch meine Tage keinen anderen Handel gewünscht, wenn nur mein Mann etwas besser beritten gewest wäre. Aber das Glück oder mein Fatum ließ mich nicht lang in solchem Stand, denn nachdem mir mein Hauptmann bei Wißloch tot geschossen wurde, siehe, so ward ich wiederum in einer kurzen Zeit zu einer Wittib.
Das siebente Kapitel
Courasche schreitet zur dritten Ehe
und wird aus einer Hauptmännin eine Leutenantin,
triffts aber nicht so wohl als vorhero,
schlägt sich mit ihrem Leutenant um die Hosen mit Prügeln
und gewinnet solche durch
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