Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
sie, die Lutzer, um etwas hinein nötigen mußte, doch bei weitem nicht so stark, als wann man eine halbe Kartaunen laden tut. Ich konnte aber den Stiel nicht damit ausfüllen, weil ihrer zu wenig waren; dahero kams gar artlich, daß wann die Lutzer gegen dem Hammer lagen und ich das Eisen in der Hand hatte, mich des Stiels anstatt eines Steckens zu gebrauchen, daß zuweilen, wann ich mich darauf steuerte, etlich Lutzer herunter gegen der Handhaben klunkerten und ein düsteres Geklingel machten, welches seltsam und verwunderlich genug lautete, weil niemand wußte, woher das Getön rührete. Was darfs vieler weitläufigen Beschreibung? Ich gab meinem Springinsfeld den Fausthammer mit einer richtigen Instruction, welchergestalt er mir den Smaragd damit erhandeln solle.
Darauf verkleidete sich mein Springinsfeld, setzt eine Parücke auf, wickelt sich in einen entlehnten schwarzen Mantel und tät zween ganzer Tag nichts anders, als daß er gegen der Damen Palatio hinüber stund und das Haus vom Fundament an bis übers Dach hinaus beschauete, gleichsam als ob ers hätte kaufen wollen. So hatte ich auch einen Tambour im Taglohn bestellt, welcher ein solcher Erzessig war, mit dem man andere Essig hätte sauer machen können, der dorfte auch sonst im geringsten nichts tun, als auf dem Platz herum vagiren und auf meinen Springinsfeld Achtung geben, wann er etwan seiner notwendig bedörfte, denn der Vogel redete so gut italienisch als teutsch, welches aber jener nicht konnte. Ich selbsten aber hatte ein Wasser (hier ohnnötig zu nennen) durch einen Alchimisten zuwegen gebracht, das in wenig Stunden alle Metalle durchfrißt und mürb macht oder wohl gar auch zu Wasser resolvirt; mit demselben bestrich ich ein stark Gegitter vor einem Kellerloch.
Als nun den dritten Tag Springinsfeld noch nicht abließ, das Haus anzugaffen wie die Katz ein neu Scheuertor, siehe, da schickte angeregte Dame hin und ließ fragen um die Ursach seines continuirlichen Dastehens, und was er an ihrem Haus auszukundschaften hätte. Springinsfeld hingegen ließ bemeldten Tambour kommen und dolmetschen, daß ein solcher Schatz im Hause verborgen läge, den er nicht allein zu erheben, sondern auch eine ganze Stadt damit reich zu machen getrauete. Hierauf ließ die Dame beide den Springinsfeld und den Tambour zu sich ins Haus kommen, und nachdem sie wieder von dem verborgenen Schatz Springinsfelds Lügen angehört und große Begierden geschöpft, solchen zu holen, fragte sie den Tambour, was dieser für einer wäre, ob er ein Soldat sei, und dergleichen. »Nein,« antwortet der Tausendschelm, »er ist ein halber Schwarzkünstler, wie man sagt, und hält sich nur zu dem Ende bei der Armee auf, damit er verborgne Sachen finde, hat auch, wie ich gehöret, in Deutschland auf alten Schlössern ganze eiserne Trög und Kästen voll Gold gefunden und zuwegen gebracht.« Im übrigen aber sei er, Springinsfeld, ihme, Tambour, gar nicht bekannt.
In Summa nach langem Discurs wurde die Glock gegossen, und beschlossen, daß Springinsfeld den Schatz suchen solle. Er begehrte zwei geweihte Wachslichter, er selbst aber zündete das dritte an, welches er bei sich hatte und vermittelst eines messingenen Drahts, der durch die Kerze ging, auslöschen konnte, wann er wollte. Mit diesen dreien Lichtern gingen die Dame, zween ihrer Diener, Springinsfeld und der Tambour im Haus herum zu leuchten, weil eben der Herr nicht zu Haus war, denn Springinsfeld hatte sie überredet, wo der Schatz läge, da würde seine Kerze von sich selbst ausgehen. Da sie nun viel Winkel also processionsweis durchstrichen und Springinsfeld an allen Orten, da sie hingeleuchtet, wunderbarliche Wörter gebrummelt, kamen sie endlich in den Keller, allwo ich das eiserne Gegitter mit meinem A. R. befeuchtet hatte. Da stund Springinsfeld vor einer Mauer, und indem er seine gewöhnliche Ceremonien machte, zuckte er sein Licht aus.
»Da, da,« ließ er durch den Tambour sagen, »liegt der Schatz eingemauret.«
Brummelte darauf noch etliche närrische Wörter und schlug etlichmal mit meinem Fausthammer an die Mauer, davon die Lutzer nach und nach, so manchen Streich er an die Mauer tät, herunter rollten und ihr gewöhnliches Getön machten.
»Höret ihr?« sagte er darauf, »der Schatz hat aber mal verblühet, welches alle sieben Jahr einmal geschiehet. Er ist zeitig und muß ausgenommen werden, dieweil die Sonne noch im Igel gehet, sonst wirds künftig vor Verfließung anderer sieben Jahr umsonst
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