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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Beinahe hätte Soren gefragt, von wem sie das erfahren hatte, aber ihm fiel rechtzeitig ein, dass sich Oktavia nicht nur um Madame Plonks „Gemächer“ kümmerte, sondern auch um Ezylrybs Höhle. „Hinaus mit dir.“
    „Vielen Dank noch mal, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben, Madame Plonk.“ Soren verabschiedete sich und verließ rückwärts unter Verbeugungen die Höhle.
    Kaum war er draußen, rief Madame Plonk: „Oktavia! Oktavia, komm sofort her!“
    Die dicke alte Nesthälterin ließ sich von ihrem Ast vor dem Eingang der Wohnhöhle gleiten.
    „Hast du zugehört, Oktavia?“
    „Jawohl, gnädige Frau. Dann haben wir wohl eine neue Ges-Saite!“

Feuer!

    Ezylryb thronte auf einem Ast im höchsten Wipfel des Großen Ga’Hoole-Baumes und blinzelte in den strahlenden Sommermorgen. Schon zwei Tage saßen er und sein Freund Poot nun fast ununterbrochen hier oben. Die beiden beobachteten die Wolken am gegenüberliegenden Ufer des Hoolemeers.
    „Hol die Brigade!“, befahl der alte Kreischeulerich jetzt knapp. „Es tut sich genug, dass ich eine Lehrstunde abhalten kann.“
    „H e … was ist denn?“, protestierte Soren, als Poot ihn wachrüttelte. „Es ist mitten am Ta g – Schlafenszeit!“
    „Heute nicht, Kleiner. Ab nach oben zum Unterricht. Befehl vom Käpt’n. Aber zackig!“
    Soren wunderte sich. „Käpt’n“ nannte Poot den alten Ezylryb sonst nur, wenn sie einen Wetterflug unternahmen. Aber heute war der Himmel strahlend blau. Die goldene Zeit war angebrochen, die Beeren an den Ranken des Ga’Hoole-Baumes hatten sich dunkelgelb gefärbt.
    Soren traf als Letzter im Wipfel ein. Auch die anderen Jungeulen waren noch völlig verschlafen. Martin gähnte ungeniert, nur Otulissa war hellwach, überschüttete den Ryb mit Fragen und stellte bereits eifrig eigene Wolkenbeobachtungen an. Ruby würgte ihr Morgengewölle aus. Sie wirkte so müde, dass Soren fürchtete, sie könnte vom Ast plumpsen. Da kamen Bubo und Elvan angeflogen. Soren hatte den Schmied schon länger nicht mehr gesehen. Der Uhu hatte sich dem Kundschaftertrupp in die Schnabelberge angeschlossen. Inzwischen waren von dort aber zum Glück alle wohlbehalten zurückgekehrt.
    „Schlucken!“, brummte Bubo und ließ eine Maus mit dem Kopf voran in den Schnabel der pausenlos plappernden Fleckenkäuzin gleiten.
    „Danke, Bubo“, sagte Ezylryb mit Bassstimme und blinzelte dem Uhu zu.
    Dann wandte er sich an die Jungvögel: „Hat jemand eine Idee, weshalb wir euch geholt haben?“ Otulissas Fuß schoss sofort in die Höhe, obwohl sie noch den Schnabel voll hatte und keinen Ton herausbrachte.
    Soren blickte in die Runde. Es war das erste Mal, dass alle drei Lehrer zusammen eine Unterrichtsstunde abhielten. Die Zeiten, da die Neulinge unter Bubos Anleitung im Kreis laufen mussten, waren vorbei, nun sollten sie erste Erfahrungen mit einem Waldbrand sammeln. Die jungen Eulen wurden ganz still und legten ängstlich die Federn an. Man hörte nur Otulissa ihre Maus herunterschlucken. Dann sagte die Fleckenkäuzin mit furchtsam bebender Stimme: „Aber ich hab grade was gefressen! Ich kann doch nicht mit vollem Magen fliegen.“
    „Nur keine Bange“, entgegnete Ezylryb, „wir fliegen noch nicht gleich los. Ihr sollt euch aber schon einmal anschauen, welchen Einfluss ein Feuer auf Wind und Wolken hat. Das kann man auch von hier aus beobachten. Drüben am anderen Ufer des Hoolemeers brennt der Wald. Es ist ein richtig großer Brand.“ Der alte Kreischeulerich hüpfte ans vordere Ende des Astes. „Nachher fliegen wir über das Hoolemeer und schauen uns das Ganze von den Uferklippen aus an. Wir warten dort ein, zwei Tage ab, dann fliegen wir in das Feuer hinein.“
    Den ganzen Vormittag lang beobachteten sie die Wolken am gegenüberliegenden Seeufer. Inzwischen konnten alle Schüler Wörter wie „Rappelschanze“, „Überlaufwall“ und „Rinne“ richtig verwenden. Nun aber kamen neue Fachausdrücke dazu: „Differenzdruck“, „Temperaturumkehr“ und „thermische Säule“.
    Als der Nachmittag fortgeschritten war, schickte sie Ezylryb für ein kurzes Nickerchen in ihre Schlafhöhlen. Um die Zwischenstunde, so nannte man die Zeit nach den letzten Sonnenstrahlen des Tages und vor dem Anbruch der Dämmerung, würden sie wieder geweckt und dann würden sie losfliegen.
    „Bist du aufgeregt, Ruby?“, fragte Soren auf dem Weg nach unten in die Schlafhöhlen.
    „Na klar!“
    „Aber du bist doch so eine gute Fliegerin.“
    „Ganz

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