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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Blick über die Schulter und sah, wie Annie sich zuerst auf die Markise und dann auf die Mauer zog, aber dann stellte Annie ihre Verfolgungsjagd ein. Jetzt hielt sie das Gewehr in den Händen, setzte sich seitlich auf die Mauer und legte sich dann flach auf den Bauch, hielt sich das Zielfernrohr ans Auge.
    KC wusste, dass Annie nicht danebenschießen würde. Bis jetzt war die Gefahr sehr gering gewesen, dass Annie sie im Laufen erschoss. Aber jetzt, da KC über die Mauer rannte, in der es keinen Türeingang gab, wo sie Deckung finden, keinen Gang, in den sie entwischen konnte, jetzt war KC für Annie wie eine Schießscheibe.
    Es gab keinen Ausweg mehr für KC. Wenn sie zurück in die Gasse sprang, würde sie sich mit Sicherheit irgendeinen Knochen brechen oder sich zumindest den Knöchel verstauchen, und außerdem wäre sie noch mehr im Nachteil, da Annie über ihr war. Das wäre dann erst recht ein Kinderspiel.
    KC zwang sich weiterzurennen, mit brennenden Lungen und mit Beinen, die bleischwer waren vor Erschöpfung. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass auf sie gezielt wurde; vor ihrem geistigen Auge stellte sie sich vor, wie Annie das Zielfernrohr ausrichtete und den Finger auf den Abzug legte.
    Und als das Krachen des Gewehrs ertönte, tat KC das Unerwartete.
    Sie sprang über die Gasse, die drei Meter breit war und vier Meter unter ihr lag.
    Sie landete auf der anderen Seite mit so viel Schwung, dass ihr Körper gegen die Wand schlug, doch sie bekam die Mauerkante mit den Händen zu fassen. Sie zog sich über die Mauer, landete auf einem Dach und rutschte über die abgeschrägten Ziegel nach unten in einen kleinen Innenhof.
    Ohne innezuhalten, rannte sie weiter, lief in eine andere, kürzere Gasse und drosselte ihr Tempo. Denn als sie um die Ecke kam und die kleinen roten Gebäude vor sich auftauchen sah, wusste sie, wo sie war …
    Es war ein regelrechtes Labyrinth aus Dutzenden, dicht beieinanderstehenden Gebäuden mit roten Mauern, die alle ähnlich aussahen, und sie kam sich vor wie Theseus.
    Sie hatte Annie zwar für den Moment abgeschüttelt, doch sie hatte sich verirrt. Es gab nur ein einziges Gebäude, das Rettung versprach, doch sie wusste nicht, wie sie das finden sollte, weil sie die Orientierung verloren hatte.
    Schon bei Tageslicht waren die roten, ganz gleich aussehenden Gebäude verwirrend, aber jetzt, in der Dunkelheit bei dem heftigen Regen, der die Sicht noch mehr erschwerte, hätte sie ebenso gut blind sein können.
    Plötzlich entdeckte sie auf der anderen Seite des Innenhofes, in dem sie sich befand, ein kleines Licht, das blau blinkte. Sie rannte darauf zu, gelangte aber in einen anderen kleinen Innenhof, der fast genauso aussah, und das blaue Licht blinkte immer noch, allerdings nicht da, wo sie jetzt war.
    »Kannst du mich hören, KC?«, hörte sie Annies Stimme durch den Regen.
    In dem heftigen Regen war es, als würde sie aus allen Richtungen kommen. KC tat einfach so, als hätte sie Annie nicht gehört, und suchte weiter, hoffte, dass Annie das blaue Licht nicht sehen konnte und nicht begriff, was es bedeutete.
    »Du weißt ja nicht, was du tust«, rief Annie. »Wenn du nicht herauskommst, wenn du mir diese Schatulle nicht gibst, wirst du sterben.«
    KC konnte nicht zulassen, dass Annie die Schatulle in die Hände bekam. Es war das Einzige, was sie am Leben erhielt, das Einzige, was Michael am Leben erhalten würde.
    Sie rannte nach links weiter und dann nach rechts. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, brachte sie völlig durcheinander. Sie hatte Mühe, irgendetwas zu erkennen. Auf der Nordostseite waren so viele kleine Gebäude, die sie noch mehr verwirrten.
    Aber dann war es da: das kleine Haus hinter der Fengxian-Halle und das blaue blinkende LED-Licht über der Tür. Hastig riss sie die Leuchte herunter und zertrat sie mit dem Absatz ihres Schuhs. Die Einzelteile hob sie vom Boden auf und steckte sie in ihre Tasche.
    Das Schloss an der Tür war entfernt worden. KC drehte den Türknauf und trat ein, und sie dankte Jenna, nicht nur, weil die ihr mit dem Licht den Weg gewiesen hatte, sondern auch für diesen Fluchtweg.
    Der Raum war schlicht eingerichtet. Auf dem Fußboden lag ein Teppich, und an den Wänden hingen Gemälde mit Berglandschaften. Annie hatte keine Ahnung, in welches Haus sie verschwunden war, doch sie würde nicht lange brauchen, um es herauszufinden.
    Die Tasche, die Jenna versteckt hatte, war auf der rechten Seite des Zimmers, in der Ecke. Sie war

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