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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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die auf Heilige und Mörder gleichermaßen scheint, unterscheidet dieses Urprinzip nicht. Da Sonne nicht aus-, sondern einschließt und kaum unterscheidet, werden ihr Bilder nicht gerecht, denn diese leben vom Weglassen. Das macht es so schwierig, dieses zentrale Lebensprinzip mit Worten der Polarität zu beschreiben. Das alles Vereinende entzieht sich der Aufteilung in Aspekte und Eigenschaften. So ist der Sonnengott Helios in der Antike auch eine eher unspektakuläre und fast unbekannte Gestalt, der keine Beschreibung gerecht werden kann. Obwohl allsichtig und allwissend, mischt er sich dennoch nirgends ein und kommt so kaum vor, sondern hat den (großen) Bogen heraus, auf den er seinen Sonnenwagen lenkt.

    Bild 70
    Ähnlich wie wir das weiße Licht der Sonne, das alle Energie und alle Farben enthält, nicht wahrnehmen, bleibt auch das zugehörige Prinzip so schwer fassbar wie die Einheit und Vollkommenheit, für die es steht. Auch sein eigentliches Symbol, der Punkt in der Mitte des Kreises, hat per Definition keine Ausdehnung in den Raum und kommt als rein ideelles Gebilde konkret eigentlich gar nicht vor. Geometrisch rechnen wir mit ihm, obwohl er in der Welt von Raum und Zeit nicht existiert. Der Mitte-l-punkt ist nicht – und enthält doch alles in der Potenz. So ist auch mit dem Sonnenprinzip immer zu rechnen, nur nicht so konkret.
    Und alles dreht sich um diesen (Mitte-l-)Punkt, wie sich auch alle Planeten der Ekliptik um die Sonne drehen und alle Elektronen
um den Kern im kleinen Sonnensystem des Atoms. In der Zelle sind alle Organellen auf den Zellkern bezogen. Im Organismus kreist alles Blut um das Herz. Im sozialen Bereich dreht sich alles um den Chef, das Oberhaupt; in der Regierung rotieren die Minister um den Kanzler; in der katholischen Kirche die Priester und Kardinäle um den Papst. Diese Mitte als Mittelpunkt des Mandalas entspricht voll und ganz dem Sonnenprinzip.
    Die Sonne steht für den ersten Platz in der Hierarchie, die ihr ebenfalls als Ordnungsprinzip entspricht. Den Ägyptern und Inkas war die Sonne der Gott, und die Pharaonen wähnten sich Söhne der Sonne. Für die Inder wohnt Brahma, ihr höchster Gott und Schöpfer des Himmels und der Erde, in der Sonne; auf Erden spielt jedoch auch er eine untergeordnete Rolle und verfügt kaum über Tempel. Christus wird als Licht der Welt bezeichnet, und das ist eindeutig die Sonne. Gottvater ist demnach das Licht des Himmels. Ziel der Mystiker ist, die Sonne im Herzen aufgehen zu lassen und mit allem eins zu werden. Das strahlende Herz ist natür lich auch der Ort der Sonne im Körper. Vom Herzen geht alle Energie aus und erreicht jede Zelle, so wie von der Sonne alle Energie in unserem Sonnensystem ausgeht und jedes Geschöpf und jede Zelle erreicht.
    In der Welt entspricht dem Sonnenprinzip der König mit seiner strahlenden Krone. Im Gralsepos findet Parzival, der (arche-)typische Sonnenheld, auf seiner Suche die Lösung in dem Satz: »Der König und das Land sind eins.« Dem König gehört das ganze Land, aber er gibt es bereitwillig als Lehen an andere und lässt sich durch diese vertreten. Seine Beamten ordnen das Land für ihn und regeln alles; seine Schiffe fahren auf allen Meeren, gesteuert von seinen Kapitänen und Seeleuten. Seine Minister oder Diener sorgen für das Land bis hin zum letzten Acker. So die schöne Idee, die in zentralistisch organisierten Ländern wie Frankreich am deutlichsten wird.
    Ähnliches gilt für die Welt der Urprinzipien. Die Sonne ist das Vollkommene, das alles enthaltende Prinzip, aber sie gibt wesentliche
urprinzipielle Aspekte gleichsam außer Haus. Sonne ist die von Materie unabhängige Urkraft, doch das Thema der zielgerichteten Energie delegiert sie ans Marsprinzip. In ihr als Einheitsprinzip kommt alles zusammen, aber die Oberhoheit über die Zusammenhänge und Verbindungen auf Erden bekommt Merkur. Als Ursprung allen Seins ist die Sonne natürlich auch Quelle aller Fruchtbarkeit, aber diese überträgt sie konkret an das Mondprinzip. Sie trägt alle Schönheit in sich, aber sie in irdische Formen zu gießen überlässt sie dem Venusprinzip. Sie ist der Überfluss an Sinn und Weisheit und gibt diese Themen an Jupiter. Als höchste Ordnung, in der sich alles konzentriert, delegiert sie ordnende Vernunft und die Reduktion auf Wesentliches an Saturn. Als Quelle aller Originalität lässt sie diese von Uranus in die Welt tragen. Als größte Kraft gibt sie die der Verwandlung an Pluto. Als grenzenlose, mit

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