Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche
Kunststuck eines vortrefflichen Meisters, der solches zugerichtet, um dardurch ein Gleichnus, ich weiß nit von was für einer ewigwährenden Bewegung vorzustellen, weil sich dasselbe ohn Unterlaß im Glas regte und herum grabelte. Ich schätzte es hoch, und weil mirs der Alte zu verkaufen anbot, fragte ich: »Wie teuer?«
Er bot mir den Bettel um zwo Kronen, die ich ihm auch alsobalden darzahlte, und wollte ihm noch ein Feldmaß Wein darzu schenken. Er aber sagte, die Bezahlung sei allbereit zu Genügen geschehen, welches mich an einen solchen alten Weinheißer verwunderte und verursachte, ihn zu fragen, warum er einen Trunk ausschlage, den ich doch einem jeden in Kauf zu geben pflegte, der mir nur das Geringste verhandelte. »Ach, Frau Courasche,« antwortet er, »es ist hiermit nicht wie mit anderer Waar beschaffen. Sie hat ihren gewissen Kauf und Verkauf, vermög dessen die Frau zusehen mag, wann sie dies Kleinod wieder hingibt, gibt, daß sie es nämliche wohlfeiler verkaufe, als sie es selbsten erkauft hat.«
Ich sagte: »So würde ich auf solche Weis wenig daran gewinnen.«
Er antwortet: »Darum lasse ich sie sorgen. Was mich anbelangt, so hab ichs allbereit bei 30 oder mehr Jahren in Händen und noch keinen Verlust dabei gehabt, wiewohl ichs um drei Kronen kauft und um zwei wieder hingeben.«
Dies Ding war mir ein Gesäg, darein ich mich nicht richten konnte oder vielleicht auch nicht richten wollte; denn weil ich ein satten Rausch und zu gewarten hatte, ich würde etliche Abgesandte der Venus abzufertigen kriegen, war mirs eine desto geringere Bekümmernus, oder (lieber Leser, sag mir selbst, was ich sagen soll!) ich wußte nit, was ich mit dem alten Kracher machen solle. Er däuchte mich nicht Manns genug zu sein, die Courasche zu betrügen, und die Gewohnheit, daß mir andere, die ein besser Ansehen als dieser hatten, oft etwas um ein Ducaten hingaben, das deren hundert wert war, machte mich so sicher, daß ich meinen erkauften Schatz einsteckte.
Des Morgens, da ich meinen Rausch verschlafen, fand ich meinen Kaufmannschatz in meinem Hosensack, denn man muß wissen, daß ich allzeit Hosen und meinen Rock trug. Ich erinnerte mich gleich, welchergestalt ich das Ding kauft hatte, legte es derowegen zu andern meinen raren und lieben Sachen, als Ringen Kleinodien und dergleichen, um solches aufzuheben, bis mir etwan ein Kunstverständiger an die Hand käme, der mich um seine Beschaffenheit berichtete. Als ich aber ungefähr unter Tags wieder in meinen Sack griff, fand ich dasselbe nicht, wohin ichs aufgehoben, sondern wieder in meinem Hosensack, welches mich mehr verwunderte als erschreckte, und mein Fürwitz, zu wissen was es doch eigentlich wäre, machte, daß ich mich fleißig nach dessen Verkäufer umsah; und als derselbe mir aufstieß, fragte ich ihn, was er mir zu kaufen gegeben hätte; erzählte ihm darneben, was für ein Wunderwerk sich damit zugetragen, und bat ihn, er wolle mir doch desselben Wesen Kraft Würkung Künste, und wie es umständlich damit beschaffen, nicht verhalten. Er antwortet: »Frau Courasche, es ist ein dienender Geist, welcher demjenigen Menschen, der ihn erkauft und bei sich hat, groß Glück zuwegen bringt. Er gibt zu erkennen, wo verborgene Sachen liegen, er verschafft zu jedwederer Handelschaft genugsame Kaufleute und vermehret die Prosperität. Er macht, daß sein Besitzer von seinen Freunden geliebt und von seinen Feinden geförchtet werde. Ein jeder, der ihn hat und sich auf ihn verläßt, den macht er so fest als Stahl und behütet ihn vor Gefängnis. Er gibt Glück Sieg und Überwindung wider die Feinde und bringt zuwegen, daß seinen Besitzer fast alle Welt lieben muß.« In Summa der alte Lauer schnitt mir so einen Haufen daher, daß ich mich glückseliger zu sein dauchte als Fortunatus mit seinem Seckel und Wünschhütel. Weil ich mir aber wohl einbilden können, daß der sogenannte dienende Geist diese Gaben mit umsonst geben würde, so fragte ich den Alten, was ich hingegen dem Ding zu Gefallen tun müsse, denn ich hätte gehöret, daß diejenigen Zauberer, welche andere Leute in Gestalt eines Galgenmännels bestehlen, das sogenannte Galgenmännel mit wöchentlicher gewisser Badordnung und anderer Pfleg verehren müßten. Der Alte antwortet: es dörfte des Dings hier gar nicht; es sei viel ein anders mit einem solchen Männel als mit einem solchen Ding, das ich von ihm gekauft hätte. Ich sagte: Es wird ohne Zweifel mein Diener und Narr nicht umsonst sein wollen;
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