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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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wir ihm morgen die Nase blutig schlagen«, sagte der General mit einem Funkeln in den dunklen Augen.
     
    Der Morgen war klar und strahlend, als die Drenai-Krieger ein kaltes Frühstück aus Brot und Käse einnahmen, das sie mit Honigwasser herunterspülten. Jeder Krieger, der noch stehen konnte, bemannte die Mauer, die Waffen waren bereit. Als die Nadir sich auf den Ansturm vorbereiteten, sprang Rek auf die Brüstung und drehte sich um, so daß die Verteidiger ihn sehen konnten.
    »Keine langen Ansprachen heute«, rief er. »Wir alle kennen unsere Pflicht. Aber ich möchte sagen, daß ich stolz bin, stolzer, als ich mir je hätte vorstellen können. Ich wünschte, ich könnte die richtigen Worte finden …« Er brach ab; dann zog er sein Schwert und hielt es in die Höhe. »Bei allen Göttern, ich schwöre, daß ihr die besten Männer seid, die ich je gekannt habe. Und wenn ich das Ende dieser Geschichte wählen und sie mit Helden der Vergangenheit hätte bevölkern können, ich hätte nichts geändert. Denn niemand könnte mehr geben als ihr.
    Ich danke euch.
    Aber wenn einer von euch jetzt gehen möchte, dann kann er es tun. Viele von euch haben Frau und Kinder, Menschen, die von euch abhängig sind. Wenn das der Fall ist, dann geht jetzt mit meinem Segen. Denn was wir heute hier tun, wird den Ausgang des Krieges nicht ändern.«
    Er sprang leichtfüßig von der Brüstung und gesellte sich zu Orrin und Hogun.
    Ein junger Cul rief: »Und was ist mit dir, Bronzegraf? Wirst du bleiben?«
    Rek kletterte wieder auf die Mauer. »Ich muß bleiben, aber ihr könnt gehen.«
    Niemand rührte sich, obgleich viele überlegten.
    Der Kriegsruf der Nadir erklang, und die Schlacht begann.
    An diesem langen Tag gelang es den Nadir nicht, Fuß zu fassen, und das Gemetzel war schrecklich.
    Das große Schwert von Egel schlug und schmetterte durch Rüstung, Fleisch und Knochen, und die Drenai kämpften wie Dämonen, schlugen und hieben mit wütender Kraft. Denn diese waren, wie Serbitar vor so vielen Wochen vorausgesagt hatte, die besten der Kämpfer, und Tod und Furcht vor dem Tod hatten keinen Platz in ihren Gedanken. Wieder und wieder wichen die Nadir zurück, blutig und verwirrt.
    Doch als die Dämmerung hereinbrach, wurden die Angriffe auf die Tore verstärkt, und das große Tor aus Bronze und Eiche begann nachzugeben. Serbitar führte die letzten der Dreißig, um den Eingang zu halten, wie Druss es getan hatte. Rek rannte zu ihnen, doch ein schwacher Gedankenimpuls von Serbitar schickte ihn zurück zur Mauer. Er wollte sich weigern; dann aber kletterten Nadir-Krieger hinter ihm über die Brüstung. Egels Schwert zuckte auf, trennte dem ersten den Kopf vom Rumpf, und Rek war wieder im wildesten Schlachtgetümmel.
    Im Torweg schloß Suboden, der Hauptmann der vagrischen Leibwache, sich Serbitar an. Nur noch etwa sechzig Mann der Truppe, die ursprünglich eingetroffen war, waren noch am Leben.
    »Zurück zur Mauer«, sagte Serbitar.
    Der hellhaarige Vagrier schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Wir sind hier als deine Leibwache, und wir werden mit dir sterben.«
    »Du hegst keine Liebe für mich, Suboden. Das hast du deutlich genug gemacht.«
    »Liebe hat wenig mit meiner Pflicht zu tun, Graf Serbitar. Trotzdem hoffe ich, daß du mir vergibst. Ich glaubte, deine Kräfte wären von Dämonen gesandt. Aber kein Besessener würde so standhalten, wie du es jetzt tust.«
    »Da ist nichts zu vergeben, aber du hast meinen Segen«, sagte Serbitar zu dem blonden Hauptmann.
    Plötzlich splitterte das Tor, und mit einem Triumphgeheul stürmten die Nadir hindurch und warfen sich auf die Verteidiger, an deren Spitze der weißhaarige Templer stand.
    Serbitar zog einen ventrischen Dolch und kämpfte beidhändig – Abwehr, Stoß, Parade, Hieb. Vor ihm fielen Männer, aber immer mehr sprangen hinzu, um die Lücke zu füllen, die er schuf. Neben ihm hackte und hämmerte der vagrische Hauptmann auf die anstürmenden Barbaren ein. Eine Axt zerschmetterte seinen Schild, doch er warf die Teile weg, packte sein Schwert beidhändig, stieß einen lauten Schrei aus und warf sich nach vorn. Eine Axt brach ihm die Rippen, und eine Lanze drang in seinen Schenkel. Er fiel in die brodelnde Masse, nach links und rechts schlagend. Ein Tritt ließ ihn auf den Rücken fallen, und drei Speere drangen in seine Brust. Geschwächt versuchte er ein letztes Mal, mit dem Schwert auszuholen, doch ein eisenbeschlagener Stiefel trat auf seine Hand, und ein Keulenschlag

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