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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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von Macao und Hongkong waren eigenständige, autonome Organisationen, und ähnlich wie bei den traditionellen Mafia-Familien waren sie ausschließlich für Chinesen. Die größeren Triaden, der Schwarze Drache, der Weiße Geist und die Lotustriade, waren alle winzig im Vergleich zu Xiaos Schlangentriade, die eine richtige Verbrecherorganisation war, mit nichts sonst zu vergleichen. Im Gegensatz zu den alteingesessenen Triaden hatte Xiao seine Macht gefestigt und das erfolgreich nach außen vermittelt. Er arbeitete mit Kapitalisten und mit Kommunisten und mit kriminellen Organisationen ganz unterschiedlicher Glaubensrichtung, Gesinnung und Hautfarbe.
    Aber trotz seiner Macht, seiner Stärke und seiner Befehlsgewalt hatte er jetzt nur noch ein einziges Ziel, auf das er sich konzentrierte.
    Er drehte sich um und nahm den schwarz lackierten Talisman in die Hand, die kleine antike Holzschatulle, in die ein furchterregender Drache geschnitzt war, der sich mit einem Tiger einen tödlichen Kampf lieferte. Jahrelang hatte die Schatulle bei ihm zu Hause in einem Regal in seinem Arbeitszimmer gestanden, ein sentimentales Erinnerungsstück, das seiner Mutter gehört hatte.
    Es war in einer metallenen, mit dem Namen seines Vaters gekennzeichneten Kassette gewesen, die im Haus seines Onkels versteckt war, das nach dem Tod seines Onkels sein Haus geworden war. Nach der Ermordung seines Onkels hatte er die Kassette gefunden und sich erinnert, dass diese Kassette das Einzige war, das seine Mutter mit nach Macao genommen hatte, als sie vor so vielen Jahren aus den Vereinigten Staaten geflüchtet waren.
    Jahrelang hatte er die schwarz lackierte Schatulle angeschaut und an seine Mutter gedacht, hatte Wut empfunden und ein schmerzliches Gefühl von Verlust. Seine Mutter hatte die Schatulle für einen Kunstgegenstand gehalten, auf dem ein Fluch lastete, und hatte nicht geahnt, dass es sich um eine Geheimschatulle handelte, hatte nie begriffen, was darin versteckt war.
    Fünf Monate waren inzwischen vergangen, seit er die Wahrheit über die Schatulle erfahren hatte, seit er auf das Auge des Drachen gedrückt und eine Reihe von verzwickten Handgriffen ausgeführt hatte, sodass der Deckel der Schatulle aufsprang und er die schwarze Porzellanphiole fand.
    Das kleine Behältnis enthielt so viel Tod; es war, als hätte jemand es in die Hölle getaucht und eine Finsternis geschöpft, die dem Menschen die Seele rauben konnte. All die Jahre hatte es in dieser schwarzen Geheimschatulle gelegen, versteckt von seiner Mutter, die sich vor seiner Macht gefürchtet hatte – und die sich nie hätte vorstellen können, dass ihr Sohn einmal das Geheimnis lüften und es auf die Welt loslassen würde.

Kapitel 27
1975
    X iao stieg in San Diego aus dem Flugzeug. Obwohl er in Macao und Hongkong unantastbar war, wurde er von Interpol gesucht, wodurch sich das Reisen schwierig gestalten konnte. Da er aber zur Hälfte ein Weißer war, konnte er leicht verschiedene Staatsangehörigkeiten annehmen, je nachdem, wie er sich kleidete und wie er die Haare trug. Und da er die ersten zehn Jahre seines Lebens in den USA verbracht hatte, sprach er akzentfreies Englisch, und das war wesentlich hilfreicher als eine Verkleidung, denn jeder, der nach Xiao suchte, hielt Ausschau nach einem chinesischen Staatsbürger, der mit einem starken Akzent sprach und unverkennbar chinesische Züge hatte. Niemand kam je auf die Idee, dass sein Vater ein gwailo war.
    Er kam zu seinem ehemaligen Elternhaus, und abgesehen davon, dass es jetzt weiß gestrichen war, sah es genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte. Ohne zu läuten oder anzuklopfen, betrat er das unverschlossene Haus, sah sich um und erinnerte sich an eine Zeit der Unschuld, an Jahre, in denen der Tod nur die anderen betraf. An der Einrichtung hatte sich nichts geändert – der gleiche Esstisch, die gleichen Sofas im Wohnzimmer. Das alles hatte er in den letzten Jahren nur in seinen Träumen gesehen, aber jetzt war es wieder zum Leben erwacht.
    Doch eine Sache war anders: Die Fotos seiner Mutter, die auf dem Tisch in der Diele gestanden hatten, waren verschwunden, und das Hochzeitsalbum seiner Eltern, das auf dem Sofatisch im Wohnzimmer gelegen hatte, war ebenfalls weg. Es war, als hätte sie nie hier gelebt, als hätte es sie nie gegeben.
    Xiao ging in das Arbeitszimmer seines Vaters. Auf den Bücherregalen standen Fotos von seinem Bruder Isaac beim Baseballspielen, beim Football und beim Basketball. Da war ein Bild von

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