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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rek.
    »Es sind doch nur ein paar tausend«, erwiderte Druss mit einem breiten Grinsen.
    Hand über Hand ließ er sich auf das Eldibar-Feld hinab und schlenderte zu dem Essenden hinüber.
    »Ich bin ein Fremder in deinem Lager«, grüßte er.
    Der Mann blickte auf. Sein Gesicht war breit und klar geschnitten, das Kinn kräftig. Die Augen waren violett und standen schräg unter den dunklen Brauen. Es waren Augen voller Macht.
    »Willkommen, Fremder. Iß etwas mit mir«, sagte der Mann. Druss setzte sich ihm mit gekreuzten Beinen gegenüber. Langsam schnallte der andere seine bemalte schwarze Brustplatte ab, zog sie aus und legte sie behutsam neben sich. Dann streifte er die schwarzen Handschuhe ab und schnallte die Unterarmschienen los. Druss sah die kräftigen Muskeln an den Armen und die geschmeidigen, katzenhaften Bewegungen. Ein geborener Krieger, dachte der alte Mann.
    »Ich bin Ulric von den Wolfsschädeln.«
    »Ich bin Druss von der Axt.«
    »Gut gekontert! Iß!«
    Druss nahm eine Handvoll Datteln vom Silberteller und aß bedächtig. Dann nahm er etwas von dem Ziegenkäse und spülte ihn mit einem Schluck Rotwein hinunter. Seine Augenbrauen hoben sich.
    »Zentrischer Roter«, sagte Ulric. »Ohne Gift.«
    Druss grinste. »Ich bin schwer zu töten. Das ist ein Talent von mir.«
    »Du hast wohl getan. Ich freue mich für dich.«
    »Ich war voll Kummer, als ich von deinem Sohne hörte. Ich habe keine Söhne, aber ich weiß, es ist schwer für einen Mann, einen geliebten Menschen zu verlieren.«
    »Es war ein grausamer Schlag«, sagte Ulric. »Er war ein guter Junge. Aber das ganze Leben ist grausam, nicht wahr? Ein Mann muß an seinem Kummer wachsen.«
    Druss schwieg und nahm sich ein paar Datteln.
    »Du bist ein großer Mann, Druss. Es tut mir leid, daß du hier sterben mußt.«
    »Ja. Es wäre schön, ewig zu leben. Andererseits werde ich langsamer. Einige von deinen Männern hätten mich fast erwischt – und das ist beschämend.«
    »Ich habe einen Preis für den Mann ausgesetzt, der dich tötet. Hundert Pferde, aus meinem Stall.«
    »Wie beweist der Mann, daß er mich getötet hat?«
    »Er bringt mir deinen Kopf und zwei Augenzeugen.«
    »Sieh zu, daß meine Männer das nicht erfahren. Sie würden es für fünfzig Pferde tun.«
    »Das glaube ich nicht! Du hast gut gekämpft. Wie kommt der neue Graf zurecht?«
    »Er hätte ein weniger lärmendes Willkommen vorgezogen, aber ich glaube, es macht ihm Spaß. Er kämpft gut.«
    »Wie ihr alle. Aber das wird nicht genügen.«
    »Wir werden sehen«, meinte Druss. »Diese Datteln sind sehr gut.«
    »Glaubst du, du kannst mich aufhalten? Sag es mir ehrlich, Todeswanderer.«
    »Ich hätte gern unter dir gedient«, sagte Druss. »Ich bewundere dich seit Jahren. Ich habe vielen Fürsten gedient. Einige waren schwach, andere wankelmütig. Viele waren gute Männer, aber du … du hast die Größe. Ich glaube, du wirst letztendlich bekommen, was du willst. Aber nicht, solange ich lebe.«
    »Du wirst nicht lange leben, Druss«, sagte Ulric sanft. »Wir haben einen Schamanen, der solche Dinge weiß. Er sagte mir, er habe dich an den Toren von Mauer Vier – Sumitos heißt sie, glaube ich – gesehen, und der grinsende Schädel des Todes schwebte über dir.«
    Druss lachte laut auf. »Der Tod schwebt überall, wo ich stehe, Ulric! Ich bin der, der mit dem Tod wandert. Kennt dein Schamane eure eigenen Legenden nicht? Vielleicht entschließe ich mich, auf Sumitos zu sterben. Vielleicht auch auf Musif. Aber wie immer ich mich entscheide, eins sollst du wissen: Wenn ich ins Tal der Schatten gehe, nehme ich mehr als nur ein paar Nadir zur Gesellschaft mit.«
    »Sie werden stolz sein, mit dir zu gehen. Geh in Frieden.«

23
    Ein blutiger Tag folgte auf den nächsten; eine endlose Folge des Kämpfens, Tötens und Sterbens. Einzelne Gefechte brachten Gruppen von Nadir-Kriegern auf das Schlachtfeld vor Musif und drohten, die Drenai-Armee auf den Mauern einzukesseln. Aber immer wieder wurden sie zurückgeschlagen, und die Kampflinie hielt stand. Langsam, wie Serbitar es vorhergesagt hatte, wurden die Starken von den Schwachen getrennt. Es war leicht, den Unterschied zu erkennen. In der sechsten Woche waren nur noch die Stärksten am Leben. Dreitausend Drenaikrieger waren entweder tot oder mit furchtbaren Verwundungen vom Schlachtfeld getragen worden.
    Druss schritt wie ein Riese über die Brustwehr, Tag für Tag, und widersetzte sich allen Ratschlägen, sich auszuruhen. Er vertraute

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