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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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albernes Hirngespinst, und Hirngespinste bringen einen nur in Schwierigkeiten. Süßschnäbelchen und ich halten gar nichts von derlei Unsinn. Hirngespinste machen niemanden satt und geben dem Muskelmagen nichts zu tun. Opossums, Ratten, Wühlmäus e – darum geht es im Leben!“ Süßschnäbelchen nickte bestätigend und Rußschnäbelchen beugte sich vor, um ihr zum tausendsten Mal das Gefieder zurechtzuzupfen.
    Für Soren stand inzwischen endgültig fest, dass er Süßschnäbelchen und Rußschnäbelchen trotz ihrer Jagdkünste sterbenslangweilig fand.
    Als sie sich am späten Nachmittag in der Höhle aneinanderkuschelten und auf das erste Dunkel warteten, fragte Gylfie schläfrig: „Du, Soren, bist du wach?“
    „Hmm. Ich kann’s gar nicht erwarten endlich weiterzufliegen.“
    „Geht mir genauso. Ich überlege bloß grad e …“
    „Was denn?“
    „Glaubst du eigentlich, dass Blitz und Donner einander genauso lieb haben wie Süßschnäbelchen und Rußschnäbelchen?“
    Blitz und Donner waren ein Adlerpärchen. Die beiden waren den Freunden in der Wüste zu Hilfe gekommen, als ein Häschertrupp aus Sankt Ägolius Digger angegriffen hatt e – übrigens waren die Angreifer eben jene Eulen, die damals Diggers Eltern gefressen hatten. Auch die beiden Adler schienen einander innig zu lieben. Donner konnte allerdings nicht mehr sprechen, seit sie bei einem Kampf ihre Zunge eingebüßt hatte.
    Schwierige Frage, dachte Soren. Seine eigenen Eltern hatten nie derart aneinander herumgezupft und -geputzt wie Süßschnäbelchen und Rußschnäbelchen und sie redeten einander auch nicht mit süßlichen Kosenamen an. Trotzdem wäre Soren nie auf die Idee gekommen, dass sie sich nicht liebten. „Keine Ahnung“, erwiderte er darum. „Es fällt mir schwer, mich da hineinzuversetzen. Oder kannst du dir vorstellen, wie es ist, einen Gefährten zu haben?“
    Gylfie ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ehrlich gesagt, nein“, entgegnete sie dann.
    Morgengrau regte sich im Schlaf.
    „Nie wieder Opossumfleisch!“ Digger unterdrückte ein Rülpsen. „Die Viecher kommen mir andauernd wieder hoch.“
    Beim ersten Dunkel hatten sich die vier Freunde von ihren Gastgebern verabschiedet und waren losgeflogen. Jetzt rasteten sie auf einem dicken Ast, der einen guten Ausblick in das Tal bot. Sie hielten nach einem Bach oder Fluss Ausscha u – nach irgendeinem fließenden Gewässer, von dem man annehmen konnte, dass es in den Hoole mündete, der wiederum ins Hoolemeer floss.
    „Was meinst du mit ,die Viecher kommen dir wieder hoch‘?“ Soren stellte sich vor, wie lauter kleine Opossums in Diggers Schnabel hinein- und wieder hinausschlüpften.
    „Das ist bloß so ein Spruch von meinem Papa. Hat er immer gesagt, wenn er Tausendfüßer gefressen hat.“ Digger seufzte. „Und meine Mama hat dann immer erwidert: ,Kein Wunder, Schatz. Wenn die Beute so viele Beine hat, krabbelt sie eben noch ein Weilchen in einem herum.‘“
    Gylfie, Morgengrau und Soren brachen in Gelächter aus.
    Digger fuhr bekümmert fort: „Meine Mama war echt lustig. Ihre Witze fehlen mir.“
    „Komm schon“, sagte Gylfie aufmunternd. „Du hast ja jetzt uns.“
    „Aber hier ist alles so anders! Ich habe nie auf Bäumen gelebt. Dafür ist unsereiner nicht geschaffen. Ich bin ein Höhlenkauz, und wir Höhlenkäuze leben in der Wüste, unter der Erde. Wir ernähren uns nicht von Opossums. Wie gern würd ich mal wieder eine leckere Schlange fressen! Ähh h … nichts für ungut, Mr s P.!“
    „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Digger. Die meisten Eulen fressen Schlangen. Zwar verschonen sie uns Blindschlangen für gewöhnlich, weil wir uns um ihre Nester kümmern, aber andere Schlangen fressen sie schon. Sorens Eltern waren in diesem Punkt wirklich außergewöhnlich feinfühlig. Aus Rücksicht auf mich hatten sie Schlangen ein für alle Mal von ihrem Speiseplan gestrichen.“
    Morgengrau war auf einen höheren Ast gehüpft und hielt wieder Ausschau nach einem Bach oder dergleichen.
    „Bei dieser Dunkelheit hat das gar keinen Zweck“, meinte Gylfie skeptisch. „Und wenn er noch so scharfe Augen hat: ein schwarzer Bach im dunklen Wal d – vergiss es!“
    Da legte Soren den Kopf schief, erst auf die eine Seite, dann auf die andere.
    „Was ist denn, Soren?“, fragte Digger.
    „Hörst du was?“ Morgengrau kam wieder zu ihnen heruntergeflogen und landete auf einem dünnen Ast, der unter seinem Gewicht knarrte.
    „ Pst! “, machte Soren.
    Alle waren

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