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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Hoffnung hatte, daß wir Erfolg haben würden. Jetzt, da diese Hoffnung nicht mehr besteht, spüre ich einen Anflug von Panik.« Er lächelte sanft und leerte seinen Becher mit einem Zug.
    »Du bist nicht verpflichtet zu bleiben«, sagte Hogun.
    »Das stimmt. Vielleicht gehe ich morgen früh.«
    »Das glaube ich nicht – wenn ich auch nicht weiß, warum«, sagte Hogun.
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich habe diesem Nadir-Krieger, Kaska, versprochen, noch einen mit ihm zu trinken, wenn sie die Festung eingenommen hätten. Netter Kerl – wenn auch ein bißchen sentimental. Er hat sechs Frauen und dreiundzwanzig Kinder. Es ist erstaunlich, daß er Zeit gefunden hat, in den Krieg zu ziehen.«
    »Oder die Kraft!« setzte Hogun grinsend hinzu. »Und was ist mit Rek? Warum bleibst du?«
    »Angeborene Dummheit«, antwortete Rek.
    »Das ist nicht genug«, sagte Bowman. »Komm schon, Rek, die Wahrheit, bitte.«
    Rek ließ seinen Blick rasch über die Gruppe schweifen. Er sah die Müdigkeit in den Gesichtern und stellte zum erstenmal fest, daß er sie alle liebte.
    Sein Blick begegnete dem Vintars, und Verständnis floß zwischen ihnen. Der Ältere lächelte.
    »Ich glaube«, sagte Rek, »daß nur der Abt der Schwerter diese Frage beantworten kann – für uns alle.«
    Vintar nickte und schloß für einen Moment die Augen. Jeder wußte, daß er in ihren Herzen und Gedanken suchte, doch dort war keine Furcht, keine Verlegenheit, kein Bedürfnis mehr, allein zu sein.
    »Alles, was lebt, muß sterben«, sagte Vintar. »Doch es scheint, daß nur der Mensch sein Leben lebt im Wissen um den Tod. Und doch ist mehr am Leben als das Warten auf den Tod. Denn damit das Leben einen Sinn hat, muß es einen Zweck haben. Ein Mann muß etwas weitergeben – sonst ist er nutzlos.
    Für die meisten Männer dreht sich dieser Zweck um Ehe und Kinder, die seinen Samen weitertragen. Für andere ist es ein Ideal – ein Traum, wenn ihr wollt. Jeder von uns hier glaubt an die Vorstellung von Ehre: daß es die Pflicht eines Mannes ist, zu tun, was richtig und gerecht ist, daß Macht allein nicht genügt. Wir alle haben zeitweise gesündigt. Wir haben gestohlen, gelogen, betrogen – sogar getötet – für unseren eigenen Vorteil. Aber letztendlich kehren wir zu unseren Überzeugungen zurück. Wir erlauben den Nadir nicht, ungehindert vorzudringen, denn das können wir nicht. Wie urteilen härter über uns selbst als andere. Wir wissen, daß der Tod dem Verrat an dem, was uns teuer ist, vorzuziehen ist.
    Hogun, du bist Soldat, und du glaubst an die Sache der Drenai. Man hat dir befohlen, auszuharren, und das wirst du tun, ohne Fragen zu stellen. Es würde dir nicht einfallen, daß es auch andere Möglichkeiten gibt, sondern du gehorchst. Und doch verstehst du es, wenn andere anders denken. Du bist ein seltener Mann.
    Bowman, du bist ein Romantiker, aber auch ein Zyniker. Du verhöhnst den Edelmut des Menschen, denn du hast zu oft gesehen, daß Edelmut niedrigeren Wünschen weicht. Und doch hast du für dich selbst geheime Maßstäbe gesetzt, die andere Menschen nie verstehen werden. Mehr als die anderen, wünschst du dir zu leben. Du verspürst den starken Drang, davonzulaufen. Aber das wirst du nicht – nicht, solange noch ein einziger Mann auf diesen Mauern steht. Dein Mut ist groß.
    Rek, für dich zu antworten ist am schwierigsten. Wie Bowman bist du ein Romantiker, aber in dir ist eine Tiefe, die ich nicht auszuloten versucht habe. Du bist intuitiv und intelligent, aber du läßt dich von deiner Intuition leiten. Du weißt, daß es richtig ist zu bleiben – aber auch, daß es sinnlos ist.
    Dein Verstand sagt dir, daß es Unsinn ist, aber deine Intuition zwingt dich, deinen Verstand beiseite zu schieben. Du bist einer jener seltenen Menschen, ein geborener Führer. Und du kannst nicht gehen.
    Ihr alle werdet von einem Band zusammengehalten, das tausendmal stärker ist als Stahl.
    Und schließlich ist da noch der eine – der gerade kommt –, für den alles, was ich gesagt habe, zutrifft. Er ist geringer als jeder einzelne hier und doch größer, denn seine Ängste sind stärker als eure, und doch wird auch er standhalten und mit euch sterben.«
    Die Tür ging auf, und Orrin trat ein. Seine Rüstung glänzte und war frisch geölt. Schweigend setzte er sich zu ihnen und nahm einen Becher Wein entgegen.
    »Ich nehme an, Ulric war bei guter Gesundheit«, sagte er.
    »Er hat nie besser ausgesehen, altes Roß«, antwortete Bowman.
    »Dann werden

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