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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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aus unterschiedlichen Einflüssen und Kulturen. Hier, in der letzten muslimischen Stadt auf der Iberischen Halbinsel, die man König Ferdinand und Königin Isabella übergeben hatte, vermischten sich maurische, katholische und kastilische Elemente zu einem einzigartigen Ort, zu einer mittelalterlichen Metropole aus Sandsteinkirchen, Basilikas und Kathedralen, in der es zugleich aber mehr antike muslimische Bauten gab als in ganz Europa. Mit den hohen schlanken Tannen und den duftenden Olivenbäumen, die überall wuchsen, wirkte die Stadt wie ein verlorenes Relikt der Vergangenheit und nicht wie ein Teil der modernen Welt.
    Als sie den höchsten Hügel der fast fünf Kilometer langen Steigung erreicht hatten, erblickte KC am Ende der Straße eine freistehende Villa, von der aus man einen eindrucksvollen Blick über die Stadt hatte.
    Was Annie KC gegenüber ein Haus genannt hatte, war in Wahrheit ein herrschaftliches Anwesen. So weit das Auge reichte, erstreckten sich zu beiden Seiten der mit einem Eisentor verschlossenen Einfahrt hohe, imposante Mauern. Annie fuhr bis zum Tor, ließ das Wagenfenster herunter und hielt eine weiße Codekarte vor das elektronische Lesegerät, das an der Seite des Tores angebracht war. Die schwarzen Tore erbebten und öffneten sich dann ganz sacht und lautlos.
    Als sie dann die lange Auffahrt hinauffuhren, stellte KC fest, dass sie auf eine gewaltige Villa zufuhren, die dennoch irgendwie beschaulich wirkte, sodass man bei ihrem Anblick sofort an die Alhambra denken musste, die antike maurische Burganlage auf der anderen Seite des Flusstals. Ebenso wie das legendäre Schloss war auch dieses rote Steinhaus strategisch günstig errichtet worden, denn von hier aus konnte man die Welt in jede Himmelsrichtung beobachten.
    Annie rollte auf die kreisrunde Auffahrt und parkte im Schatten einiger Obstbäume.
    »Es dürfte nicht länger als eine Viertelstunde dauern«, sagte Annie, als sie aus dem Wagen stieg.
    Sie betätigte die Türglocke und wurde kurz darauf von einer unsichtbar bleibenden Person ins Haus gelassen. Mit einem dumpfen Geräusch fiel die schwere Holztür hinter ihr ins Schloss.
    KC betrachtete das riesige Anwesen, diese Bekundung von Macht und außergewöhnlichem Reichtum, und sie fragte sich, was sie eigentlich hier verloren hatte. Sie war entschlossen, gegen dieses plötzlich aufkeimende Gefühl von Reue anzukämpfen, das sich tief in ihr ausbreitete. Sie war davongelaufen, etwas, was sie noch nie zuvor getan hatte. War es ein Fehler gewesen, Michael so plötzlich zu verlassen?
    »KC?«, rief Annie ihr von der Haustür her zu. »Komm rein.«
    KC ließ das Wagenfenster herunter. »Was ist denn? Ich dachte, du würdest bloß ein paar Minuten brauchen.«
    »Fünf Minuten. Bitte, du musst dir dieses Haus ansehen, die Möglichkeit hat kaum mal einer«, meinte Annie und winkte KC zu sich.
    KC klappte die Sonnenblende herunter und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Sie war müde, das fühlte sie nicht nur, das konnte sie auch in ihren Augen sehen. Hastig fuhr sie sich mit einer Bürste durch die Haare, zog sich die Lippen mit Lipgloss nach und stieg seufzend aus dem Wagen.
    »Ich hätte wirklich auf den nächsten Flug warten sollen«, murmelte KC vor sich hin und ging die breiten Schieferstufen hinauf, die zur Haustür führten. Die stand weit offen, doch von Annie war nichts zu sehen.
    KC betrat eine riesige Eingangshalle, und ihr erster Blick fiel auf einen gewaltigen Kronleuchter aus Kristall. Annie war immer noch nicht zu sehen, und auch niemand sonst. Das Haus wirkte kalt; alles, was es zu einem wirklichen Zuhause hätten machen können, fehlte. Auf den Marmortischen an der gegenüberliegenden Wand standen weder Fotos noch irgendwelche Familienerbstücke. Es war zu sauber, und nichts ließ darauf schließen, dass hier Menschen lebten.
    »Detener. Quién es usted?«
    KC erstarrte, denn sie verstand sofort. »Halt. Wer sind Sie?« Sie sprach sechs Sprachen, sie hatte Talent dafür und hatte sie im Laufe der Jahre gelernt. Sie hob die Hände, und dann drehte sie sich langsam um und sah einen Mann, der mit einer Waffe auf sie zielte. Sein äußeres Erscheinungsbild stand in krassem Gegensatz zu dem perfekten, akzentfreien Spanisch, mit dem er sie soeben angesprochen hatte. Er war Chinese, schien zwischen fünfzig und sechzig zu sein und hatte sich die schwarzen Haare eng an den Kopf geklebt, wie man es früher einmal getragen hatte.
    »Ich bin mit Annie hier«, antwortete KC auf

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