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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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war dunkel, es hatte keine Fenster und befand sich im Zentrum von Macao. Das Erdgeschoss war schlicht: ein großer offener Raum mit Sofas und einem Fernseher, ein kleines Büro, ein Schlafzimmer, und ein drei mal drei Meter großer, leerer Raum, in dem nur ein Stuhl stand. Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne, und in der Mitte des Fußbodens war ein Gully.
    Vor dem Schreibtisch im Büro standen drei schwarz gekleidete Männer. Arme und Nacken waren übersät von Tätowierungen, und sie hörten dem Mann, der vor ihnen saß, aufmerksam zu. Es war das erste Mal, dass sie den Mann zu Gesicht bekamen – bis jetzt hatten sie immer nur für rangniedere Mitglieder der Triade gearbeitet –, und eigentlich hatten sie immer gedacht, er sei ein Geist, irgendein sagenhaftes Wesen, das nur mit einem geflüsterten Gedanken seinen Feinden das Herz aus der Brust reißen konnte.
    Ihr Auftrag war einfach. Das ganze letzte Jahr über hatten sie Schulden eingetrieben, doch jetzt sollten sie diese Aufgabe hier übernehmen. Jeder von ihnen wusste, dass ihr Ansehen innerhalb der Triade enorm steigen würde, wenn sie Erfolg hatten.
    »Noch einmal, ihr werdet ihn nicht töten«, sagte Xiao in schnell gesprochenem Chinesisch. »Ihr bringt ihn zu mir. Sollte er durch einen von euch zu Tode kommen, werdet ihr alle das Schicksal erleiden, das ich ihm zugedacht habe.«
    Xiao stand vor ihnen, sein Hemd lag neben ihm auf dem Schreibtisch. Er hatte eine Tätowierung, die ein großes dämonenartiges Wesen zeigte und das Herzstück des grauenvollen Bildersammelsuriums bildete, das seinen ganzen Oberkörper bedeckte. Er wickelte frische Gaze um den muskelbepackten Bauch und erneuerte den Verband über einer großflächigen Verbrennung, deren frische Wundränder aussahen, als würde die Haut schmelzen, sodass die Tätowierung noch furchterregender wirkte.
    Dann wandte er sich wieder an die Männer, und da er ihnen klare Anweisungen gegeben hatte, entließ er sie mit einem Kopfnicken.
    Xiao galt als der mächtigste Mann von ganz Macao, seine Geschäftsinteressen reichten vom Glücksspiel über Prostitution und das Einschleusen illegaler Einwanderer bis hin zu Kidnapping, Drogenhandel und Kreditkartenbetrug, von Software-Piraterie, Pornografie und Geldfälschung bis hin zu Politik, Finanzen und Immobilien. Das Gebäude, in dem er sich derzeit befand, gehörte ihm, genau wie dreißig weitere Häuser in der Stadt. Sein illegales Unternehmen hatte keinen Unternehmenssitz, sondern er verlegte selbigen von einem Ort zum anderen, je nachdem, welcher Tag war – also etwa so wie bei den Kaisern in der Antike, die nie im selben Palastbett schliefen, um ihre Feinde im Ungewissen zu lassen.
    Obwohl man hinter vorgehaltener Hand über seine kriminellen Machenschaften tuschelte, gab es nie konkrete Beweise, dass er persönlich tatsächlich in irgendetwas verwickelt war. Die Staatsanwaltschaft, die Polizei und Interpol hatten zwar versucht, ihn mit einer Vielzahl illegaler Unternehmen in Verbindung zu bringen, doch sie waren gescheitert. Für manche war er ein ganz legaler Geschäftsmann, der viel für das Wohl der Allgemeinheit tat; für gewisse Politiker war er jemand, der dafür sorgen konnte, dass sie gewählt wurden; für andere wiederum war er der allmächtige Boss der Schlangentriade.
    Die Chinesischen Triaden waren aus den antiken Geheimgesellschaften hervorgegangen, den religiösen Gruppierungen und öffentlichen Hetzern, die sich gegen den Kaiser aufgelehnt hatten. Die Triaden hatten eine seltsame Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg hatten sie gegen die Japaner gekämpft, dann Chiang Kai-shek in seinem Krieg gegen die Kommunisten geholfen und während des Vietnam-Krieges sogar die Armeen der Vereinigten Staaten unterstützt.
    Triade stand für das heilige Symbol der antiken Geheimgesellschaften – ein Dreieck um ein abgewandeltes chinesisches Schriftzeichen herum, das als hung bekannt war und das die Vereinigung von Himmel, Erde und Mensch symbolisierte. Neue Anwärter unterzogen sich verschiedenen Ritualen und Zeremonien, um ein Verständnis von Pflichtgefühl, Ehre und Verantwortung zu bekommen. Irgendwann legten sie dann einen Treueeid ab, der sie für den Rest ihres Lebens der Triade gegenüber verpflichtete. Sie hatten zwar die Möglichkeit, in Rente zu gehen, doch ihre Dienste konnten jederzeit angefordert werden, egal, ob es galt, Flüchtlinge zu transportieren, Drogengeschäfte abzuwickeln oder Menschen zu ermorden.
    Die verschiedenen Triaden

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