Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
abgesehen davon, dass ihr beide doppelt so groß seid wie ich“, warf der kleine Martin ein.
    „Wovor habt ihr am meisten Angst?“
    „Vor dem Wipfelfeuer oder wie man das nennt, wenn das Feuer von einer Baumkrone auf die nächste überspringt“, antwortete Ruby. „Das muss doch einen Aufruhr in der Luft gebe n … wie soll man da durchfliegen? Keine Eule kann vorher berechnen, wo in so einem Fall die Sturzlöcher auftreten.“
    Otulissa hatte die drei eingeholt. „Wissenschaftlich betrachtet geschieht Folgendes: Die Flammen kletterten eine Feuerbrücke empor. Das steht so in der Fachliteratur.“
    „Ich soll bestimmt unten am Boden die kleinsten Glutstücke zusammensuchen“, mischte sich Martin wieder ein. „Bei so einem Wipfelfeuer zieht mich der Sog doch sofort die Feuerbrücke hoch, so klein und leicht, wie ich bin!“
    „Das kann uns allen passieren“, entgegnete Soren. „Wir müssen uns auch zwischendurch am Boden aufhalten, da nützt es uns nichts, dass wir schwerer sind als du.“ Martin legte den Kopf schief und blinzelte skeptisch. Sorens Einwand schien ihn keineswegs zu beruhigen.
    Ezylryb hatte die Gruppe bereits für ihren ersten Einsatz eingeteilt. Ruby war als beste Fliegerin für die Glutstücke zuständig, die von den thermischen Aufwinden emporgewirbelt wurden. Soren und Otulissa wurden auf halber Höhe der Hitzesäule eingesetzt und der kleine Martin überwiegend am Boden.
    Soren verglich den Flug über das Hoolemeer unwillkürlich mit seiner Ankunft vor einem knappen halben Jahr. Damals hatte ein Schneesturm getobt. Vor lauter Flocken hatte man kaum etwas gesehen, Himmel und Wasser waren zu einer einzigen weißen Fläche verschwommen. Heute dagegen war der Himmel blau, kaum eine Welle kräuselte die Wasseroberfläche. Im Schein der letzten Sonnenstrahlen stießen Möwen auf den See nieder, ab und zu schnellte ein silbriger Fisch aus dem Wasser. Doch als sie sich dem gegenüberliegenden Ufer näherten, veränderte sich die Luft. Wie alle Eulen konnte Soren nicht besonders gut riechen, aber er glaubte, einen beißenden Gestank zu wittern.
    Sie landeten auf einer steilen Klippe. Ezylryb gönnte ihnen keine Verschnaufpause, sondern deutete sofort mit dem dreizehigen Fuß auf ein paar Wolken ganz in der Nähe. „Diese hier nennt man Ga’Hoole-Wolken. Könnt ihr euch denken, warum?“
    Otulissa meldete sich natürlich wieder als Erste. „Weil sie eine ähnliche Form haben wie die Samen in den Früchten des Ga’Hoole-Baums.“
    „Das ist richtig, Kleine“, lobte Ezylryb die Fleckenkäuzin.
    Martin raunte Soren zu: „Die bringt auch gar nichts aus der Fassung, was?“
    Es war nicht zu übersehen, dass der kleine Sägekauz schrecklich aufgeregt war, viel aufgeregter als alle anderen. Soren konnte das gut nachvollziehen. Martin war mit Abstand der Kleinste von ihnen, da musste er sich ja fürchten. „Du schaffst das schon, Martin“, sagte er tröstend.
    „Lieb von dir, dass du das sagst, Soren, aber ist dir eigentlich klar, dass ich der erste Sägekauz bin, der je in einer Glutsammlerbrigade mitgeflogen ist?“
    „Anscheinend trauen die Rybs dir einiges zu.“
    „Und wenn sie sich irren?“ Martins Stimme überschlug sich.
    Ezylryb sprach immer noch über die Ga’Hoole-Wolken. „Sie haben eingedellte Rücken, wei l … nun, was meint ihr?“
    Otulissa klappte den Schnabel auf: „Das hat ganz einfach physikalische Gründe. So stand es in dem Buch der bedeutenden Wetterkundlerin Emerill a – die übrigens eine Fleckenkäuzin war.“ Otulissa schlug in gespielter Bescheidenheit die Augen nieder. Soren fand ihr Getue unerträglich.
    „Das war nicht die Frage, Schätzchen“, sagte Ezylryb barsch.
    „Verzeihung. Die Wolken haben eingedellte Rücken, weil die Winde über den Wolken kräftiger blasen als die Winde darunter.“
    Martin fing an zu zittern. „Vielleicht verwandle ich mich ja in einen umherfliegenden Glutbrocken und werde von Ruby aufgefangen“, sagte er mit erstickter Stimme.
    „Das war’s erst mal. Wir bleiben hier und warten ab, bis das Feuer so weit ist, dass man ungefährdet durchfliegen kann. Elvan und Bubo werden die Brigade anführen und euch die besten Glutvorkommen zeigen. Ich bleibe hier oben, beobachte die Wetterbedingungen und erstatte euch zwischendurch Bericht. Wenn ihr Bubos und Elvans Anweisungen befolgt, kann euch nichts passieren. Ruby und Poot sind für den obersten Abschnitt des Feuers zuständig, Elvan und Otulissa für den mittleren. Soren

Weitere Kostenlose Bücher