Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Kleingetier. Kamele fraßen weder das eine noch das andere. Wenn Houst mit seiner Karawane wenigstens eine der Städte der Alten erreichen wollten, mussten sie sich beeilen.
„Nein, wir ziehen weiter“, sagte Houst schließlich.
Hitze schlug ihm entgegen, als Houst aus der Höhle wieder ins freie trat. Das grelle Sonnenlicht blendete ihn.
„Und, seid Ihr Euren Verdammten begegnet?“, empfing ihn Esrin.
„Keine Spur mehr von ihnen“, antwortete Houst.
„Ich habe gleich gesagt, in dieses Loch hinabzusteigen, ist Zeitverschwendung. Die Verdammten – oder wer immer diese Menschen sind – haben sich heute Nacht nicht gezeigt, warum sollten sie es jetzt tun“, meinte Esrin.
Houst ignorierte ihn und ging zu den warteten Kamelen hinüber. Zeit aufzubrechen. Weit würden sie an diesem Vormittag ohnehin nicht mehr reisen können. Doch sie hatten ihre Zelte am Morgen bereits abgebaut, eine oder eineinhalb Stunden Weg waren besser als nichts. Sie zogen nach Süden, darauf hatte sich Houst vor wenigen Tagen mit dem Karawanenführer geeinigt. Zwar war im Westen eine wesentlich größere Siedlung der Alten auf Housts Karten eingezeichnet, die Stadt im Süden lag jedoch um einiges näher. Houst hoffte, dort nicht nur die Überreste der Alten zu finden. Niemand wusste, wie weit die Einöde wirklich reichte. Doch dass sie sich unendlich ausdehnte, war unwahrscheinlich. Vielleicht gab es auf der anderen Seite mehr als Staub und Steine, vielleicht lebten dort Menschen.
***
Piri betrat die große Halle als erste. Sie kam sich ein wenig verloren vor in dem riesigen Raum. Dieses Gefühl beschlich Piri oft. Nur heute traf es sie stärker als sonst, ließ sich nicht einfach abschütteln. Für einen Moment blieb sie stehen und blickte sich um. Der Tisch und die fünf abgewetzten Stühle standen wie eh und je in der Ecke, Staub tanzte im Lichtstrahl der Abendsonne, die durch die Fenster schien. Die Zeltplane, mit der die Lücken im Dach geflickt waren, blähte sich leicht im Wind. Alles schien wie immer, alles schien an seinem Platz. Und doch fehlte irgendetwas. Dilo trat hinter ihr durch die Tür. Piri konnte sie an ihrem Gang erkennen, der typisch schlurfende Klang ihrer Schritte war unverwechselbar. Die Größe der Halle und ihr teilweise noch intakter Betonfußboden verstärkten die Geräusche. Und plötzlich wusste Piri, was fehlte. Außer Dilos Schritten war es ungewöhnlich still. Das gleichmäßige Brummen der Wasserpumpe hörte sie nicht!
„Guten Abend Älteste Piri. Findet Ihr auch, dass irgendetwas komisch ist heute. Vielleicht werde ich ja nur schrullig aufs Alter, aber etwas stimmt hier nicht“, begrüßte Dilo Piri.
„Es ist die Pumpe, sie läuft nicht. Wir müssen nach ihr sehen“, antwortete Piri.
Die beiden Frauen gingen hinüber zu dem kleinen Raum, in dem sich die Pumpen befanden. Ratlos standen sie im Eingang.
„Welche der drei Pumpen hat eigentlich zuletzt noch funktioniert?“, fragte Dilo.
Piri blickte unschlüssig von einer Pumpe zur nächsten, zuckte dann mit den Schultern.
„Wenn ich das wüsste. Wir haben uns zu sehr auf Telek verlassen. Jetzt wo er nicht mehr da ist, kennt sich keiner mehr mit den Pumpen aus“, antwortet Piri.
Nichtsdestotrotz trat Piri näher an die Pumpen heran, drückte auf alle Schalter, die sie finden konnte, fingerte an einem losen Kabel herum. Ein heftiger Schmerz durchfuhr ihre Hand plötzlich, sie zog sie schnell zurück. Kleine Funken wanderten an der Pumpe entlang zum Boden.
„Autsch!“, sagte Piri.
„Die Pumpe ist ausgefallen!“, rief Fuzill aus der Halle schon von weitem.
„Ja, das wissen wir bereits“, antwortete Piri, „Hat Euch Telek gezeigt, wie man sie repariert?“
„Ich habe ihm lediglich einmal zugesehen. Telek hat mal da herumgedreht, mal dort ein wenig gerüttelt. Ich fand es derart langweilig, dass ich nach wenigen Minuten gegangen bin“, entgegnete Fuzill.
„Telek kann doch nicht so kurzsichtig gewesen sein und niemanden in die Technik der Pumpen eingewiesen haben? Irgendwer muss sich damit doch noch auskennen“, sagte Piri.
„Älteste Beo hat sich für die Pumpen interessiert“, sagte Dilo.
„Älteste Beo ist nicht hier“, bemerkte Piri trocken.
„Was machen wir jetzt? Gleich beginnen die Wahlen für die neuen Ältesten. Die meisten Verdammten versammeln sich schon vor der Halle“, fragte Fuzill.
„Wir müssen sie informieren“, sagte Dilo.
„Sie wissen es ohnehin schon, schließlich läuft kein Wasser mehr ins
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