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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Melone. Die Spinne stieg hoch und fiel rücklings. Ein Wind erhob sich, und das Untier wurde zu schwarzem Rauch, der in die Luft stieg und verwehte.
    »Ich nehme an, du wärst einfach weiter so dagestanden, wenn ich nicht gekommen wäre?« sagte Virae.
    »Ich glaube schon«, antwortete Rek.
    »Du Narr«, sagte sie lächelnd. Er ging vorsichtig mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
    »Kann ich dich berühren?«
    »Eine seltsame Frage von einem Ehemann.«
    »Du wirst nicht verschwinden?«
    Ihr Lächeln schwand. »Noch nicht, mein Liebster.«
    Er zog sie heftig an sich. Tränen rannen ihm übers Gesicht. »Ich dachte, du wärst für immer gegangen. Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«
    Eine Weile sagten sie nichts, hielten sich einfach in den Armen.
    Schließlich schob sie ihn sanft von sich. »Du mußt zurückgehen«, sagte sie.
    »Zurück?«
    »Nach Delnoch. Du wirst dort gebraucht.«
    »Ich brauche dich mehr als Delnoch. Können wir nicht hierbleiben? Zusammen?«
    »Nein. Es gibt kein ›hier‹. Es existiert nicht. Nur du und ich sind wirklich. Jetzt mußt du zurückkehren.«
    »Ich werde dich doch wiedersehen, oder?«
    »Ich liebe dich, Rek. Ich werde dich immer lieben.«
    Er erwachte mit einem Ruck, die Augen auf die Sterne vor seinem Fenster gerichtet. Er konnte noch immer ihr Gesicht sehen, das vor dem mitternächtlichen Himmel verblaßte.
    »Virae!« rief er, »Virae!« Die Tür ging auf, und Serbitar lief herbei.
    »Rek, du träumst. Wach auf!«
    »Ich bin wach. Ich habe sie gesehen. Sie kam im Traum zu mir und rettete mich.«
    »Schon gut. Aber jetzt ist sie fort. Sieh mich an.«
    Rek blickte in Serbitars grüne Augen. Er sah Besorgnis darin, doch sie verschwand bald, und der Albino lächelte. »Alles in Ordnung«, sagte Serbitar. »Erzähl mir von dem Traum.«
    Anschließend fragte Serbitar ihn nach dem Gesicht aus. Er wollte jede Einzelheit wissen, an die Rek sich erinnern konnte. Schließlich lächelte er.
    »Ich glaube, du bist das Opfer von Nosta Khan geworden«, sagte er. »Aber du hast ihn abgewehrt – eine seltene Gabe, Rek.«
    »Virae kam zu mir. Es war kein Traum?«
    »Ich glaube nicht. Die QUELLE hat sie eine Zeitlang freigegeben.«
    »Das würde ich gerne glauben, wirklich.«
    »Das solltest du auch. Hast du mal nach deinem Schwert gesehen?«
    Rek schwang sich aus dem Bett und ging zum Tisch hinüber, auf dem die Rüstung lag. Das Schwert war verschwunden.
    »Wie?« flüsterte Rek. Serbitar zuckte die Achseln.
    »Es wird schon wiederkommen. Nur keine Angst!«
    Serbitar zündete die Kerzen an und entfachte das Feuer im Kamin. Als er fertig war, klopfte es leise an der Tür.
    »Herein«, rief Rek.
    Ein junger Offizier kam herein, das Schwert Egels in den Händen.
    »Entschuldigt, daß ich Euch störe, Graf, aber ich sah noch Licht. Einer der Wächter fand Euer Schwert auf den Wehrgängen Kanias, also habe ich es hergebracht. Ich habe zuerst das Blut abgewischt, Graf.«
    »Blut?«
    »Ja, Graf. Es war blutverschmiert. Seltsam, daß es immer noch naß war.«
    »Nochmals danke.« Rek wandte sich an Serbitar. »Ich verstehe das nicht.«
     
    In Ulrics Zelt flackerten die Kerzen. Der Kriegsherr saß wie erstarrt und stierte den kopflosen Körper an, der vor ihm auf dem Boden hockte. Der Anblick würde ihn bis ans Ende seiner Tage verfolgen. Im einen Moment hatte der Schamane in Trance vor den Kohlen gesessen, im nächsten erschien eine rote Linie quer über den Hals, und der Kopf war ins Feuer gerollt.
    Endlich rief Ulric seine Wächter, um den Leichnam zu entfernen, nachdem er zuerst die Klinge seines Schwertes über den blutigen Hals gezogen hatte.
    »Er hat mich erzürnt«, erzählte er den Wächtern, verließ sein Zelt und ging unter den Sternen spazieren. Erst der legendäre Axtkämpfer, dann die Krieger in Silber. Jetzt ein bronzener Teufel, dessen Magie größer war als die Nosta Khans. Warum hatte er diese Kälte in seiner Seele gespürt? Die Dros war doch nichts weiter als eine Festung. Hatte er nicht Hunderte solcher Festungen erobert? Sobald die Tore Delnochs offen waren, gehörte das Reich der Drenai ihm. Wie konnten sie nur gegen ihn bestehen?
    Die Antwort war einfach – sie konnten nicht! Ein Mann – oder auch ein Teufel – konnte den Nadir-Stämmen nicht standhalten.
    Aber welche neuen Überraschungen hält diese Dros noch bereit? fragte er sich.
    Er blickte an der hochaufragenden Mauer Kania empor.
    »Du wirst fallen!« rief er. Seine Stimme hallte durch das Tal. »Ich werde

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