Die Legende der Dunkelheit: Thriller
aus Neopren, wasserdicht, das Etikett hing immer noch daran. Ohne zu zögern, griff KC danach und warf sie sich über die Schulter.
Sie bückte sich und schlug den Teppich zurück, unter dem sich ein großer Gully befand. Er war aus schweren schwarzen Gusseisenstreben und bedeckte ein kreisrundes Loch, das einen Durchmesser von etwa einem Meter zwanzig hatte.
KC umklammerte das Gitter mit den Fingern, lehnte sich zurück und zog mit aller Kraft daran, bis es schließlich nachgab. Sie zog es zur Seite und rollte es in eine dunkle Ecke, wo sie es gegen die Wand lehnte. Sie nahm zwei Ölgemälde von der Wand und stellte sie vor das Gitter, sodass es in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen war.
In dem Raum war es dunkel, doch an der Wand waren sechs Lampen. KC zog die Wollmütze aus ihrer Tasche, lief zu der ersten Wandleuchte, stülpte die Mütze über die Glühbirne und zerbrach sie, wobei die Mütze nicht nur das Geräusch dämpfte, sondern auch ihre Hand schützte. Mit den übrigen Glühbirnen verfuhr sie ebenso und stellte damit sicher, dass es dunkel blieb in dem Raum, bis die ersten Strahlen der Sonne durch das Fenster stachen.
KC überprüfte die Tasche über ihrer Schulter, vergewisserte sich noch einmal, dass sie die rote Geheimschatulle hatte, dann stieg sie in das enge Loch, und ihre Füße fanden Halt auf den Sprossen der Leiter. Doch nachdem sie die ersten Schritte nach unten gemacht hatte, hielt sie inne. Sie griff nach oben und zog den Teppich wieder über das offene Loch, verbarg es damit und hüllte sich selbst in vollkommene Finsternis.
Sie hielt sich an der Leiter fest und kletterte nach unten, und jeder Schritt hallte in dem engen senkrechten Tunnel wider. Sie konnte den Rost auf den Sprossen spüren und hoffte, dass sie halten würden. Jenna hatte gesagt, der Tunnel sei stillgelegt und werde auf keiner Wartungs- oder Reparaturliste geführt.
Etwa dreißig Sekunden später war sie überzeugt, dass sie mindestens schon drei Stockwerke unter der Erde war, wahrscheinlich sogar vier, obwohl die tiefschwarze Finsternis, die sie umgab, nicht nur ihr Gefühl für die Zeit, sondern auch für den Raum verzerrte. Und dann hörte sie von unten das Tröpfeln von Wasser.
Sie schaute nach oben, nach links und nach rechts, doch nur Dunkelheit umgab sie. Sie blieb stehen, zog den Reißverschluss der Neoprentasche auf, die sie über der Schulter trug, griff hinein und wühlte darin herum. Endlich ertastete ihre Hand das, was sie in der Tasche zu finden gehofft hatte, und sie holte es heraus und zog den Reißverschluss der Tasche wieder zu.
Sie knipste die Taschenlampe an, und eine erschreckende Helligkeit beleuchtete Wände aus Stein und Ziegel, die ganz nass waren von dem Regen, der von oben hereinsickerte. Sie schaute hoch und schätzte, dass sie sich fast zwanzig Meter unter der Oberfläche befand. Dann leuchtete sie mit der Lampe nach unten, und das Licht spiegelte sich auf dem glatten Wasser. Auf einer Seite war der Bogen einer Türöffnung zu erkennen. Das hier war ein Brunnen, der einem Kaiser vor über fünf Jahrhunderten die Flucht ermöglicht hatte.
Sie stieg weiter nach unten, auch als sie das Wasser erreichte, tauchte in die eisige Quelle, sodass sie in der unteren Körperhälfte einen Schock bekam. Das Wasser reichte ihr bis über die Taille, als sie endlich mit dem Fuß den Grund ertastete, und sie war dankbar für den Vorschlag mit der Neoprentasche.
Sie ging durch die Türöffnung und kam in einen überfluteten Raum aus Stein, dessen Wände, Fußboden und Deckengewölbe mehrere Jahrhunderte alt waren. Der Gestank von Verwesung und Fäulnis sagte ihr, dass das hier kein Ort war für die Lebenden.
Sie ging weiter, ein langes Stück, das erhöht und damit über dem kalten Wasser lag, sodass sie sich auf dem Trockenen bewegen konnte. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe umher und stellte fest, dass der höhlenartige Raum von Menschenhand geschaffen, aus der Erde herausgehauen, mit Mauerwerk verstärkt und dann vergessen worden war. In der Dunkelheit konnte sie die Ratten hören, wie sie davonjagten vor ihrer Taschenlampe wie vor einem Feuer. Es gab zwei Durchgänge in beide Richtungen.
Sie zog den Reißverschluss ihrer Tasche auf und holte eine Landkarte heraus, die mit der Hand gezeichnet war, und nur das Nötigste zeigte. Unten auf der Karte stand eine Notiz:
KC
Ich habe auf dieser Karte einen Weg eingezeichnet, der Dich zu dem Tunnel von Peking bringen wird, doch Du musst Dir darüber klar
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