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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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dem linken Fuß zuerst. So hielt er das schon seit seinem ersten Flug, weil seine Mutter ihm damals gesagt hatte, er solle den ersten Schritt immer mit seinem besseren Fuß machen, weil das einen sicheren Flug garantieren würde. Busch liebte seine Mutter, hatte sich über ihren Aberglauben aber immer lustig gemacht: schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel, verschüttetes Salz. Doch obwohl er es lustig fand, was sie glaubte, machte er seit über zwanzig Jahren den ersten Schritt mit dem linken Fuß, egal, ob er ein Flugzeug, einen Zug, ein Schiff oder einen Fahrstuhl bestieg, und bis jetzt war immer alles reibungslos für ihn gelaufen.
    Als er und Michael die Maschine betraten, sahen sie den Kapitän, der im Cockpit stand und sich mit dem Kopiloten unterhielt. Die uniformierten Männer drehten sich um und warfen ihren neuen Passagieren einen kurzen Blick zu, befassten sich dann aber gleich wieder mit ihrem Flight Check.
    In der geräumigen Kabine des Jets gab es drei Reihen mit breiten Ledersitzen, die eher aussahen, als gehörten sie in einen exklusiven Filmvorführraum, nicht unbedingt in ein Flugzeug. Ungefähr in der Mitte stand ein großer Konferenztisch. Eine Tür, die in den hinteren Teil der Maschine führte, war geschlossen, aber Michael wusste, dass sich dahinter sehr wahrscheinlich ein privates Büro und ein Schlafzimmer befanden.
    »Mr St. Pierre.« Der Mann hatte eine tiefe und prägnante Stimme und sprach unnatürlich deutlich, so als wollte er unbedingt einen Akzent überspielen.
    Michael nickte.
    »Mein Name ist Jon Lei.« Jon war knapp einen Meter achtzig groß und hatte so muskulöse Oberarme, dass der Stoff seines kurzärmeligen Shirts gefährlich spannte. Seine schwarzen Haare waren kurz, allerdings nicht militärisch gestutzt, wie Michael es eigentlich erwartet hätte. »Sie können Platz nehmen, wo Sie wollen. Wir starten in Kürze. Unser letzter Passagier hat sich leicht verspätet.«
    Michael starrte ihn an und wartete darauf, dass er weitersprach. Doch er schwieg eine Weile, und die allgemeine Anspannung wurde deutlich spürbar.
    »Nun«, meinte Jon schließlich, »wir werden diese einseitige Unterhaltung fortsetzen, sobald wir in der Luft sind.« Damit drehte er sich um und verließ die Kabine durch die Hintertür, die er hinter sich schloss.
    Michael erkannte ihn wieder. Er hatte seinen neuen Reisebegleiter gestern gesehen, ein Gesicht in der Menge, als Michael auf dem Bürgersteig lag und den Jungen festhielt, der Annies Handtasche gestohlen hatte. Die Gesichter der Schaulustigen hatten sich in seine Erinnerung eingebrannt. Dieser gaffende Haufen hatte erst nur geglotzt, dann über Michaels heroische Tat getuschelt, und sich schließlich, als Annie den Mann erschoss, nur verängstigt geduckt, oder aber sie waren weggelaufen. Dieser Mann hier war nur einer von vielen gewesen, und er hatte ausgesehen wie ein x-beliebiger New Yorker. Er hatte feine Gesichtszüge, in denen sich mehrere asiatische Kulturen mischten, und ein markantes Kinn und hohe Wangenknochen. Was ihn so unvergesslich machte, waren die kalten dunklen Augen, die sein Gesicht beherrschten. Erst jetzt begriff Michael, dass dieser Mann nicht nur ein Zeuge gewesen war, sondern ein Komplize.
    Michael setzte sich ans Fenster und streckte die Beine aus.
    »Unsere Stewardess scheint ja ein echter Charmebolzen zu sein«, meinte Busch und ließ seinen einen Meter fünfundneunzig langen Körper auf den Sitz neben ihm plumpsen. »Ich fass es nicht, dass Simon nicht hier ist. Hat er dich auch noch nicht zurückgerufen?«
    »Ich habe ihm drei Nachrichten hinterlassen, und ich habe ihm das Video von KC geschickt und eine E-Mail, in der steht, wo wir hinfliegen. Er braucht mich nicht zurückzurufen; ich weiß auch so, dass er alles tun wird, was in seiner Macht steht, um uns zu helfen.«
    »Trotzdem ist das alles hier seine Schuld. Sei nicht so dumm und danke dem Knaben, der dich in die Scheiße reingeritten hat, dafür, dass er dich aus der Scheiße rausholt.«
    Michael bedachte Busch mit einem zornigen Blick.
    »Ich mein ja bloß.« Busch lehnte sich zurück. »Und auf wen warten wir jetzt noch?«
    Er hatte es kaum ausgesprochen, als ein weißer Lieferwagen auf das Rollfeld fuhr und gleich neben dem Jet zum Stehen kam. Zwei Männer stiegen aus dem Wagen, gingen nach hinten, öffneten die zweiteilige Tür am Heck und zogen eine lange Kiste heraus. Ein Gestell mit vier Rädern klappte unter dem aus, von dem Michael jetzt sah, dass es sich dabei

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