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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Mann zuckte die Schultern. »Hört sich vernünftig an«, sagte er.
    »Dann ist es beschlossen«, sagte Rek. »Ich entlasse euch jetzt, damit ihr den Rückzug organisieren könnt. Ich muß mich nun dem Ältestenrat stellen.«
     
    Während der ganzen langen Nacht wurde der schweigende Rückzug durchgeführt. Verwundete wurden auf Tragen davongeschleppt, medizinische Vorräte auf Handkarren verladen und persönliche Habseligkeiten hastig in Taschen verstaut. Diejenigen, die schwerer verwundet waren, hatte man schon längst ins Musif-Lazarett gebracht, und seit Beginn der Belagerung waren die Eldibar-Baracken nur wenig genutzt worden.
    Mit dem ersten geisterhaften Tageslicht betraten die letzten Männer das Ausfalltor an Musif und kletterten die lange Wendeltreppe zu den Wehrgängen empor. Dann begann die Arbeit, Felsen und Geröll auf die Treppe zu schaffen, um den Eingang zu blockieren. Die Männer schwitzten und schufteten, als der Morgen heller wurde. Zum Schluß wurde sackweise Mörtelpulver auf die Steine gekippt und dann fest in die Ritzen gestopft. Andere tränkten die Mischung mit Wasser.
    »Nach einem Tag«, sagte Maric, der Baumeister, »ist diese Masse praktisch unbeweglich.«
    »Nichts ist unbeweglich«, sagte sein Kamerad. »Aber der Feind wird Wochen brauchen, um sich einen Weg zu den Treppen zu bahnen. Und die Treppen sind so gut gebaut, daß man sie gut verteidigen kann.«
    »So oder so, ich werde es nicht mehr erleben«, erklärte Maric. »Ich reise ab.«
    »Das ist aber sehr früh, oder?« fragte sein Freund. »Marissa und ich wollen auch weg von hier. Aber nicht, ehe die vierte Mauer fällt.«
    »Erste Mauer, vierte Mauer, wo ist da der Unterschied? Um so mehr Zeit, ein gutes Stück zwischen mich und diesen Krieg hier zu bringen. In Ventria brauchen sie Baumeister. Und ihre Armee ist stark genug, um die Nadir jahrelang zurückzuhalten.«
    »Vielleicht. Aber ich will noch warten.«
    »Warte nicht zu lange, mein Freund«, sagte Maric.
     
    Rek war wieder in der inneren Festung, lag auf dem Bett und starrte an die verzierte Decke. Das Bett war bequem, und Viraes nackte Gestalt schmiegte sich an ihn, ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Die Besprechung hatte schon vor zwei Stunden geendet, aber er konnte nicht einschlafen. Sein Kopf war voller Pläne, Gegenpläne und all den tausend Problemen einer belagerten Stadt. Die Debatte war erbittert gewesen, und diese Politiker auf etwas festnageln zu wollen war so, als wollte man unter Wasser eine Nadel einfädeln. Die allgemeine Ansicht war, daß Delnoch sich ergeben sollte.
    Nur Malphar, der rotgesichtige Lentrier, hatte Rek unterstützt. Diese ölige Schlange, Shinell, hatte sich erboten, persönlich eine Abordnung zu Ulric zu leiten. Und was war mit Beric, der sich vom Schicksal betrogen fühlte, weil seine Vorfahren jahrhundertelang Herrscher von Dros Delnoch gewesen waren und der doch zurückstehen müßte, weil er der zweite Sohn war? In ihm war tiefe Bitterkeit. Der Anwalt, Backda, hatte nur wenig gesagt, das aber beißend.
    »Ihr versucht, mit einem löchrigen Eimer das Meer aufzuhalten.«
    Rek hatte mühsam die Beherrschung gewahrt. Er hatte noch keinen von ihnen mit einem Schwert in der Faust auf den Wehrgängen gesehen. Und er würde sie dort auch nicht zu sehen bekommen. Horeb hatte einen Spruch, der genau auf solche Leute paßte:
    »In jeder Brühe steigt der Schaum an die Oberfläche.«
    Er hatte ihnen für ihren Rat gedankt und zugestimmt, in fünf Tagen erneut zusammenzukommen, um auf ihre Vorschläge zu antworten.
    Virae regte sich neben ihm. Ihr Arm schlug die Bettdecke weg und enthüllte eine sanft gerundete Brust. Rek lächelte und dachte zum erstenmal seit Tagen an etwas anderes als Krieg.
     
    Bowman stand mit tausend Bogenschützen auf der Brüstung von Eldibar und beobachtete, wie die Nadir sich zum Angriff sammelten, die Pfeile lose auf die Sehnen gelegt, die Hüte schräg aufgesetzt, damit das rechte Auge vor der aufgehenden Sonne beschattet wurde.
    Die Horde schrie ihren Haß heraus und stürmte voran.
    Bowman wartete. Er leckte sich die trockenen Lippen.
    »Jetzt!« rief er und zog geschmeidig die Sehne zurück, bis sie seine rechte Wange berührte. Der Pfeil schoß mit tausend anderen zugleich davon und sirrte in die wogende Masse dort unten. Wieder und wieder schossen sie, bis ihre Köcher leer waren. Schließlich sprang Caessa auf die Brüstung und jagte ihren letzten Pfeil direkt auf den Körper eines Mannes, der gerade eine

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