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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Ga’Hoole-Baum. Es ist der größte Ga’Hoole-Baum der Welt, manche behaupten sogar, der größte Baum, den es je gab, und er stellt den Mittelpunkt eines Königreichs mit Namen Ga’Hoole dar.“
    Soren stockte der Atem, er machte große Augen. Gylfie saß reglos da.
    „Gibt es dieses Land denn wirklich?“, fragte Soren schließlich.
    „Oder gibt es das nur in der Legende?“, setzte Gylfie zweifelnd hinzu.
    „Also ich persönlich glaube an Legenden“, erwiderte Morgengrau schlicht. Ausnahmsweise klang es kein bisschen prahlerisch.
    „Und was suchst du nun auf der Insel mit dem großen Baum mitten in einem See namens Hoolemeer?“, fragte Soren weiter.
    „In dem Baum lebt eine Gemeinschaft von Eulen, von ungewöhnlich starken, mutigen Eulen.“ Beim Sprechen schien Morgengrau noch größer zu werden.
    „Fliegen diese Eulen etwa Nacht für Nacht aus und tun Gutes?“ Soren hörte wieder seinen Vater erzählen. „Niemals sprechen sie ein unwahres Wort, sie haben es sich zum Ziel gesetzt, alles Unrecht auszurotten, die Schwachen zu stärken, die Verzweifelten wieder aufzurichten, die Stolzen in die Schranken zu weisen und jene zu entmachten, die Unterlegene ausnutzen. Von dieser erhabenen Gesinnung beseelt, breiten sie ihre Schwingen au s … Meinst du die?“
    „Ja. Sie haben sich zusammengetan, um für das Wohl aller Eulenvölker zu sorgen und zu streiten.“
    „Und du glaubst wirklich, dass es das Land Ga’Hoole gibt?“, vergewisserte sich Soren noch einmal.
    „Glaubt ihr etwa nicht daran, dass ihr fliegen könnt?“, gab Morgengrau zurück.
    Soren und Gylfie blinzelten verdutzt. Komische Antwort. Eigentlich gar keine Antwort, sondern eine Frage. Wie weit sie sich doch schon vom Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen entfernt hatten!

Verlassene Höhlen

    „Ihr beide müsst unbedingt lernen, wie man jagt. Wovon habt ihr euch denn im Sankt Äggie so ernährt?“ Soren und Gylfie hatten verschmierte Schnäbel, so gierig waren sie über die saftige Wühlmaus hergefallen, die ihnen Morgengrau gebracht hatte. Noch nie hatte ihnen etwas so gut geschmeckt. Das Fleisch hatte ein zartes Aroma von Eicheln und den schrumpligen Beeren des Ga’Hoole-Baumes, auf dem sie immer noch saßen.
    Gylfie schluckte herunter und antwortete: „Überwiegend von Grillen, falls wir nicht in der Brüterei gearbeitet haben.“
    „Sonst nichts?“
    „Nein. Es gab tagein, tagaus Grillen, zu jeder Mahlzeit.“
    „Großer Glaux, wie kann eine Eule das bloß durchstehe n – ganz ohne Fleisch?“
    Soren und Gylfie schüttelten nur stumm die Köpfe und schlangen weiter.
    Morgengrau begriff, dass aus den halb verhungerten Jungvögeln erst dann wieder ein vernünftiges Wort herauszubekommen war, wenn beide satt waren. Er wartete, bis sie aufgefressen hatten, dann richtete er den Blick seiner gelben Augen durchbohrend auf sie. „So! Jetzt will ich aber endlich hören, ob ihr beide mich auf der Suche nach dem Großen Ga’Hoole-Baum begleiten wollt.“
    Die beiden Freunde wechselten einen verunsicherten Blick.
    „Ja, scho n …“, erwiderte Soren.
    „Und auch wieder nei n …“, erwiderte Gylfie.
    „Was denn nun? Ja oder nein?“
    „Beides“, sagte Gylfie. „Als du vorhin jagen warst, haben Soren und ich darüber gesprochen. Wir würden dich gern begleiten, ganz klar, aber vorhe r …“
    „Vorher wollt ihr euch nach euren Eltern umsehen, stimmt’s?“
    „Stimmt“, bestätigten die Jungvögel verlegen. Ihnen war bewusst, dass dieser Wunsch für Morgengrau, der seine Eltern schon kurz nach dem Schlüpfen verloren hatte, etwas schwer nachzuvollziehen war. Morgengrau hatte keine Erinnerung mehr an sein Nest, an seine Familie. Er flog durch die Lande, verweilte mal hier, mal da. Er hatte sogar schon mit Vögeln und Tieren anderer Arten zusammengelebt. In Ambala hatte ihn einmal eine Spechtfamilie bei sich aufgenommen, in Tyto ein älterer Adler und, es war kaum zu fassen, in Kuneer hatte er sich sogar vorübergehend einer Familie von Wüstenfüchsen angeschlossen. Darum jagte und fraß er auch niemals Füchs e – das kam für ihn grundsätzlich nicht infrage.
    „Na schön. Ihr habt mir ja geschildert, wo ihr beide herkommt, die Gegend liegt eigentlich fast auf dem Weg. Unser Weg führt immer am Fluss entlang und du, Soren, hast ja erzählt, dass man von eurem Nest aus den Fluss sehen konnte. Was dich betrifft, Gylfie, so kenne ich mich ja in Kuneer ziemlich gut aus, und ich würde mal schätzen, euer Nest war in der

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