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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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gesprungen war, wusste also ungefähr, an welcher Stelle das blaue Licht geblinkt hatte, etwas, was es sonst nirgendwo gab in dieser Stadt. Sie verfluchte sich dafür, dass sie KC hatte entwischen lassen. Ihr wurde bewusst, dass KC von Anfang an vorgehabt gehabt hatte zu fliehen, dass sie es von Anfang an geplant hatte.
    Seit sie einander begegnet waren, hatte Annie zwiespältige Gefühle gehegt. Einerseits hatte sie in KC eine Seelenverwandte gesehen, einen Menschen, der außerhalb der gesellschaftlichen Konventionen gelebt hatte, genau wie sie, und der deshalb vielleicht die Entscheidungen nachvollziehen konnte, die sie selbst in ihrem Leben getroffen hatte und die sie zu dem gemacht hatten, was sie heute war. Was Frauen nach Ansicht der Gesellschaft zu tun und zu lassen hatten, diese Norm, der auch sie sich hätte beugen sollen, hatte sie immer aufgebracht. Sie war genauso clever, findig und gefährlich wie ein Mann.
    Annie war wütend auf sich selbst, nicht nur, weil sie zugelassen hatte, dass KC die rote Schatulle an sich brachte, sondern auch, weil sie sich hatte einlullen lassen und geglaubt hatte, dass Michaels Leben auf dem Spiel stand, würde KC bei der Stange halten.
    Aber damit war jetzt Schluss. Sobald sie KC fand, würde sie ihr die kleine Schatulle abnehmen und KC töten.
    Im elften Innenhof fand sie eine kleine Scherbe. Sie lag neben einer Haustür und war kaum größer als eine Fünfundzwanzig-Cent-Münze, aber in einer Anlage, die peinlich sauber gehalten wurde, und in einem Bereich dieser Anlage, der eine verkehrsfreie Zone war, hätte es ebenso gut eine riesige Neonreklame sein können.
    Annie griff nach ihrer Pistole, warf das Magazin aus und schob ein neues ein. Dann hob sie die Waffe, bereit zu feuern. Im Zuge ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, wie man einen Raum sicherte, wie man am Leben blieb, wenn man in feindliches Territorium eindrang. Sie wusste, wie man es anstellte, nicht die Konzentration zu verlieren, wie man verhinderte, dass man Opfer seiner eigenen Furcht wurde, wie man die Oberhand behielt.
    Sie trat die Tür ein, ging in die Hocke und schwenkte die Waffe durch den Raum – doch es regte sich nichts, sie sah nur die dunklen Schatten, die von dem wenigen Licht geworfen wurden, das durch die Tür hereindrang. Sie betrat den Raum. Da war eindeutig Wasser auf dem Boden, Abdrücke von nassen Schuhen, die den Raum allerdings nur betreten, nicht aber wieder verlassen hatten. Mit dem Rücken zur Wand tastete sie sich vor, vergewisserte sich, dass aus den Ecken keine Gefahr drohte, und sicherte anschließend den Nebenraum, der leer war, bis auf einen Schreibtisch und einen Stuhl.
    Dann wandte sie sich wieder zum Hauptraum zurück, doch als sie mit einer schnellen Drehung hineinging, die Waffe vorsichtshalber immer noch gezückt, kam ein Angriff, den sie nicht vorausgesehen hatte. Und zwar nicht in Form einer Kugel oder einer Messerklinge; er wurde nicht einmal von einem Menschen ausgeführt.
    Annie trat auf den Teppich in der Mitte des Raums, und in dem Moment war ihr, als würde eine Kreatur der Hölle nach ihr fassen. Sie stürzte in ein Loch, zusammen mit dem Teppich, hinab in den Abgrund.
    Im Fallen überschlug sie sich, knallte mit dem Kopf gegen eine Leiter, versuchte, mit den Händen oder Füßen irgendwo Halt zu finden, doch sie konnte nichts sehen, so finster war es um sie herum. Das Gewehr über ihrer Schulter sprühte Funken, als es über die Wand schabte, und sie ruderte verzweifelt mit Armen und Beinen. Und dann bekam sie auf einmal mit der Hand etwas zu fassen, eine Sprosse. Sie verrenkte sich die Schulter, als ihr Körper den Sturz so abrupt abfing und gegen die Leiter schlug. Mit beiden Händen klammerte sie sich daran fest, fand schließlich auch mit den Füßen Halt. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, um sich auch innerlich wieder zu fangen, und sie war wütend auf sich selbst, weil sie jemandem wie KC auf den Leim gegangen war. Sie achtete nicht auf die Schmerzen und kletterte nach unten.
    Es war weiter, als sie gedacht hatte; vielleicht kam es ihr aber auch nur so vor, weil es um sie herum so dunkel war. Sie stieß auf die Wasseroberfläche und riss sich das Gewehr von der Schulter, hielt es hoch, damit es trocken blieb. Dann tastete sie mit den Fingern am Lauf des Gewehres entlang und schaltete das Waffenlicht ein. Sie leuchtete damit umher und stellte fest, dass sie sich auf dem Grund eines Brunnens befand. Sie watete durch das Wasser und durch eine

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