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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Esrin.
    „Es mag euch verwundern, aber es gibt tatsächlich Menschen, denen das Leben anderer Menschen nicht völlig egal ist“, entgegnete Houst.
    „Dies aus Eurem Munde zu hören, amüsiert mich. Ich habe oft genug für Euch den Dreck wegräumen müssen. Es hat mir dies hier …“, Esrin machte mit der freien Hand eine ausladende Geste,  „… eingebracht. Aber lassen wir die alten Geschichten ruhen. Schauen wir lieber, ob sich Eure Verdammten wirklich um unser Wohlergehen sorgen. Ihre Spuren führen da hinter. Wir sollten ihnen folgen, solange sie der Wind noch nicht völlig zugeweht hat“
    Der Krüppel hatte recht. Ihnen bot sich gerade die einmalige Gelegenheit, die Verdammten kennen zu lernen. Während die Kameltreiber weiter über die tote Ratte diskutierten, folgte Houst den Spuren in die Einöde. Esrin begleitete ihn. Ein alter Mann und ein Krüppel, was werden die Verdammten wohl zu so einer Abordnung sagen. Nach wenigen hundert Metern traf die Spur der sie folgten auf eine weitere, viel deutlichere Spur. Fast konnte man schon von einem Trampelpfad sprechen. Hier waren vor kurzem Menschen in beide Richtungen unterwegs gewesen. Die beiden Männer entschieden sich erst für rechts, der Pfad führte sie an einer Felsgruppe entlang und durch eine Lücke zwischen zwei Felsen hindurch. Dort verschwanden die Spuren in einer Felsspalte, vor der eine dieser Ratten hockte und den Neuankömmlingen entgegen fiepte. Im nächsten Augenblick sprang sie auch schon auf Houst zu. Dieser erstarrte vor Schreck. Mit einer Geschwindigkeit, die ihm Houst niemals zugetraut hätte, rammte Esrin der Ratte seine Krücke in die Seite. Von der Wucht des Stoßes wurde die Ratte gegen den Felsen geschleudert, deutlich hörte man Knochen brechen. Bevor sich die Ratte wieder aufrappeln konnte, schnitt ihr Esrin mit einem Messer die Kehle durch.
    „Ich sollte wohl Abbitte bei Euch leisten. Wahrscheinlich habt Ihr mir eben das Leben gerettet“, bedankte sich Houst.
    „Bildet Euch nicht zu viel darauf ein. Ohne Euch kehrt die Karawane zur Stadt zurück und ich bleibe allein in der Einöde. Euer Freund hat sich da klar ausgedrückt. In dieses Loch da krieche ich deswegen aber nicht für Euch“, antwortete Esrin und zeigte mit der Krücke zur Felsspalte.
    „Trotzdem Danke. Gehen wir zurück zum Lager. Für die Felsspalte brauchen wir ohnehin Fackeln“, sagte Houst.
    ***
    Gänge, schmale und breite, hohe und welche durch die sie auf ihren Knien kriechen mussten, so wie jetzt. Vor allem aber Gänge, die so dunkel waren, dass selbst die Nachtjäger darin kaum etwas erkennen konnten. Unterbrochen wurden die Gänge nur von ebenso variantenreichen Höhlen, auch diese natürlich bar jeden Schimmers von Licht. Ohne die kleine Lampe mit der Drehkurbel, die Zemal einst von Telek für seine Initialisierung erhalten und an die er sich erst jetzt wieder erinnert hatte, wären sie verloren gewesen. Beos anfänglicher Zorn war mittlerweile weitgehend verflogen, doch noch immer grollte sie mit ihm. Sie hatte Zemal die Lampe sofort aus der Hand gerissen, geradezu getobt und sich nicht nur einmal beschwert, warum sie sich all die Tage durch die Finsternis hatte quälen müssen, während in seinem Gepäck dieses Kleinod aus der Zeit der Alten schlummerte. Endlich konnte sie den Weg bestimmen, endlich war sie es die voranschritt, oder aktuell vorankroch. Die Luft war feucht, mancherorts liefen bereits winzige Rinnsale an den Felswänden herab. Sie folgten dem Rauschen, soweit dieses Labyrinth aus Gängen und Höhlen dies zuließ. Nicht nur einmal waren sie dabei in einer Sackgasse gelandet, mussten umkehren und einen anderen Weg wählen. An jeder neuen Kreuzung wurden ihre Diskussionen mürrischer. Doch sie kamen ihrem Ziel offensichtlich näher, Wasser rauschte hier so laut, dass sie sich kaum noch unterhalten konnten. Ihre Kleidung fühlte sich inzwischen klamm an. Zemal fröstelte es sogar ein wenig. Häufig rutschten seine Hände auf dem glitschigen Fels weg und er schlug irgendwo gegen die Wand. Manchmal stieß er mit dem Kopf auch gegen einen Felsvorsprung oder der Vorsprung schrammte über seinen Rücken. Sein ganzer Körper musste inzwischen mit blauen Flecken übersät sein. Hinter sich hörte er Tikku beständig fluchen. Zemal war nicht der einzige, dem der Weg Schwierigkeiten bereitete. Es ist nicht immer von Vorteil, groß gewachsen zu sein.
    Die im Schein der Lampe glänzenden Felswände weiteten sich, eine weitere Höhle tat sich auf.

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