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Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche

Titel: Die Lebensbeschreibung der Erzbetruegerin und Landstoerzerin Courasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
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Busen war überall mit Blut besprengt, und des Springinsfelds unbarmherzige Faust hatte mein Angesicht, welches man sonst niemalen ohne lustreizende Lieblichkeiten gesehen, mit einem einzigen Streich so abscheulich zugerichtet, daß man die Courasche sonst nirgends bei als an ihrer erbärmlichen Stimme kennete, ohnangesehen niemand vorhanden war, der sie anderwärts jemalen hätte klagen hören.
    Man fragte mich um die Ursach unserer Uneinigkeit und daraus erfolgten Schlacht. Weil ich nun allen Verlauf erzählte, vermeinte der ganze Umstand, Springinsfeld müsse unsinnig worden sein; ich aber glaubte, er habe dieses Spiel aus Anstiftung seiner Cameraden und Saufbrüder angefangen, um mir erstlich hinter die Hosen, zweitens hinter die Oberherrlichkeit und letztlich hinter mein vieles Geld zu kommen.
    Indem wir nun so miteinander pappelten, und etliche Weiber umgingen, mir das Blut zu stillen, krabbelte Springinsfeld auch aus unserem Zelt. Er kam zu uns zum Wachtfeuer, das bei des Oberisten Bagage brannte, und wußte beinahe nicht Wort genug zu ersinnen und vorzubringen, mich und jedermann wegen seines begangenen Fehlers um Verzeihung zu bitten. Es mangelte wenig, daß er nicht vor mir auf die Knie niederfiel, um Vergebung und die vorige Huld und Gnad wieder von mir zu erlangen; aber ich verstopfte die Ohren und wollte ihn weder wissen noch hören, bis endlich unser Obristleutenant von der Rund darzu kam, gegen welchen er sich erbot, einen leiblichen Eid zu schwören, daß ihm geträumt hätte, er wäre auf dem Spielplatz gesessen, allwo ihm einer um eine ziemliche Schanz auf dem Spiel gestandenen Gelds unrecht tun wollen, gegen welchem er deswegen geschlagen und wider seinen Willen und Meinung seine liebe unschuldige Frau im Schlaf getroffen. Der Obristleutenant war ein Cavalier, der mich und alle Huren wie die Pest haßte, hingegen aber meinem Springinsfeld nit ohngewogen war; derowegen sagte er zu mir, ich solle mich wieder mit ihm alsobald in die Zelt packen und das Maul halten, oder er wolle mich zum Profosen setzen und wohl gar, wie ich vorlängsten verdient, mit Ruten aushauen lassen.
    Potz Blech, das ist ein herber Sentenz, dieser Richter fackelt nicht viel! gedachte ich bei mir selber; aber es schadet nichts; bist du gleich Obristleutenant und vor meiner Schönheit und meinen Verehrungen schulfrei, so seind doch andere, und zwar deren mehr als einer, die sich gar gern dadurch berücken lassen, mir recht zu geben.
    Ich schwieg so still wie ein Mäusel; mein Springinsfeld aber auch, als dem er sagte, wann er noch mehrmal so kommen würde, so wolle er ihn bei Tag auf einmal dergestalt strafen um das, was er bei Nacht zu zweien malen gegen mir gesündigt, daß er gewißlich das dritte mal nicht wieder kommen würde; uns beiden zugleich aber sagte er, wir sollten den Frieden machen, ehe die Sonne aufging, damit er den künftigen Morgen kein Ursach hätte, uns einen Tädigsmann zu geben, über dessen Procedere wir uns hinter den Ohren zu kratzen würden Ursachen haben.
    Also gingen wir wieder mit einander zu Bette und hatten beiderseits unsere Stöße, maßen ich dem Springinsfeld so wenig gefeiret als er mir. Er bekräftigt nochmals seinen gehabten Traum mit großen Schwüren, ich aber behauptete, daß alle Träume falsch wären, derentwegen ich aber nichtsdestoweniger keine falsche Maulschelle bekommen. Er wollte seine Liebe mit den Werken bezeugen, aber der empfangene Streich, oder vielmehr daß ich seiner gern los gewest wäre, entzogen ihm bei mir alle Willfährigkeit. Ja ich gab ihm auch den andern Tag nicht allein kein Geld mehr zum Spielen, sondern auch zum Saufen, und sonst wenig guter Wort; und damit er mir nicht hinter die Batzen käme, die ich noch bei mir behalten, unsere Handelschaft damit zu treiben, verbarg ich solche hinter meine Mutter, welche solche so Tags so Nachts wohl eingenähet auf ihrem bloßen Leib tragen mußte.

Das zweiundzwanzigste Kapitel
    Aus was Ursachen Springinsfeld und Courasche sich
gescheiden, und wormit sie ihn zur Letze begabt.
    Gleich nach dieser unserer nächtlichen Schlacht stund es wenig Zeit an, daß Mantua mit einem Kriegspossen eingenommen wurde; ja der Fried selbst zwischen den Römisch-Kaiserlichen und Franzosen, zwischen den Herzogen von Savoja und Nivers folgte ohnlängst hernach, gleichsam als wann der welsche Krieg mit unserm Treffen hätte geendigt werden müssen. Und eben deswegen gingen die Franzosen aus Savoya und stürmeten wieder nach Frankreich, die

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