Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Es sind Fremde, sie tragen bunte Kleider und sitzen auf dem Rücken riesiger Tiere. Sie marschieren direkt auf die Siedlung zu“, berichtete der Junge.
***
Schon wieder ein Rattennest, bereits das dritte auf das sie stießen. Mit eingeübter Effizienz bildeten die Nachtjäger einen Kreis um Beo und die kranke Ilbi. Während es den Nachtjägern zukam, die Ratten abzuwehren, drehte Beo wild an der Kurbel der kleinen Lampe, verschaffte ihnen so das dafür nötige Licht. Allein der Anblick der schieren Masse an Ratten, die ihnen gegenüber stand, blies die Müdigkeit aus ihren Knochen. Sie kämpften nun schon seit Stunden gegen mal kleinere, mal größere Gruppen Wüstenratten. Diese Gänge wimmelten von ihnen. Genug Übung für die Nachtjäger. Mittlerweile saß jede Bewegung, jedes Ausweichen ein geschmeidiger Tanz, beinahe jeder Stoß mit dem Speer traf. Doch die Nester waren dennoch schlimm. Hier wuselten wahre Horden von Ratten umher, die obendrein noch extrem aggressiv angriffen. Verständlich, schließlich verteidigten sie ihren Nachwuchs. Der kleinste Fehltritt konnte das Ende der ganzen Gruppe bedeuten. Die Nachtjäger funktionierten beinahe schon wie Tötungsmaschinen und dennoch wurde es eng. Skio keuchte vernehmlich, Kers Beine zitterten, Tikkus Kleider klebten schweißnass an seinem Körper. Währenddessen betete Beo leise zu den Alten und Mo schrie ihren Frust heraus. Zemal tobte wie ein Wahnsinniger durch die Ratten. Als die letzte Ratte fiel, brachen sie alle erst einmal zusammen. Noch eines dieser Nester würden sie wahrscheinlich nicht überstehen. Die Gruppe musste raus aus diesen Gängen, zurück an die Oberfläche. Sie brauchten eine längere Rast, sie brauchten Schlaf. Ilbi benötigte noch mehr, es ging ihr zunehmend schlechter. Schweiß perlte auf ihrer Stirn, sie war kaum noch bei Bewusstsein. Es war nur ein kleiner Kratzer, den sie sich bei der Verteidigung der Fremden letzte Nacht zugezogen hatte. Doch mittlerweile leuchtete ihr ganzer Unterschenkel rot. Richtig laufen konnte sie damit schon lange nicht mehr. Anfangs hatte sie sich nur bei Beo aufgestützt, doch seit einiger Zeit wechselten sich Zemal und Tikku damit ab, sie zu tragen. Das zehrte natürlich zusätzlich an den Kräften.
„Wir können hier nicht länger bleiben. Der Geruch von Blut lockt weitere Ratten an“, mahnte Beo.
„Nur noch ein paar Minuten Luft holen“, beschwerte sich Preido.
„Wir sind schon ein gutes Stück nach oben gestiegen, es kann nicht mehr weit bis zur Oberfläche sein. Dann haben wir alle Zeit der Welt zum Rasten“, entgegnete Beo.
„Los, ich habe keine Lust, hier zu verrecken“, forderte Mo.
Als sie aufstand zitterten ihre Beine und sie musste sich für einen Moment mit ihrem Speer abstützen. Ihr Magen war ein großes schwarzes Loch. Es fehlte nicht viel und sie hätte sich auf die toten Ratten gestürzt. Aber das rohe Fleisch war zu zäh, ließ sich nicht hinunter schlingen, sie und Zemal hatten es tatsächlich probiert.
„Scheiße, ich kann kaum noch kriechen“, stöhnte Tikku, „wie soll ich da Ilbi tragen?“
„Ich nehme sie“, sagte Zemal, obwohl er in keinem besseren Zustand war als die anderen.
Quälend langsam setzte sich die Gruppe in Bewegung. Jeder Schritt schmerzte, die Knie wackelten. Ker stolperte und fiel. Mit Skios Hilfe rappelte er sich mühsam auf. Erst nach einigen Metern ging es besser. Der Gang – eigentlich war es ein Rohr mit mindestens drei Metern Durchmesser – zog sich trotzdem in die Länge. Und dann war an dessen Ende eine Wand.
„Dieser scheiß Gang ist eine schweiß Sackgasse“, polterte Tikku frustriert.
Im selben Moment hörten sie in einiger Entfernung hinter sich eine Ratte pfeifen.
„Wenigstens können uns die Ratten nicht umzingeln“, meinte Mo, „schnell an die Wand“
„Wir werden alle sterben“, jammerte Skio.
„Da ist eine Leiter an der Seite. Sie führt nach oben“, sagte Beo, als sie als erste am Ende der Sackgasse ankam.
„Reiß dich zusammen, Skio! Schau nach, ob es da oben Ratten gibt“, ordnete Mo an, „Beo Ihr leuchtet ihr von hier aus. Das Licht sollte uns noch reichen, die Ratten hier abzuwehren“
„Ich habe Angst“, sagte Skio und blieb wie angewurzelt stehen.
Ker zögerte nicht lange und stieg die Leiter nach oben. Vorsichtig lugte er durch die Öffnung.
„Irgendetwas brummt hier oben, Ratten kann ich aber keine sehen“, rief er nach unten.
„Gut, alles ist besser als hier auf die Ratten zu warten. Lasst
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