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Die Lebensfreude

Die Lebensfreude

Titel: Die Lebensfreude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola
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den grollenden Donner des Sturmes, der nicht nachlassende Regen schlug auf das Schieferdach, der Wind rüttelte an den Fenstern und heulte unter den Türen; noch eine volle Stunde dauerte die Kanonade, erschütterte sie jede aufklatschende Woge mit einem tiefen, dumpfen Stoße. Es war ihr, als ob das in Ruhe und Schweigen versunkene Haus wie ein Schiff im Wasser davongetragen werde. Sie verspürte jetzt eine angenehme, feuchte Wärme, ihr schwankender Gedankengang wandte sich in hilfsbereitem Mitleid zu den armen Leuten, die das Meer dort unten aus ihrem Obdache jagte. Dann versank alles; sie schlief ein.

Zweites Kapitel.
    Schon von der ersten Woche an brachte Paulinens Anwesenheit Frohsinn in das Haus. Ihr ungestörter Frohsinn, ihr stilles Lächeln beruhigten die dumpfe Erbitterung, in der Chanteaus lebten. Der Vater hatte eine Krankenwärterin gefunden, die Mutter war glücklich, daß der Sohn jetzt mehr zu Hause blieb. Nur Veronika fuhr fort zu murren. Es schien, als gäben die in dem Sekretär verschlossenen hundertfünfzigtausend Franken der Familie ein reicheres Aussehen, obgleich man nicht daran rührte. Ein neues Band war geknüpft, und es erwuchs inmitten ihres Ruins eine Hoffnung, ohne daß man genau hätte sagen können, was für eine.
    In der Nacht des übernächsten Tages war der Gichtanfall, dessen Kommen Chanteau gefühlt hatte, zum Ausbruch gekommen. Bereits seit einer Woche verspürte er Prickeln in den Gelenken, Frostschauer, die seine Glieder schüttelten, eine unüberwindliche Abneigung vor jeder Bewegung. Er hatte sich am Abend trotzdem ruhiger zu Bette gelegt, als gegen drei Uhr morgens sich der Schmerz in der Zehe des linken Fußes einstellte. Er sprang dann in die Ferse und bemächtigte sich schließlich des Fußknöchels. Bis Tagesanbruch klagte er nur leise und schwitzte unter seinen Decken, um niemanden zu stören. Seine Anfälle waren das Entsetzen des Hauses. Er wartete bis zum letzten Augenblick, jemanden zu rufen, weil er sich schämte, wieder angefallen zu sein, und im voraus über die verboste Aufnahme in Verzweiflung war, die man seinem Leiden wieder angedeihen lasse. Als Veronika indessen gegen acht Uhr an seiner Tür vorüberging, konnte er einen Schrei nicht zurückhalten, den ihm ein heftigeres Stechen entrang.
    »Da haben wir's«, brummte die Magd. »Er heult richtig schon wieder.«
    Sie war hineingegangen, sah ihn wimmernd den Kopf hin- und herdrehen und fand nur die Trostworte:
    »Die Gnädige wird erfreut sein!«
    In der Tat ließ Frau Chanteau, als sie hereintrat, die Arme mit einer Bewegung erbitterter Entmutigung sinken.
    »Abermals! Ich komme kaum, und schon fängt es wieder an.«
    Sie nährte gegen diese Gicht einen fünfzehnjährigen Groll. Sie verfluchte diese Elende wie eine Feindin, diese Schurkin, die ihr Leben verdorben, ihren Sohn ruiniert und ihren Ehrgeiz getötet habe. Hätten sie sich, wäre die Gicht nicht gewesen, in dieses weltverlorene Dorf verbannt? Trotz ihres guten Herzens stand sie den Anfällen zitternd und feindselig gegenüber; sie bezeichnete sich selbst als ungeschickt und nicht tauglich zu seiner Pflege.
    »Mein Gott! Wie ich leide!« stammelte der arme Mann. »Ich fühle es, der Anfall wird stärker werden als der letzte ... Bleibe nicht hier, es macht dich das mißmutig; aber schicke sogleich zum Doktor Cazenove.«
    Von dem Augenblicke an stand das ganze Haus auf dem Kopfe. Lazare war nach Arromanches gegangen, obgleich die Familie keine große Hoffnung mehr in die Ärzte setzte. Chanteau hatte es schon seit fünfzehn Jahren mit allen nur möglichen Arzneien versucht, aber mit jedem neuen Versuche ward das Übel schlimmer. Zuerst schwach und selten, hätten sich die Anfälle bald vermehrt und an Heftigkeit zugenommen. Heute befielen sie bereits die beiden Füße, selbst ein Knie war bedroht. Der Kranke hatte schon dreimal die Heilmethode gewechselt, sein armer Körper war zu einem Versuchsfelde geworden, auf dem sich die Reklamemittel Schlachten lieferten. Nachdem man ihm zuerst reichlich zur Ader gelassen hatte, ließ man ihn darauf unvernünftig abführen, und jetzt stopfte man ihn mit Colchicum und Lithium voll. Durch die Entkräftung des verschlechterten Blutes und der geschwächten Organe verwandelte sich auch nach und nach seine akute Gicht in eine chronische. Die lokalen Behandlungen waren von keinem besseren Erfolg begleitet, die Blutegel hatten die Gelenke steif gemacht, das Opium verlängerte die Anfälle, und die Zugpflaster

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