Die Legende der Dunkelheit: Thriller
geknackt hast.«
KCs Herz begann zu rasen. Außer ihrer Schwester, Michael, Busch und Simon gab es keine Menschenseele auf der Welt, die ihre Vergangenheit kannte.
»Du wusstest schon genau, wer ich bin, als wir uns am Flughafen begegnet sind«, vermutete KC, »nicht wahr?«
Annie nickte. »Wenn ich dir von dem hier erzählt hätte, wärst du niemals mitgekommen. Mir bleiben drei Tage, um einen Wahnsinnigen aufzuhalten. Ich konnte mir ja schlecht ein Hilfskraft-gesucht -Schild um den Hals hängen oder dich dazu überreden, mir zu helfen. Also: Ja, ich habe dich hinters Licht geführt, und das tut mir leid. Aber wenn es dir nicht völlig egal ist, ob Hunderte, wenn nicht gar Tausende sterben, wirst du tun, worum ich dich bitte.«
»Warum sollte ich dir glauben?«
»Du hast absolut keinen Grund, mir zu glauben«, erwiderte Annie.
»Du hast mich aber nicht nur ›für alle Fälle‹ hergeschleppt.« Je klarer KC erkannte, wie man sie manipuliert hatte, desto wütender wurde sie. »Du bist in dieses Haus gegangen, um diese Männer zu töten.«
»Hilf mir bitte«, entgegnete Annie in fast flehendem Ton.
KC starrte in Annies so unschuldig wirkendes Gesicht und wusste mit absoluter Sicherheit, dass diese Frau sie anlog. Dass diese Frau gefährlicher war als sonst irgendeine Frau, der sie je begegnet war.
»Meinst du nicht, dass ich uns mit einem Militärtransport hätte herbringen lassen können, wenn diese Angelegenheit nicht von höchster Dringlichkeit wäre, wenn es hier nicht um etwas ginge, was die nationale Sicherheit bedroht?«
KC begriff, dass das, was Annie sagte, stimmte und dass sie, wenn sie nicht mitspielte, nur eine ganz geringe Chance hatte zu überleben.
Der Wirrwarr in ihrem Hirn löste sich langsam wieder auf, und sie konzentrierte sich auf die Tür, auf die Scharniere, auf die Wände ringsum.
So etwas wie das hier war eher Michaels Ding; er war derjenige, der jede Tür aufbekam. Sie war zuständig für die Planung, und die Einbrüche, die sie in der Vergangenheit verübt hatte, hatten im Allgemeinen in Museen stattgefunden, in Privathäusern oder in Büroräumen, wo die Kunstwerke offen zur Schau gestellt wurden und nicht hinter Stahlwänden versteckt gewesen waren.
So eine Tür wie diese hier hatte sie in Florenz geknackt, im Haus eines zweiundneunzigjährigen Industriellen. Salvatore Giannini hatte ein Gemälde besessen, das eigentlich der Kirche gehörte. Bei dem Bild handelte es sich um einen Facetti, der während des Zweiten Weltkrieges aus einer venezianischen Kathedrale verschwunden war, weil Giannini damals noch als Sergeant Carmine Mattolo in Mussolinis Armee gewesen war und Meisterwerke gesammelt hatte, damit der Duce sich daran erfreuen konnte. KC hatte das Prinzip dieser Tür wochenlang studiert und wusste, dass die Schwachstellen in den Sicherheitsvorkehrungen lagen.
Die Tür damals war, genau wie diese hier, einen Meter achtzig mal neunzig Zentimeter groß gewesen, und verschlossen wurde sie mittels sechs gewaltigen Stangen, riesigen Bolzen, die, wenn sie aktiviert wurden, sechzig Zentimeter in den Rahmen der Stahltür glitten und die Tür damit völlig einbruchsicher machten.
Doch KC wusste, dass es nicht immer große Kraft brauchte, um eine solche Barriere zu überwinden.
»Ich brauche ein Verlängerungskabel und ein kleines Messer«, sagte sie zu Annie.
KC wandte ihre Aufmerksamkeit dem Tastenblock zu, riss die Abdeckung herunter und untersuchte den Schaltkreis darunter.
Annie kam zurück und brachte ihr ein langes orangefarbenes Kabel und ein Schälmesser. Ohne ein Wort zu sagen, schnitt KC die Kontaktbuchse ab, legte zwei Drähte und die Erde frei und trennte sie voneinander.
»Steck das in eine Steckdose.« KC hielt Annie das andere Ende hin.
KC untersuchte die Schaltkreisdrähte und folgte einem blauen und einem orangefarbenen Draht, die separat vom Hauptkabelbündel zurück in die Wand liefen.
Sie kletterte auf das Regal und schob die falschen Deckenfliesen zur Seite. Als sie den Kopf in die Öffnung steckte, konnte sie die dicken Metallwände des Schutzraums sehen, Wände, von denen sie bereits wusste, dass sie einbruchsicher waren. Sie untersuchte einen Lüftungsschacht aus Metall, der in der Betondecke über ihr endete. Es blieb dabei – diese Konstruktion machte es unmöglich, hier einzubrechen. Doch das alles interessierte KC überhaupt nicht, denn es gab da ja dieses kleine orangefarbene Kästchen, das an der Stelle aus dem Lüftungsschacht herausragte, an
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