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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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über dich und das Deinige Meister sein? Es wäre noch genug, wann du ein böses Eheweib hättest, von der du dergleichen leiden müßtest. Wann ich in deinem Hemd verborgen stäke, so schlüg ich sie, bis sie mir parirte, oder jagte sie vor alle Teufel hinweg.«
    Solches alles vernahm ich bei Zeiten mit großem Unwillen und Verdruß und gedacht auf Mittel und Weg, wie ich meinen Springinsfeld möchte ins Feld springen machen, ohne daß ich mich im geringsten etwas dergleichen gegen ihm oder seinem Anhang hätte vermerken lassen. Mein Gesind, darunter ich auch vier starke Tremel zu Knechten hatte, war mir getreu und auf meiner Seiten; alle Officierer des Regiments waren mir nicht übel gewogen; der Obrist selbst wollte mir wohl und die Obristin noch viel besser, und ich verband mir alle noch mehrers mit Verehrungen, wo ich vermeinte, daß ich Hülf zu meinem künftigen Hauskrieg zu hoffen hätte, dessen Ankündigung ich stündlich von meinem Springinsfeld gewärtig war. Ich wußte wol, daß der Mann, welchen mir Springinsfeld aber nur pro forma repräsentiren mußte, das Haupt meiner Marquetenterei darstellte, und daß ich unter dem Schatten seiner Person in meiner Handelschaft agirte, auch daß ich bald ausgemarquetentert haben würde, wann ein solches Haupt mir mangelte. Derohalben ging ich gar behutsam; ich gab ihm täglich Geld, zu spielen und zu banquetieren, nicht daß ich die Beständigkeit seiner vorigen Verhaltung hätte bestätigen wollen, sondern um ihn desto kirrer, verwegener und ausgelassener gegen mich zu machen, damit er sich dardurch verplumpen und durch ein rechtschaffenes grobianisches Stückel sich dem Besitz meiner und des Meinigen unwürdig machen, mit einem Wort, daß er mir Ursach geben solle, mich von ihm zu scheiden; denn ich hatte allbereit schon so viel zusammen geschunden und verdienet, zumalen auch anderwärtshin in Sicherheit gebracht, daß ich mich weder um ihn noch die Marquetenterei, ja um den ganzen Krieg, und was ich noch darin kriegen und hinweg nehmen konnte, wenig mehr bekümmerte. Aber ich weiß nicht, ob Springinsfeld das Herz nicht hatte, seinen Cameraden zu folgen, um die Oberherrschaft öffentlich von mir zu begehren, oder ob er sonst in erzähltem seinem liederlichen Leben unachtsamer Weis fortfuhr; denn er stellte sich gar freundlich und demütig und gab mir niemalen kein sauern Blick, geschweige ein böses Wort. Ich wußte sein Anliegen wohl, worzu ihn seine Cameraden verhetzt hatten; ich konnte aber aus seinen Werken nicht spüren, daß er etwas dergleichen wider mich zu unterstehen bedacht gewesen wäre. Doch schickte sichs endlich wunderbarlich, daß er mich offendirte, wessentwegen wir dann, es sei ihm nun gleich lieb oder leid gewesen, von einander kamen.
    Ich lag einsmals neben ihm und schlief ohne alle Sorg, als er eben mit einem Rausch heimkommen war. Siehe, da schlug er mich mit der Faust von allen Kräften ins Angesicht, daß ich nicht allein darvon erwachte, sondern das Blut lief mir auch häufig zum Maul und der Nasen heraus, und wurde mir von selbigem Streich so törmisch im Kopf, daß mich noch Wunder gibt, daß er mir nit alle Zähn in Hals geschlagen. Da kann man nun wohl erachten und abnehmen, was ich ihm für eine andächtige Litanei vorbetete. Ich hieß ihn einen Mörder und was mir sonst noch mehr von dergleichen ehrbaren Tituln ins Maul kommen sind. Er hingegen sagte: »Du Hundsfutt, warum läßest du mir mein Geld nicht? Ich habe es ja redlich gewonnen!«
    Und wollte noch immer mehr Stöße hergeben, also daß ich zu schaffen hatte, mich deren zu erwehren, maßen wir beide im Bette aufrecht zu sitzen kamen und gleichsam anfingen mit einander zu ringen. Und weil er noch fort und fort Geld von mir haben wollte, gabe ich ihm eine kräftige Ohrfeigen, die ihn wieder niederlegte; ich aber wischt zum Zelt hinaus und hatte ein solches Lamentiren, daß nit nur meine Mutter und übriges Gesind, sondern auch unsere Nachbaren davon erwachten und aus ihren Hütten und Gezelten hervorkrochen, um zu sehen, was da zu tun oder sonst vergangen wäre. Dasselbe waren lauter Personen vom Stab, als welche gemeiniglich hinter die Regimenter zu den Marquetentern logirt werden, nämlich der Caplan Regimentsschultheiß Regimentsquartiermeister Proviantmeister Profos Henker Hurenwaibel und dergleichen; denen erzählet ich ein langs und ein breits, und der Augenschein gab auch, wie mich mein schöner Mann ohne eigene Schuld und Ursach tractirt. Mein angehender milchweißen

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