Die Legende der Dunkelheit: Thriller
sich an wie ein Windstoß.
Jon griff nach oben und betätigte einen Riegel, damit die Fahrstuhltür sich schließen konnte.
Busch bedachte Jon mit einem bitterbösen Blick, so wütend war er über die Unbarmherzigkeit des Mannes. »Sie hätten sie nicht zu töten brauchen.«
Jon beachtete ihn nicht.
»Sie Mistkerl, Sie –«
»Hören Sie mir gut zu«, fuhr Jon ihm mit eisiger Stimme ins Wort. »Ich töte, wen ich töten muss, um meinen Auftrag zu erfüllen, und das schließt Sie beide mit ein, Ihre Freunde, Ihre Familie –«
Buschs Hände schossen vor, und er packte Jon am Kragen.
»Wenn Sie noch einmal damit drohen, meinen Freunden oder meiner Familie etwas anzutun, werde ich Sie töten. Es interessiert mich einen feuchten Dreck, was für Hongkong-Kung-Fu-Scheiße Sie draufhaben. Ich breche Ihnen das Genick, als wenn es ein morscher Ast wäre.«
Jon presste die Pistole gegen Buschs Brust.
»Und es ist mir scheißegal, wenn Sie mich umbringen«, fuhr Busch fort, unbeeindruckt von der Waffe. »Ich freue mich, wenn ich weiß, dass Sie nicht mehr auf dieser Welt sind.«
Wieder schaute Michael auf seine Armbanduhr; fünf Minuten und dreißig Sekunden waren vergangen. Er griff nach dem Power Soak, das er benutzt hatte, um die Kameras zu deaktivieren, und steckte das Kästchen in den Rucksack, den er über der Schulter trug.
»Wir müssen zurück in den Konferenzraum … Sofort!«
Kapitel 37
In der verbotenen Stadt
A ls KC die zweihundert Meter über das offene Gelände zwischen den inneren und äußeren Höfen der Verbotenen Stadt rannte, vorbei am Tor der Himmlischen Reinheit, wurde der Sturm noch heftiger. Ihr Herz schlug wie wild, und ihre Lungen brannten. Sie fühlte sich, als würde sie durch die Zeit rasen, durch eine Geisterwelt, in der es nur ein einziges Geräusch gab, das Peitschen des Regens auf dem Asphalt. Das kleine Gebäude mit dem Starbucks-Zeichen, das völlig fehl am Platz war, war noch fünfundsiebzig Meter von ihr entfernt.
Und die Kugel prallte vom Boden ab. Das gedämpfte Spucken des Schalldämpfers ging im Geräusch des strömenden Regens unter. Annie war irgendwo hinter ihr. KC wagte nicht, sich umzudrehen. Im Grunde spielte es keine Rolle, wo Annie war, denn KC war schutzlos – wie ein Tier, das von seinem Rudel getrennt war.
Wieder ertönten Schüsse. Jetzt konnte KC das gedämpfte Knallen der Waffe ebenso hören wie Annies Schritte; sie holte sie langsam ein. KC war eine hervorragende Läuferin, sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke, doch sie war noch nie um ihr Leben gerannt. Und nicht nur ihr Leben hing davon ab, dass sie entkam, sondern auch Michaels.
KC bog nach links ab und rannte durch eine enge Gasse Richtung Osten. Sie lag nicht weit vom inneren Hof entfernt, war etwa zweihundert Meter lang und in früheren Zeiten von Dienstboten benutzt worden, heute ein beliebter Durchgang für die Angestellten. KC hatte gedacht, ihre Überlebenschancen mit dieser Entscheidung zu erhöhen. Erst zu spät wurde ihr bewusst, dass sie in die Enge getrieben worden war. Die Mauern waren vier Meter hoch, der einzige Ausgang war zweihundert Meter weit weg. Sie rannte so schnell sie konnte, doch ihre Beine wollten nicht mehr, das Herz drohte ihr aus der Brust zu springen.
Doch dann sah sie plötzlich ihre Chance. Der Steinlöwe vor ihr war einen Meter hoch, und eine seiner Pfoten ruhte auf der Welt. Er stand auf einem Sockel neben einem kleinen Seiteneingang, der in den inneren Innenhof führte. Die Überdachung ragte in die Gasse, und über die Kante ergoss sich der Regen wie ein Wasserfall.
KC sprang auf den Löwen, landete mit dem linken Fuß auf seiner Schulter und zog sich auf die Überdachung, wobei sie Probleme hatte, sich festzuhalten, weil ihre Hände an den glitschigen Fliesen abrutschten, aber endlich fand sie Halt; sie schwang die Beine nach oben. Dann stand sie auf, griff nach oben und bekam die Kante der Mauer über sich zu fassen. Sie zog sich hoch und sprintete über die schmale Mauer, verdrängte die Tatsache, dass die nur knappe sechzig Zentimeter breit war.
KCs Herz schlug wie wild. Sie versuchte mit aller Macht zu entkommen, und ihr Rücken brannte in banger Erwartung einer Kugel, die sich zwischen ihre Schulterblätter grub. Sie stellte sich vor, wie sie in die Gasse unter ihr in den Tod stürzte. Kugeln zerfetzten die Mauer neben ihr, Annie schoss ihr ganzes Magazin leer. Es war ein einziger Kugelhagel, aber dann war plötzlich Schluss.
KC wagte einen
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