Die Lebensprinzipien
geschieht, die sich immer mehr als Lüge erweist. Wer aus Egoismus und Gier etwa Nahrung und Medikamente bewirbt, die krank und schwach, fett und hilflos machen, ist auf diesem fatalen Weg – und das betrifft große Teile der modernen Lebensmittel- und Pharmakonzerne, aber auch alle, die das bewerben, vertreten oder in irgendeiner Form unter die Leute bringen. Die Manipulation ist dabei durchaus bewusst, die Folgen werden geflissentlich übergangen.
Wir finden auf dieser Stufe Machtkämpfe, wie sie in der Businesswelt üblich sind und die mit immer härteren Bandagen ausgetragen werden. Die Schläge landen dabei öfter und zynischer unter der Gürtellinie. Fixierung auf die eigene Position, Prinzipienreiterei und Perfektionismus bis zur Zwanghaftigkeit bestimmen dieses Feld. Hier werden Abhängigkeiten bewusst geschaffen oder schweigend in Kauf genommen.
Jene leidenschaftliche Eifersucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft, beherrscht das seelische (Schlacht-)Feld. Sexuelle Exzesse auf Kosten anderer, Ausbeutung und Hörigkeit, wenn Hingabe in Abhängigkeit umschlägt, sind hier anzutreffen. Allerdings ist all das auf dieser Stufe meist schon mit der Ahnung verbunden, dass es auch anders gehen müsste. Wobei das polare Spiel von Sadismus und Masochismus, sofern es nicht un- oder halbbewusst auf geistig-seelischer, sondern bewusst auf körperlicher Ebene durchlebt wird, durchaus von beiden Seiten genossen werden kann.
Die Proj ektion wird hier noch fleißig betrieben, wenn auch mehr als Ausweg, mit schlechtem Gewissen nach dem Motto: »Das werde ich büßen müssen.« Die Büßerrolle ist dem Plutoprinzip sowieso
nahe. Hier fällt es nicht leicht, es sich gut gehen zu lassen, sondern man muss für alles leiden.
4. Die vierte Stufe bringt die Leidenschaft auf weniger leidvolle Ebenen. Aber immer noch bestimmen Extreme das Leben – Exzess oder Askese, das Entweder-Oder und werden mit (arche-)typisch plutonischem Absolutheitsanspruch verbunden.
Das Märtyrertum der japanischen Kamikaze-Flieger, die sich als »göttlicher Wind« auf die Feinde von Reich und Kaiser stürzten und ihr Leben sehr bewusst und meist wohl auch reinen Herzens hingaben – nachdem sie Abschied genommen, ihre Beerdigung im Familienkreis gefeiert und ihr Totenhemd angelegt hatten –, ist aus Sicht dieser Soldaten hier einzuordnen. Entsprechendes gilt wohl auch für viele der islamischen Selbstmordattentäter, die als aufgehetzte, fehlgeleitete und letztlich missbrauchte junge Menschen in ihrem Herzen wirklich an ihre Mission glauben, so schrecklich diese auch ist. Diejenigen, die diesen Missbrauch betreiben und andere für ihre machtpolitischen Zwecke instrumentalisieren, gehören auf die erwähnte niedrige dritte Stufe, also die japanischen Faschisten von damals und die fanatischen Mullahs von heute.
Auf dieser vierten Ebene kann Projektion, und vor allem ihre bewusste Rücknahme, bereits als Chance der Selbsterkenntnis genutzt werden. Damit beginnt bewusste Schattenarbeit. Die enorme plutonische Regenerationskraft kommt jetzt Prozessen radikaler Mauserung zugute. So ist die weltweit erfolgreichste Suchttherapie entstanden: die Anonymen Alkoholiker.
5. Die fünfte Ebene verwirklicht die Wandlungsfähigkeit und damit Hauptaufgabe des Plutoprinzips. Die von ihm vermittelte Fähigkeit, sich auf tiefste Tiefen mutig und ohne Rücksicht auf eigene Ängste und Bedenken einzulassen, wird dafür genutzt. Hier ist das bewusste »Ausziehen, um das Fürchten zu lernen«, anzusiedeln, das wir aus den Märchen kennen, das aber bis heute in jungen Jahren gelebt werden will.
Mit einer im Kreis der Lebensprinzipien einmaligen und totalen Verbindlichkeit kann sich der plutonisch geprägte Mensch einer Sache oder Aufgabe ganz und gar verschreiben. Hier wird die Schattenarbeit zur großen Chance des Lebens. Der Mensch traut sich, diese elementare Kraft der Seele wahrzunehmen. Metanoia als tiefste Reue, Metamorphose als völlige Wandlung und ein Gesinnungswandel bis an die Grundfesten der Persönlichkeit sind hier möglich. Ehrliche Schattenkonfrontation und Selbstüberwindung können Transformationsprozesse einleiten, die zu radikaler Umkehr führen und Stirb-und-werde-Vorgänge zu bewusstem täglichem Erleben machen. Ein Beispiel dafür ist das Märtyrertum der frühen Christen, die lieber für ihren Glauben bewusst in den Tod gingen, als ihm abzuschwören, und die selbst noch in römischen Arenen im Angesicht hungriger Raubtiere daran
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