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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Entscheidungen des Anführers nicht infrage zu stellen.
    Der kleine Sägekauz Martin trat vor. „Ich leiste dir Gesellschaft, Soren.“
    Soren erwiderte blinzelnd: „Nein, nei n … Das ist nett von dir, Martin, aber du musst doch auch schlafen. Bestimmt bist du todmüde, schließlich hast du vorhin mit Wind und Wellen gekämpft. Ich komme schon zurecht.“
    „Es macht mir wirklich nichts aus.“
    Soren ließ sich nicht umstimmen. „Ich komm schon alleine klar.“
    Während der ersten Wache tat keine der Eulen ein Auge zu. Sie fühlten sich unten auf der Erde unwohl und auch der Gedanke an die Geisterschnäbel beunruhigte sie. Doch als schließlich der Morgen anbrach und das unheimliche Leuchten der Baumstämme nachließ, wurden sie immer schläfriger. Die Köpfe sanken ihnen auf die Brust beziehungsweise auf den Rücken, denn sehr junge Eulen drehen beim Schlafen den Kopf herum und stecken die Schnäbel in das Gefieder zwischen ihren Schultern.
    „Du bist dran, Soren“, sagte Ruby.
    Soren öffnete blinzelnd die Augen und hob verschlafen den Kopf.
    „Keine Sorg e – alles ist ruhig. Kein Waschbär, kein Geisterschnabel und auch kein Geisterwaschbär.“ Otulissa gab ein leises Tschurren von sich, sie lachte.
    Soren tappte zu einem Hügelchen, das von einer Lichtung umgeben war, breitete die Flügel aus und war mit einem einzigen Aufwärtsschlag oben. Der Nebel war wieder dichter geworden. Ein leichter Wind strich durch den Wald und trieb die weißen Schwaden zu flüchtigen Formen zusammen, manche lang gezogen und dünn, andere rundlich und plustrig. Soren musste an Silbers und Nussknackers munteres Geplapper denken, bevor der Orkan die Brigade erfasst hatte. Eigentlich waren die beiden richtig niedlich, auch wenn sie ihm manchmal ziemlich auf die Nerven gingen. Soren konnte sich gar nicht mehr vorstellen, dass er selbst auch einmal so jung gewesen war. Das Zusammenleben mit seinen Eltern hatte nur kurz gedauert, weil er so früh entführt worden war. Seine Großeltern hatte er überhaupt nicht kennengelern t …
    Der Nebel bildete immer neue Formen und Gestalten, wie es die Wolken am Himmel oft taten. Soren glaubte, einen Waschbären zu erkennen, einen Hirsch, der über einen Baumstumpf sprang, einen aus dem Wasser schnellenden Fisch. Wenn er beim Fliegen die Wolken betrachtete, dachte er sich manchmal ganze Geschichten aus. Wieder ballte sich der Nebel zu einer formlosen Masse zusammen, die sich nun in zwei Hälften zu teilen schien. Die Umrisse erinnerten Soren an etwa s … aber woran bloß? An etwas flaumig Weiches, Warme s … Er glaubte, seinen Namen zu hören, und doch war es ganz still. Merkwürdig.
    Soren saß reglos da. Was ging hier vor? Nicht, dass er Angst bekommen hätte. Nein, er wurde eher traurig, tieftraurig. Die beiden Nebelgestalten zogen ihn unwiderstehlich an. Die plustrigen Umrisse schienen die Köpfe schief zu legen und ihn lauschend anzuschauen. Und sie riefen nach ihm, ja, so war es tatsächlich, auch wenn kein Laut zu vernehmen war. Soren hörte es nur in Gedanken.
    Plötzlich spürte er, wie er aus seinem Körper heraustrat, wie er die Flügel ausbreitete und aufflatterte, und doch stand er immer noch auf dem mit Efeu bewachsenen Hügel. Wenn er an sich herunterschaute, sah er deutlich, wie sich seine Zehen in die weichen Moospolster gruben. Gleichzeitig erblickte er einen zweiten Soren. Der zweite Soren war eine weiße Nebelgestalt. Sie schwang sich in die Lüfte und flog zu dem großen Baum am Rand der Lichtung hinüber, auf dem sich die beiden anderen Nebelgestalten niedergelassen hatten.
    Ist das eine optische Täuschung?
Wir sind keine optische Täuschung, Soren.
Seid ihr Geisterschnäbel?
Wenn du es so nennen wills t …
Mama? Papa?
    Der Nebel kräuselte sich wie eine bewegte, schimmernde Wasserfläche im Mondschein.
    Soren flog über den Hügel, aber als er den Kopf wandte, sah er sich weiterhin auf der Kuppe stehen. Er streckte eine Zehe au s – sie war durchsichtig! Da landete er auch schon auf dem Ast neben den beiden Gestalten. Im selben Augenblick fühlte er sich auf einmal wieder vollständig. Es kam ihm vor, als sei in seinem Magen ein Loch gewesen, das sich endlich geschlossen hatte. Er streckte den Fuß aus und wollte seine Mutter anstupsen, aber der Fuß ging glatt durch sie hindurch.
    Sterbe ich etwa? Werde ich jetzt auch ein Geisterschnabel?
Nein, mein Schatz.
    Seit seiner Entführung hatte ihn niemand mehr „mein Schatz“ genannt.
    Soren legte den Kopf schief

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