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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zerbrach. Die Klinge zerschmetterte seine Schulter und drang in seine Brust. Er hämmerte dem Axtkämpfer das zerbrochene Schwert in den Bauch und fiel mit ihm zu Boden.
    Eine Lanze schoß vor und durchbohrte den Rücken des Legionsgenerals, als er versuchte, auf die Füße zu kommen. Bowmans Kurzschwert riß dem Lanzenträger den Bauch auf, doch immer mehr Nadir drängten vor, und Hogun ging in dem Getümmel verloren.
    Am Torturm fiel Joacim Sathuli, dem ein Wurfspeer in die Seite gedrungen war. Rek schleppte ihn hinter die Brüstung, mußte ihn aber allein lassen, da die Nadir fast durchgebrochen waren. Joacim griff den Speer mit beiden Händen und untersuchte die Wunde. Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Spitze war gerade oberhalb der rechten Hüfte eingedrungen und an seinem Rücken wieder ausgetreten. Er wußte, daß die Spitze mit Widerhaken versehen war, so daß er sie nicht herausziehen konnte. Er packte den Speer fester und rollte sich auf die Seite, so daß er noch weiter eindrang, bis die Spitze ganz aus seinem Rücken ausgetreten war. Er verlor für einige Minuten das Bewußtsein, aber die sanfte Berührung einer Hand brachte ihn wieder zu sich. Ein Sathuli-Krieger namens Andisim stand neben ihm.
    »Schneide die Spitze ab«, zischte Joacim. »Schnell!«
    Wortlos nahm der Mann seinen Dolch und entfernte so sanft wie möglich die Speerspitze vom Schaft. Endlich hatte er es geschafft. »Jetzt«, flüsterte Joacim, »zieh den Schaft heraus.« Über ihm stehend, zog der Mann langsam den Speer heraus, während Joacim vor Schmerzen stöhnte. Blut spritzte, aber Joacim zerriß sein Gewand und verband die Wunde, während Andisim das gleiche mit dem Loch in seinem Rücken tat.
    »Hilf mir auf die Füße«, befahl er, »und hol mir einen Säbel.«
     
    Jenseits von Eldibar beobachtete Ulric in seinem Zelt, wie der Sand in einer großen Sanduhr zerrann. Neben ihm lag die Schriftrolle, die er an diesem Morgen aus dem Norden erhalten hatte.
    Sein Neffe Jahingir hatte sich zum Khan erklärt – zum Herrscher des Nordens. Er hatte Ulrics Bruder Tsubodi erschlagen und Ulrics Geliebte Hasita als Geisel genommen.
    Ulric konnte ihn dafür nicht tadeln und spürte keinen Zorn. Seine Familie war zur Herrschaft geboren, und sie waren alle von gleichem Blut.
    Aber er konnte hier nicht untätig bleiben, und so hatte er die Sanduhr aufgestellt. War die Mauer noch nicht gefallen, wenn die Sanduhr abgelaufen war, würde er seine Armee wieder nach Norden führen, sein Reich zurückerobern und zu einem anderen Zeitpunkt zurückkehren, um Dros Delnoch zu erobern.
    Er hatte die Nachricht erhalten, daß Druss den Tunnel hielt, und nur die Achseln gezuckt. Wieder allein, mußte er lächeln.
    »Also kann nicht einmal das Paradies dich von der Schlacht fernhalten, alter Mann!«
    Vor seinem Zelt standen drei Männer mit Widderhörnern und warteten auf sein Signal. Und der Sand floß weiter.
     
    Auf Geddon brachen die Nadir auf der rechten Seite durch. Rek rief Orrin zu, daß er ihm folgen sollte, und hieb sich einen Pfad entlang der Brüstung frei. Weiter links eroberten die Nadir die Brüstung, und die Drenai wichen auf das Gras zurück, um sich neu zu formieren. Die Nadir schwärmten vorwärts.
    Der Tag war verloren.
    Sathuli und Drenai warteten mit gezogenen Schwertern, als die Nadir vor ihnen zusammenströmten. Bowman und Orrin standen neben Rek. Joacim Sathuli humpelte zu ihnen.
    »Ich bin froh, daß wir dir nur einen Tag angeboten haben«, grunzte Joacim, den blutigen Verband umklammernd, der in seine Seite gedrückt war.
    Die Nadir schwärmten aus und griffen an. Rek stützte sich schwer atmend auf sein Schwert, um die letzten Kräfte zu schonen. Er hatte weder genug Energie noch den Willen, sich in einen Berserkerrausch zu versetzen.
    Sein ganzes Leben hatte er sich vor diesem Augenblick gefürchtet, und jetzt, wo er gekommen war, erschien er ihm so bedeutungslos wie ein Sandkorn in der Wüste. Müde richtete er den Blick auf die angreifenden Krieger.
    »Ich sage dir, altes Roß«, murmelte Bowman, »meinst du, es ist zu spät, um uns zu ergeben?«
    Rek grinste. »Ein bißchen«, antwortete er. Seine Hände umklammerten den Schwertgriff, und mit einer Drehung des Handgelenks ließ er die Klinge durch die Luft sausen. Die ersten Reihen der Nadir waren nicht einmal mehr zwanzig Schritt von ihnen entfernt, als in der Ferne Widderhörner erschollen, deren Klang im Tal widerhallte.
    Der Angriff ebbte ab …
    Und kam zum Stillstand.

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