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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Nähe der großen Schlucht.“
    „Stimmt genau! Da haben wir gewohnt!“
    „Die Schlucht ist eigentlich ein ausgetrocknetes Flussbett, durch das früher einmal ein Seitenarm des Hoole geströmt ist. Bis dahin ist es also auch nur ein kleiner Abstecher.“
    „Wir versprechen dir auch, dass wir uns alle Mühe geben werden, jagen zu lernen“, verkündete Soren erfreut.
    „Ist es mit dem Jagen auch so wie mit dem Fliegen un d …“, Gylfie zögerte, „ … wie mit der Suche nach dem Großen Ga’Hoole-Bau m – man muss sich einfach zutrauen, dass man es schafft?“
    „Beim Glaux, es geht doch bloß ums Fressen“, entgegnete Morgengrau ein wenig herablassend.
    Beim ersten Dunkel flogen die drei Eulen los. Es war ziemlich kalt geworden. Die Aufwinde hatten sich verzogen, und Soren und Gylfie begriffen erst jetzt, was für ein Riesenglück sie gehabt hatte n – beziehungsweise, wie klug es von Grimbel gewesen war, darauf zu bestehen, dass sie die günstige Gelegenheit zur Flucht genutzt hatten. Die Aufwinde hatten ihnen das Fliegen wirklich sehr erleichtert.
    Auch wenn sie in dieser mondhellen Nacht auf derlei Annehmlichkeiten verzichten mussten, war es doch immer noch herrlich, frei zu sein. Die reifbedeckte Welt unter ihnen funkelte und glitzerte. Soren wünschte sich inbrünstig, dass seine Eltern sehen könnten, wie er flog. Er schlug mit den Schwingen, erhöhte seine Geschwindigkeit und stieg himmelwärts. Der Ferne, der Ferne!, wie Mr s Plithiver den Himmel zu nennen pflegte. Die gute, alte Mr s P. Auch nach ihr hatte er Sehnsucht. Jetzt könnte er ihr vom Fernen erzählen. Endlich könnte er der treuen Blindschlange aus eigener Erfahrung vom Fernen berichten.
    In dieser Nacht fing es heftig zu schneien an. Immer wieder stürmte es derart, dass Soren pausenlos mit der Nickhaut blinzeln musste, um vor lauter Schneeflocken, die ihm in die Augen geblasen wurden, überhaupt noch etwas zu sehen. Manchmal war das Schneetreiben so dicht, dass Himmel und Erde zu einer einzigen grauen Fläche verschwammen und der Horizont verschwand.
    Doch Morgengrau bewegte sich mit unvorstellbarer Sicherheit durch diese verschwommene Welt. Die beiden Jungvögel blieben immer in seiner Nähe. Soren flog über ihm, Gylfie hielt sich im geschützteren Bereich unter seinen Flügeln.
    „Na, was hab ich euch gesagt? Die Welt ist eben nicht immer nur schwarz oder weiß. Jetzt seht ihr es selbst!“, rief Morgengrau und kurvte elegant durch den immer dichter werdenden Flockenwirbel.
    „Wie findest du dich bloß zurecht?“, fragte Soren.
    „Ich habe gelernt, mich tagsüber und nachts wie alle Eulen an Umrissen zu orientieren, aber dann habe ich gemerkt, dass man auch noch auf andere Art sehen kann. Dass sich gerade hinter dem, was man klar und deutlich zu erkennen glaubt, etwas ganz anderes verbergen kann. Darum habe ich manches absichtlich wieder verlernt.“
    „Wie stellt man das denn a n – etwas wieder zu verlernen?“, wollte Soren wissen.
    „Indem man beschließt, sich nicht nur auf das zu verlassen, was die Augen sehen. Indem man Neues ausprobiert und Altes aus dem Gedächtnis löscht. Indem man sich auf seinen Magen verlässt, wenn man Neuem begegnet.“
    „Ist das nicht ziemlich schwierig?“, fragte Gylfie.
    „Allerdings, allerdings! Aber genug geschwatzt. Wir wechseln gleich in den Gleitflug. Und du, Gylfie, denk dran, beim Landen die Füße vorzustrecken, wie ich es dir erklärt habe. Nicht, dass du wieder mit dem Kopf nach unten hängst!“
    „Ich werde deinen unschätzbar wertvollen Rat beherzigen.“
    „Kleine Eule, großer Schnabel“, brummelte Morgengrau.
    „Vielleicht habe ich mich ja geirrt. Vielleicht war es doch nicht so nah am Fluss. Vielleicht war es gar keine Tanne.“
    Morgengrau und Gylfie wechselten einen Blick. Es war der dritte Baum, den sie angeflogen hatten. Auch hier wohnte keine Eulenfamilie. Sie hatten bisher nur verlassene Höhlen vorgefunden, in denen irgendwann einmal Eulen genistet hatten. „Ich kann mich eben nicht mehr so gut an früher erinnern“, sagte Soren kleinlaut. „Ic h … ic h …“
    „Also ich glaube ja, dass sie nicht mehr da sind, Soren“, fiel ihm Gylfie ins Wort.
    Soren wandte sich empört nach der Elfenkäuzin um: „Spinnst du? Sag so was nicht noch mal!“ Er bebte vor Zorn. „Du kennst meine Eltern doch überhaupt nicht. Aber ich kenne sie! Sie würden mich nicht einfach allein zurücklasse n – niemals!“
    „Es geht doch nicht darum, dass sie dich

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